Schon lange wollte ich das Buch lesen, dass eine gesamte Partei entzweit und einen Streit entfacht, dass die Partei sich nur noch darum streitet.
Im Buch definiert die Autorin den Begriff "linksliberal", die sie auch "Lifestyle-linke" nennt. Sie zeigt auf, wieso solche Ansichten ihrer Meinung nach weder links noch liberal sind und Wähler eher abschreckt. Unter anderem greift sie Themen auf wie Migration, Klimaschutz und Gendersprache. Das Hauptthema des Buches ist jedoch: welches Thema ist tatsächlich links? Dabei geht es um Chancengleichheit unabhängig von Alter, herkommen, Geschlecht, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität. Die Politik dreht sich eher um Themen für die akademische und gesellschaftliche Oberschicht. Themen, Probleme und Ängste der unteren und mittleren Schicht bleiben dabei aus.
Zu allen Punkten zeigt sie ihre Meinung und belegt diese mit Studien oder geschichtlichen Beispielen. Außerdem unterbreitet sie eine mögliche linksorientierte Politik, die auf aktuelle Problemen Lösungen bieten soll.
Ihre Ansichten sind gewagt, dennoch haben sie auch Gewicht. Ich selbst bin oft beim lesen an einigen Stellen stehen geblieben und war mir nicht sicher, ob ich das nachvollziehen kann. Doch wahrscheinlich war das genau ihre Intention. Sie selbst schreibt, dass die heutige Gesellschaft vergessen hat, wie man diskutiert. Jeder hat eine eigene Meinung und lässt keine andere Meinung zu. Sie gibt die Schuld den "Lifestyle-linken", wobei ich eher denke, dass es das Zeitalter von social Media ist, was keine andere Meinung zulässt. Durch social Media haben wir die Möglichkeit uns mit Personengruppen zusammenzusetzen, die unserer Meinung sind. Andersdenkende sind da nicht Teil davon. Alleine deshalb wird die Notwendigkeit von Diskusionen vernachlässigt.
Doch ist die Autorin nun komplett gegen Migration, Klimaschutz, Gendersprache? Komplett dagegen würde ich nicht sagen. Sie erwähnt mehrmals (leider nicht oft genug), dass die Themen auch wichtig sind und man sich darum kümmern muss. Ihr ist es ein Dorn im Auge, dass die Lifestyle-linken die Priorität falsch setzen. Die linken Parteien wurden gegründet um Arbeiter zu schützen und für sie Lebensbedingungen zu schaffen in denen sie leben können. Alle anderen Themen sind ihrer Meinung nach für linke Parteien zweiträngig, jedoch nicht unbedeutend. Die linksliberalen hingegen setzen laut der Autorin ihr Augenmerk eher auf eben diese zweiträngigen Themen, welche sie wie Dogmen verteidigen und jegliche Kritik als rechts einstufen. Für ihre Einsichten gehen sie so weit, dass sie bereit dafür wären, diese auf Kosten der unter- oder Mittelschicht durchzusetzen.
Und ist dieses Buch tatsächlich ein Angriff auf die Partei "die Linke"? Auch das würde ich nicht sagen. Es ist eher eine Abrechnung an alle, die sich selbst als "links" bezeichnen, sich jedoch nicht für die rechte der kleinen einsetzen. Das können Parteien wie die linke oder die SPD sein aber auch Parteien aus anderen Ländern und einzelne nicht politische Personen.
Wie auch immer, ist dieses Buch lesenswert. Es ist gut und flüssig geschrieben. Die Themen laden zum nachdenken ein. Das würde ich auch jedem empfehlen: sich selbst ein Bild davon zu machen. Ich persönlich kann nicht sagen, ob die genannten Thesen stimmen oder nicht. Das muss am Ende der Leser selbst für sich entscheiden.