Beim Lesen merkt man, dass Sabriye tatsächlich blind ist. Sie schreibt sehr genau und deutlich anders, als so mancher Sehende es tun würde. Eine wirklich sehr gelungene Erzählung über ihr Vorhaben und den langen Weg bis zur Erfüllung. Hier zeigt sich mal wieder, dass es sich lohnt, für seine Ziele zu kämpfen und dass genau dieser Kampf mit den richtigen Leuten an der Seite auch möglich ist. Bewundernswert, wieviel Kraft und Willen sie in ihr eigenes Projekt gesteckt hat. Tolles Buch, was ich gerne weiterempfehle.
Sabriye Tenberken
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Sabriye Tenberken
Mein Weg führt nach Tibet
Die Traumwerkstatt von Kerala
Das siebte Jahr
Neue Rezensionen zu Sabriye Tenberken
Sabriye Tenberken, die Autorin von „Das siebte Jahr“, wurde 1970 in Köln geboren. Zunächst besuchte sie die Waldorfschule in Marburg, nach ihrer Erblindung im zwölften Lebensjahr die Deutsche Blindenstudienanstalt. Sie studierte Tibetologie, Soziologie und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.
Als sie 1997 das erste Mal allein nach Tibet reiste, hatte sie eine selbst entwickelte tibetische Brailleschrift im Gepäck. Zu ihrem Reisebegleiter wurde bald der Niederländer Paul Kronenberg, mit dem sie ein Jahr später die Organisation „Braille Without Borders“ und die erste Blindenschule in Lhasa gründete.
Nach ihrem Bestseller „Mein Weg führt nach Tibet - Die blinden Kinder von Lhasa“ und „Tashis neue Welt - Ein blinder Junge zeigt uns Tibet“ erschien im Jahr 2006 „Das siebte Jahr- Von Tibet nach Indien“.
Mit ihren ersten Zeilen im Buch führt sie den Leser zu der zauberhaften Ballade „Tears in Heaven“ von Eric Clapton. „‚Wir müssen stark sein und dürfen nicht aufgeben, denn wir wissen, dass wir auf diesem Berg nichts verloren haben.‘ Wie wahr gesungen, denke ich und folge der Melodie, die, mal kräftig, mal übertönt vom pfeifenden Wind, irgendwo weit vor mir über die Felsen zu tanzen scheint. Ich dagegen spüre mit jeder Bewegung, jedem Atemzug die bleierne Trägheit, die mich in dieser unwirtlichen Welt auf etwa 6.400 Metern über dem Meeresspiegel ergriffen hat.“
Danach schildert sie im Rückblick, wie sie, ihr Partner Paul Kronenberg, sechs ihrer blinden Schüler, der blinde Bergsteiger Eric Weihenmayer, ein Fernsehteam und viele Bergspezialisten in diese unwirkliche Welt gelangt sind.
Das zweite Kapitel beginnt mit einer Nachricht aus der New York Times, datiert auf den 26. Mai 2001: „Zwei Amerikaner bezwangen gestern den Gipfel des Mount Everest und sind damit der erste blinde Bergsteiger und der älteste Mann, die die Spitze des höchsten Berges der Erde erreichen. Der blinde Bergsteiger, Erik Weihenmayer, 32, aus Golden, Colorado, and Sherman Bull, 64, aus New Canaan, Connecticut, erreichten den Gipfel um 10 Uhr vormittags, wie das Nepalesische Tourismusministerium mitteilte.“
Eigentlich will Tenberken ihre Schüler und Weihenmayer nur zusammenbringen, um das Selbstvertrauen und Gemeinschaftsgefühl ihrer blinden Schützlinge zu stärken. Daraus wird dann aber eine leistungsorientierte Expedition, die auf den kleinen Bruder des Mount Everest, dem Lhagpa Ri führen soll, dessen Gipfel sich in einer Höhe von 7.045 Meter über dem Meeresspiegel befindet.
Das Fernsehteam, das anrückt, um „Blindsight“ zu dokumentieren, zeigt sich zunächst sensationslustig. Dennoch gelingt es Lucy, der Regisseurin, dass sich die Kinder und Jugendlichen nacheinander öffnen.
Die Geschichten, die die Blinden von ihrer Vergangenheit erzählen, klingen überwiegend gruslig, weil Blindheit in Tibet als Strafe der Götter angesehen wird. Besonders berührend ist die von Tashi, der von seinem Vater verkauft wurde.
Auch das Tiibetbild, das die Autorin von einem Pferdetransport zeichnet, hat wenig positive Komponenten. „Da redet die ganze Welt von dem heiligen Tibet! Und was tun die Menschen hier? Sie quälen und demütigen, betrügen und werfen mit Steinen! Wo ist Tibets fromme Gesellschaft? Wo ist denn das viel gepriesene Mitgefühl?“
„Unsere Freunde hier vermuten, dass unsere kleine Karawane aus vier Pferden, angeführt von zwei alleinreisenden ausländischen Frauen, auf die Landbevölkerung wie eine Provokation gewirkt haben muss. Vielleicht hat man uns sogar als Hexen verdächtigt und fühlte sich von etwas Bösem bedroht. Was immer es auch war, jetzt ist es eine gute Geschichte, aber sie wird sich nicht wiederholen, das verspreche ich euch!“
Die Expedition auf den Lhagpa Ri wird schließlich in einer Höhe von 6.400 Metern abgebrochen, nachdem drei von den sechs Jugendlichen aufgrund der Höhenkrankheit absteigen mussten. Tenberken reflektiert: „Diese Jugendlichen aber suchen nach Sicherheit, nach Freundschaften und Zusammenhalt. Da, wo sie herkommen, gibt es keinen Komfort, keine Sicherheiten. Sie brauchen sich nicht künstlich in Gefahr zu begeben. Ihr ganzes Leben ist voller Gefahren und Abenteuer.“
„Und doch, es gab einen Gipfel. Einen Gipfel einer anderen, ganz besonderen Art. Für die Jugendlichen war es der Höhepunkt der ganzen Expedition. Sie nannten ihn den ‚blind summit’ den Gipfel der Blinden.“
Am Ende wird der „blind summit“ noch einmal von Claptons Komposition begleitet. Schade, dass das auf dem eBook nicht zu hören ist. „Das siebte Jahr“ ist aber auch als Hörbuch erhältlich.
Vera Seidl
Sabriye Tenberken erblindet in jungen Jahren. Trotzdem studiert sie. Allein reiste sie nach Tibet. Gründete eine Blindenschule und schrieb eine Blindenschrift. Keine Widerstände können die junge Frau bei ihren Plänen aufhalten. Die ergreifende Lebensgeschichte zeigt einmal mehr, was auch Menschen mit einem Handicap alles erreichen können. Ebenso spannend und interessant das Nachfolgebuch "Die Traumwerkstatt von Kerala". Eine Schule für visionäre Frauen und Männer in Indien.
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