Cover des Buches Schnapsdrosseln (ISBN: 9783954511204)
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Rezension zu Schnapsdrosseln von Sabine Trinkaus

Tierisch guter und hochprozentiger Regionalkrimi

von Cappuccino-Mama vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Tierisch gute, humorvolle Unterhaltung ist hier garantiert und die alte, internet- und facebooksüchtige Agathe war mein absoluter Liebling.

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 11 Jahren

Britta und Margot, die beiden ungleichen Freundinnen ermitteln wieder. Nach dem ersten Fall SCHNAPSLEICHE geht es nun im Bonner Stadtteil Lengsdorf, gemeinsam mit der verfressenen und ungezogenen Bulldogge Louis, für das bunte Trio erneut auf Fährtensuche.


Das Cover:

Dieses Titelbild ist schlicht, zeigt aber die wichtigste Gerätschaft einer richtigen Schnapsdrossel – ein Schnapskrüglein – geschaffen, um Hochprozentiges zu Konsumieren. Geradezu harmlos wirken da geradezu die beiden Gänseblümchen im halbvollen Glaskrüglein.

Das Buchcover ist matt gestaltet, der erhabene Schriftzug mit dem Buchtitel ist in einem kräftigen und glänzenden Orangeton gestaltet – passend zu den anderen Krimis aus dem Emons-Verlag, was einen Wiedererkennungswert hat.


Die Handlung:

Beim Nordic Walking mit seinem Dackel Pollux wird aus Jupp Nettekovens Spaziergang, der doch eigentlich lediglich der Gesundheit dienlich sein sollte, ganz schnell bitterer Ernst. Dackel Pollux führt sein Herrchen geradewegs zur Leiche von Bauunternehmer Bernd Nolden, der erschlagen im Naturschutzgebiet liegt.

Dessen ehemaliger Freund und Geschäftspartner Norbert Reuter ergreift daraufhin die Flucht und macht sich dadurch verdächtig. Britta Brandner und ihre Freundin Margot, die beiden Hobbydetektivinnen ermitteln, ebenso wie Brittas Ex-Freund, der Kommissar Wörner und seine junge Kollegin Sophie Lange. Wer hat den Bauunternehmer getötet, der mehr als nur einen Feind hatte? Und wo versteckt sich Norbert?


Meine Meinung:

Ja, hochprozentig geht es auf jeden Fall zu in diesem Regionalkrimi! Besonders Agathe Hutschendorf ist einem (oder auch sehr gerne mehreren) Schnäpschen gegenüber nicht abgeneigt – schon von Geschäfts wegen, ist sie doch schließlich die Seniorchefin der ansässigen Schnapsfabrik. Insofern passt der Buchtitel SCHNAPSDROSSELN (es gibt gleich mehrere Liebhaber des Alkohols im Buch) ja sehr gut!

Apropos Agathe – sie ist eine meiner Lieblingsprotagonisten in diesem Buch – wenn nicht gar DIE Lieblingsfigur: Eine alte schrullige Dame (wobei Dame eigentlich nicht so zutreffend ist), die ihren Laptop über alles liebt, da sie süchtig nach „ihrem“ Facebook ist. Und, wie schon erwähnt, auch einem Gläschen Hochprozentigem gegenüber ist das uralte Hutzelweibchen nicht abgeneigt. Die hat vielleicht Haare auf den Zähnen und sorgt beim Lesen, mit ihrem flotten Mundwerk und der nicht ganz so feinen Art, für jede Menge Lacher.

Britta Brandner hängt noch immer an ihrem Ex-Freund Wörner, doch das würde sie nie und nimmer zugeben. Sie macht sich selbst etwas vor, indem sie immer wieder bestätigt, wie gleichgültig ihr dieser Mann sei. Doch mitunter kocht Britta regelrecht vor Eifersucht und Sophie ist ihr ein Dorn im Auge.

Margot, die Freundin von Britta genießt ihr Leben in vollen Zügen – gerne auch mit viel jüngeren Männern. Margot bildet mit ihrer erfrischenden Art einen guten Kontrast zu der doch eher biederen Britta.

Anna Reuter ist eine Kindergärtnerin, die darunter leidet, dass ihr Mann Norbert, einst Geschäftspartner von Bernd Nolden, nicht ebenfalls das große Geld einstreichen konnte. Und so leben die beiden zwangsläufig ein bescheidenes Leben ohne Komfort, während Norbert eher ein Luxusleben führte. Da kann mitunter schon mal Neid und Missgunst aufkommen, oder?

