Jakob Primm ist ein sehr eigentümlicher, unauffälliger Mensch. Aber wie sagt man: Stille Wasser sind tief. Er ist besessen von der österreichischen Thriller-Königin Paula Hogitsch, in deren letzten Werk er sich selbst völlig überraschend wiedererkennt.
Sabine Wolfgang ist mit "Word für Mord" ein toller Debüt-Roman gelungen!
Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, auf bundesdeutsche Synonyme wurde brav verzichtet und stattdessen österreichische Begriffe und Formulierungen verwendet. Das und die genauen Beschreibungen der Stadt und der Wiener:innen machen den Wienkrimi besonders authentisch.
Der Perspektivenwechsel zwischen Jakob Primm und Paula Hogitsch bietet tiefere Einblicke in die jeweiligen Persönlichkeiten, deren Motive und Hintergründe. Besonders die Grundidee des Romans, dass ein:e Schriftsteller:in zufälligerweise durch einen Mix aus Medienberichten und eigener Erfindung ein so erschreckend reales Täterbild zeichnet, dass dieser sich im fertigen Roman schockiert wiedererkennt, hatte mich sofort am Haken.
Einziges Manko war meiner Meinung nach, dass dieser Aspekt, mit dem im Klappentext bereits geteasert wird, erst ziemlich zum Schluss ein Thema im Buch wird und insgesamt nur einen vergleichbaren kurzen Teil der Gesamtgeschichte ausmacht. Das Ende hat mich ehrlicherweise überrascht (ja, ich weiß, eigentlich hat es der Prolog schon gespoilert, aber nicht eindeutig genug, sodass ich doch noch Interpretationsspielraum hatte) und genau deswegen mochte ich es besonders.
Nur "danach" war es mir zu schnell beendet, da hätte ich gerne noch ein paar Seiten oder einen ausführlicheren Epilog gelesen.
Gesamtfazit: Definitiv eine Leseempfehlung für alle, die sich für die Autorenbranche, Krimis und Wien interessieren - und für alle, die in Wien wohnen oder öfter in Wien unterwegs sind.