„Der Schlüssel“ ist ein damaliges Skandalbuch, das 1956 erstmals in Japan veröffentlicht wurde und in der vorliegenden Ausgabe in Neuübersetzung im Kein & Aber Verlag erschien und hat in meinen Augen ein sehr schönes neues Cover erhalten.
Es geht um ein Ehepaar, das auf Grund der gesellschaftlichen Konventionen nicht über das eigene Sexualleben sprechen kann. Die beiden vertrauen ihre Gedanken und Gefühle jeweils einem Tagebuch an, das der Partner jedoch liest. Die beiden haben eine Tochter, die mit einem jungen Mann namens Kimura bekannt ist. Als dieser mehr und mehr Interesse statt an der Tochter an der Frau zeigt, beginnt der Professor dies Interesse zu schüren. Die Tochter bemerkt dies ebenfalls und unterstützt die Affäre, die sich zwischen ihrer Mutter und Kimura entwickelt. Das Projekt nimmt jedoch mehr und mehr einen schlimmen Gang.
Der Umgang zwischen den Eheleuten erscheint mit sehr typisch für Japan und vor allem die damalige Zeit: Die Frau sieht es als ihre Pflicht an dem Mann zu dienen und widerspricht nicht. Sie kümmert sich um den Haushalt und sorgt dafür, dass der Mann alles hat, was er benötigt. Er teilt sich seine Zeit ein, wie er es möchte und kann alles zu seiner Zufriedenheit von seiner Frau erwarten. Man spricht nicht miteinander.
Eigenartig finde ich vor allem die Tochter, die die Affäre, auf die sich ihre Mutter wahrscheinlich nie eingelassen hätte, exzessiv schürt und es dann ihrem Vater unter die Nase reibt. Auch das Trinken bis zu Bewusstlosigkeit der Frau, damit der Mann alles mit ihr machen kann, was er wünscht, ist äußerst fragwürdig.
Dennoch hatte die Geschichte ihren Reiz, dem man sich nicht so leicht entziehen kann. Ich habe mich immer wieder gefragt: Wäre das möglich? Könnte man es immer wieder so treiben? Auf jeden Fall möchte ich noch mehr von Junichiro Tanizaki lesen. Er scheint ja des Öfteren gerne angeeckt zu haben, was ich sehr interessant finde.