Rezension zu Freiheit statt Kapitalismus von Sahra Wagenknecht
Rezension zu "Freiheit statt Kapitalismus" von Sahra Wagenknecht
von Sokrates
Rezension
Sokratesvor 13 Jahren
Sahra Wagenknecht, eine der umstrittensten Politikerinnen der LINKEN, hat dieses Buch zum denkbar günstigsten Moment vorgelegt: Die aktuellen weltpolitischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland bestätigen Frau Wagenknechts Thesen leider in großem Umfang. Bemerkenswert ist im Übrigen auch, dass eine Anhängerin des linken politischen Spektrums die Idee der ‚sozialen Marktwirtschaft‘ in einer Art artikulieren kann, die man eigentlich von ihren Begründern nur erwartet hätte. Allerdings gelingt es den amtierenden bürgerlichen Parteien in keinster Weise die Werte und Ziele zu vertreten und umzusetzen, die sie sich einst auf die Fahnen geschrieben haben. Das Buch ist insoweit interessant zu lesen, als dass es individuelle Beobachtungen bestätigt; schade hierbei ist nur, dass Vorschläge gesellschaftlicher Verbesserungen schwer umsetzbar sind. Entweder werden sie an Parteiinteressen, allgemeiner Ratlosigkeit oder wirtschaftlicher Großinteressen scheitern. Einen insgesamt ablaufenden ‚Systemwechsel‘ – wie ihn Frau Wagenknecht einfordert – müsste man im Übrigen wenigstens im Rahmen der EU umsetzen müssen, damit er spürbare Veränderungen und Verbesse-rungen bedeuten würde. Fraglich ist hier allerdings, ob dies realisierbar wäre. Erste Voraussetzung wäre nämlich zunächst bei allen Beteiligten die unabänderbare Feststellung, dass etwas Falsch läuft und dass es abgeändert werden muss. Bereits hier bin ich zweifelnd, ob dieser Konsens – auch in unserer Gesellschaft – zu erzielen ist. Stattdessen schraubt sich die Spirale ungleicher Zustände auf der Welt nur immer weiter in die Höhe. Das Buch ist deshalb zwar lesenswert und ein gelungenes kritisches Resümee, aber es bleibt fraglich, wie viel sich von all dem Kritisierten jemals ernsthaft ändern will und wird.