Rezension zu "Und was hat das mit mir zu tun?" von Sacha Batthyany
Sehr gut recherchierte Familiengeschichte. Man merkt, dass der Autor selbst Journalist ist. Eine einfache, direkte Sprache mit guten Spannungsbogen, trotz der zeitlichen Sprünge in dem Buch.
Batthyany, Jahrgang 1973, in der Schweiz geboren großgeworden stammt aus einer alten ungarischen Adelsfamilie aus der Ungarisch-Österreichischen Grenzregion. Er spricht selbst ein wenig ungarisch, obwohl die Mehrzahl seiner Familie mittlerweile im Tessin lebt.
Er entdeckt ein Tagebuch seiner Großmutter, welches sie eigentlich zerstören wolllte und erfährt aus ihrem Leben im Burgenland und ihrer persönlichen Nähe zu einem Kriegsverbrechen an Juden am Ende des 2. Weltkrieges. Er erfährt, dass sein Vater, 10 Jahre in einem sibirischen Gulag war, da er aus einer Adelsfamilie stammt und somit Klassenfeind war.
Er ist regelmässig bei einem Psychiater um zu erforschen, was die Familiengeschichte mit ihm selbst zu tun hat. Nur um letztlich zu erkennen, dass selbst direkt Betroffene an Fakten und der "Wahrheit" nicht immer interessiert sind, da es nicht deren "Wahrheit" ist. Selbst bei Opfern des Holocaust, wie der Agnes Mandl, Auschwitzüberlebende, deren Eltern umgekommen sind. Wenn die Nachkommen auch Opfer sind, ist er dann Täter?
Batthany erkennt auch, dass er selbst weder den Mut noch die Kraft gehabt hätte, selbst Juden zu helfen oder zu verstecken.