Stefanie Hartmann ist nach langer Abwesenheit in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, wo sie nun eine Hundeschule betreibt. Das Elternhaus, das sie geerbt hat, bedarf einiges an Renovierungsarbeiten und so findet sie in ihren Freunden Norbert und Bernd schnell willige Helfer, was aber leider nicht von jedem gerne gesehen wird. Ein Laster hat Stefanie – eines, das nicht nur sie alleine hat: Auch Stefanie spricht leider etwas zu sehr dem Alkohol zu.

Maxi Nolden, die Witwe des Ermordeten, und als Anwältin erfolgreich, hat es nicht leicht. Sie sitzt sprichwörtlich zwischen zwei Stühlen und wird von ihrem Vater Dieter Hottbender, der dem Paar immer wieder unter die Arme gegriffen hatte, und ihrer besitzergreifenden Schwiegermutter Elsa Nolden hin- und hergezerrt. Zu allem Übel lebt Maxi mit der Schwiegermutter auch noch unter einem Dach und ist der alten Dame schutzlos ausgesetzt, denn diese kennt keine Grenzen. Und so wuselt diese auch ungefragt durch die Wohnung der Schwiegertochter, ganz ohne Rücksicht auf etwas Privatsphäre.

Elsa Nolden lebt in einer Art Scheinwelt. So glaubt sie tatsächlich, ihre geliebte Schwiegertochter würde gerne mit ihr zusammenleben und sehr an ihr hängen. Leider ist aber auch Elsa eine alte Schnapsdrossel und zudem sehr jähzornig. Opfer ist leider meist das kleine Hündchen Fipsi, an dem sie immer wieder ihren Zorn auslässt, indem sie auf das arme Tier eindrischt, das ihr einst ihr verstorbener Sohn geschenkt hatte. Fipsi tat mir doch schon sehr leid – so einen Umgang wünscht man keinem Tier.

Meine absoluten Lieblinge sind aber dennoch (Agathe ausgenommen) die tierischen Darsteller – allen voran Bulldogge Louis. Hier wäre in der Tat etwas Erziehung nötig, denn gehorchen gehört nicht zu den Stärken des zazikisüchtigen Hundes, der seinem Frauchen nur zu gerne zeigt, wo es lang geht – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Pollux dagegen lässt es eher ruhig und gemütlich angehen, der ältere Dackelherr passt sich seinem Herrchen da voll und ganz an. Und Karl, die riesige Dogge von Stefanie Hartmann? Wohlerzogen und vorbildlich ist Karl, an ihm kann sich Louis ruhig mal ein gutes Beispiel nehmen. Aber wie dem auch sei, wäre Louis so brav und gehorsam, so würde dem Leser doch so manch unterhaltsame Episode entgehen!

...und dann wäre da noch in der Nebenrolle: Ingeborg, die „griechische“ Furie, ihrerseits Wirtin eines griechischen Lokals und mit dem griechischen Wirt verheiratet. Sie ist alles andere als begeistert, dass Louis mit „Menschenessen“ verwöhnt wird. Andererseits mag sie wiederum Dackel Pollux. Oder doch eher Jupp, das Herrchen von Pollux?

Obwohl es sich bei SCHNAPSDROSSELN um den zweiten Teil einer Krimiserie handelt, kam ich leicht ins Geschehen hinein. Manche der Ereignisse aus dem ersten Band wurden kurz angesprochen, jedoch nicht zu ausführlich, denn das wäre wiederum den Lesern des Vorgängerbandes lästig, würde alles zu ausführlich geklärt. Wer also erst bei diesem Buch ins Geschehen einsteigt, kann dies dennoch relativ problemlos tun – auch ohne Vorkenntnisse.

Hier stimmt einfach die ganze Mischung: Liebe, Hass, Freundschaft, Neid – all dies und noch mehr an Gefühlsregungen findet sich in der Handlung wieder. Trotz der herzerfrischenden Erzählweise und den humorvollen Ereignissen, besitzt dieses Buch doch auch Tiefgang und bietet Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele. Wie weit kann ein Mensch gehen, um seine Ziele zu verwirklichen? Irrungen, Wirrungen und falsche Fährten – all dies bietet dieser wundervolle Roman. Und eines ist gewiss: Fortsetzungen sind auf jeden Fall erwünscht!


Fazit:

Ein Krimi mit jeder Menge Humor! Und mit jeder Menge Promille! Kurzweilig und Dank origineller Protagonisten äußerst unterhaltsam. Tierisches Lesevergnügen, das sich seine 5 Sterne redlich verdient hat.

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