Cover des Buches Die Seelen im Feuer (ISBN: 9783810526632)
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Rezension zu Die Seelen im Feuer von Sabine Weigand

Rezension zu "Die Seelen im Feuer" von Sabine Weigand

von Bumblebee vor 15 Jahren

Rezension

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Bumblebeevor 15 Jahren
Bamberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Bürgermeistersohn Hansi Moorhaupt löst eine Hexenjagd aus, die immer weitere Kreise zieht. Jeder kann beschuldigt werden. Auch die junge Apothekertochter Johanna Wolff gerät ins Visier der Hexenkommission. Eigentlich dem Schreiber Hans Schramm versprochen, verliebt sie sich in den jungen Physikus Cornelius Weinmann, der zu Beginn der Hexenjagd zurück ins heimatliche Bamberg kehrt. Ein Schreiben seines im Sterben liegenden Vaters hat ihn aus seinem Studienort Italien nach Hause zurückkehren lassen. Forciert wird die Hexenjagd vom Bamberger Fürstbischof Dornheim und – vor allem – seinem Weihbischof Förner, die sich dadurch auch politische Vorteile erhoffen, weil sie so den Einfluss der Kirche vergrößern und gleichzeitig die Macht der Bürger beschneiden wollen. Sabine Weigand nimmt in ihrem – übrigens auch optisch schön gestalteten – historischen Roman die Leser mit in den Alltag des 17. Jahrhunderts. Detaillierte Beschreibungen lassen ein anschauliches Bild des täglichen Lebens entstehen. Rezepte aus der Apotheke geben einen Einblick in den damaligen Stand der Medizin, die Schilderungen aus Amsterdam wirken wie ein Kontrastprogramm zur Engstirnigkeit Bambergs. Auch Gerüche werden beschrieben, man kann deshalb gut eintauchen in die damalige Welt, die bunt und lebendig geschildert wird. Gut dargestellt ist meiner Meinung nach auch die Gedankenwelt der damaligen Menschen. Die Zweifel der Eingekerkerten, ob sie nicht doch vom Teufel besessen sind, überhaupt die Angst vor dem Leibhaftigen, an dessen physische Existenz die Gesellschaft damals ja tatsächlich glaubte, wird so geschildert, dass man viele der Handlungen zwar nicht gutheißen, aber doch nachvollziehen und bis zu einem gewissen Grad verstehen kann. Besonders auch die Einschübe von Geständnissen, Briefen etc. bringen Abwechslung in den Lesefluss und Authentizität in die Geschichte – vor allem, da sie teilweise tatsächlich echt sind, was umso erschütternder ist. Die Sprache ist der Zeit angepasst, ohne allzu altertümlich zu wirken. Die Schilderungen aus Amsterdam wirken manchmal zwar etwas übertrieben, so zum Beispiel, als Johanna auf einer Gesellschaft auf Rembrandt trifft und auch den Mann, der Manhattan gekauft hat. Doch hier werden gleichzeitig Geschichtskenntnisse nebenbei vermittelt und ich könnte mir vorstellen, dass es damals wohl auch durchaus möglich war, beide gleichzeitig auf einer Abendeinladung zu treffen, denn die Gesellschaft war damals einfach kleiner und die Zahl der Vergnügungen wohl auch. Alles in allem zwar vielleicht nichts für den allzu anspruchsvollen Leser, aber einer der gelungensten historischen Romane, die ich kenne – absolut empfehlenswert!
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