Rezension zu "Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe" von Saleem Matthias Riek
Das Buch mit den beiden Hauptakteuren Karoline und Alex hinterlässt nach dem Lesen ein etwas schales Gefühl in mir. Vom Erzählstil floss es leicht dahin. Was mir deutlich fehlte, war Tiefe und Glaubwürdigkeit.
Zunächst wirkt auf mich die Figur der Karoline nicht nachvollziehbar. Eine 39jährige Anwältin, die sogar promoviert hat, ihren Beruf zu meistern scheint in einer renommierten Kanzlei und sicher schon einiges an Lebenserfahrung aufzuweisen hat, scheint sich in einen Mann zu verlieben, der beim ersten Besuch in ihrer Praxis mit „abgewetzten Jeans und dem zu weiten Sweater“ und seinem schütteren Haar daherkommt, auch nicht besonders eloquent wirkt (obwohl er ja Lektor ist) sondern unsicher und auch sonst keine Merkmale aufzuweisen hat, die ihn anziehend machen könnten. Aber nach seinem ersten relativ kurzen Besuch scheint schon die Erwähnung seines Namens Unruhe- und Erregungszustände in Karoline auszulösen!
Alex dagegen erscheint mir mit seinen 42 Jahren wie ein Spätpubertierender, der offenbar nur Frauen, Sex, Pornos und Schimpfworte im Kopf hat. Ich kenne kein Buch, in dem ich so oft das Wort „Scheiße“ gelesen habe. Karoline dagegen flucht wenigstens auf Italienisch – jedoch kann ich nicht erkennen, weshalb sie ständig italienische Worte oder Sätze von sich geben muss.
„Liebe“ nehme ich von der Figur Alex nicht wahr, sondern die Gier nach Sex, die ihn stark zu beherrschen scheint. Nun, es gibt sicher solche Männer.
Was jedoch könnte Karoline denn wirklich zu ihm hinziehen? Das wurde mir in diesem Buch leider nicht klar. Ihre Sehnsucht geliebt zu werden, nach Sinnlichkeit, Lust, Sex nehme ich ihr ja ab.
In der letzten Szene, als sie sich zum ersten Mal bei ihr zu Hause treffen, erlebe ich sie als die „Macherin“, da wird Sex „gemacht“, es scheint nicht einfach zu fließen, nicht fließen zu dürfen, sondern wird von ihr kontrolliert. Dass er danach nicht besonders glücklich scheint, ist nachzuvollziehen.
Vielleicht ist das ja vom Autor so gewollt, dass „Frau“ die Führung – und Kontrolle – übernimmt.
Die Beschreibung der Tantragruppen finde ich sehr realistisch. Den einzigen Zweifel habe ich, dass sich eine Frau, wie sie in Karoline beschrieben ist, bei dem ersten Tantra-Ritual ihres Lebens in dieser Weise hingibt, total entkleidet und völlig loslässt. Unsere inneren Strukturen sind doch nicht an einem einzigen Ritualabend des so kurzen Tantra-Wochenendes einfach abzuschütteln, wie einen Schalter einfach umzulegen! Das wäre ja wunderbar, wenn das so leicht ginge! In meiner langjährigen therapeutischen Praxis und in meiner Arbeit mit Paaren habe ich das jedenfalls nicht erlebt.
Aber – es ist ja ein Roman!
Alles in allem kann ich diesen Roman nicht weiterempfehlen.