Ich habe das Buch recht flott gelesen und hier und da hat es mir auch einen Lacher beschert. Wie bereits in einer anderen Rezension erwähnt, war es auch für mich sehr schwer, den Stammbaum der Familie zu durchblicken und immer wieder kam bei mir die Frage auf: „Wer war das nochmal? Wessen Schwester war das? Oder war das die Mutter?“. Eine winzig kleine Vorstellung der einzelnen Protagonisten hätte sich sicher gut verpacken lassen. Interessant waren für mich die (sozial)politischen sowie gesellschaftlichen Themen, da ich wenig bis keine Berührungspunkte zu Israel oder dem jüdischen/zionistischen Leben habe. Ein kleiner Glossar für bestimmte Begriffe wären für das Verständnis des Inhaltes ebenso hilfreich gewesen, wie ein Stammbaum der Familie. Ich fand das Buch ok, bin aber unsicher, ob ich es weiterempfehlen würde.
Saleit Shahaf Poleg
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Bis es wieder regnet
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- übersetzt aus dem Hebräischen von Ruth Achlama -
Der Roman Bis es wieder regnet folgt der Familie Steinmann aus einem Dorf in der Jesreelebene in Israel. Zwei Schwestern kehren in die Siedlung zurück – Jaeli, schwanger und von ihrem Mann verlassen, wartet auf die Geburt ihres Kindes und Gali will in Kürze heiraten, wartet auf die fragliche Rückkehr ihres Bräutigams. Im ganzen Dorf hat es seit Ewigkeiten nicht geregnet und alle warten verzweifelt auf ein Ende der Dürre. Eingeklammert in diesen Spannungsbogen wird von vielen Familienmitgliedern aus drei Generationen erzählt, alles zusteuernd auf ein großes Finale.
Die Einstiegsszene macht mit dem Dorf vertraut, erzählt vom Wandel der Zeit zwischen alten Siedlern, die sich vor allem der Landwirtschaft verschrieben haben und den jungen Leuten, die aus den Städten aufs Land ziehen. Danach geht es aber über viele Seiten, bisweilen sehr sprunghaft und wirr um die Konflikte, Geheimnisse und Nöte der einzelnen Familienmitglieder. Der Schreibstil (keine Kapitel, Handlungsorte und Personen wechseln oft zwischen den Absätzen, was aber erst nach einigen Sätzen klar wird) macht es anfangs schwer den Figurenkonstellationen zu folgen und Verwandtschaftsgrade, Beziehungen und die zeitliche Abfolge zu verstehen. Unabhängig davon ist dieser Teil aber sprachlich und inhaltlich ziemlich enttäuschend. Die Handlung ähnelt einer Seifenoper, es geht ausschließlich um Beziehungsdramen, Streit, Betrug, One-Night-Stands und gelegentliche Versöhnung. Das Erzähltempo ist dabei viel zu schnell, passt überhaupt nicht zum Kontext des zähen Wartens im trägen, heißen Spätsommer.
Irgendwann geht es aber wieder ums dörfliche Leben, um Manipulation der Wasserzuteilung und wie diese als Druckmittel genutzt wird. Diesen Teil fand ich deutlich interessanter. Langsam nähert sich die Geschichte dann ihrem Höhepunkt und wie die einzelnen Handlungsstränge zusammenkommen, ist wiederum sehr gelungen konstruiert. Dadurch war das Buch keine komplette Enttäuschung, empfehlen kann ich es trotzdem nicht. Das Grundkonzept ist eine tolle Idee, die Ausgestaltung hat mich aber über weite Strecken nicht abholen können.
Die israelische Autorin Saleit Shahaf Poleg beschreibt in ihrem Debütroman ein Warten und ein Hoffen: das ganze Siedlungsdorf in der Jesreelebene wartet seit 12 Jahren sehnsüchtig auf Regen, die hochschwangere Jaeli wartet auf die Fertigstellung der Renovierung von Großtante Zippas maroden geerbten Haus und hofft bei der anstehenden Geburt auf ein gesundes Kind. Zu guter Letzt wartet und hofft Gali , die exzessiv die Vorbereitungen für ihre Hochzeit betreibt, noch ein wenig auf die Ankunft ihres Verlobten.
Nebenbei lernen wir die 60-Jahr alte Ehe von Sophie und Joske kennen, die wie ‚Hund und Katz‘ miteinander umgehen, lesen von korrupten Beamten und Wasserklau in der Dorfgemeinschaft, von untreuen Ehepartnern und einem Behinderten, der zusammengeschlagen wurde und dabei nie rauskam, wer das war.
Nachdem ich bei dem vielfältigen Personenkreis durchgestiegen war, wie die Verwandtschaftsverhältnisse zusammenhingen, bereitete mir diese Lektüre viel Freude mit seinen verschiedenen unterschiedlichen Sichtweisen und amüsanten Vergleichen (z.B. die Catering-Leute beim Hochzeits-Event mit Ernteameisen, die eine Minute vor dem Erstregen im Herbst sauber in Reih und Glied zu ihrem Nest marschieren).
Interessant empfand ich die israelische Regel, dass erwachsene Söhne, die keine Hoferben waren, nicht in der Ortschaft hätten bleiben dürfen und bei den verschiedenen Geographie-Beschreibungen lebten wunderschöne Erinnerungen an eine Studienreise nach Israel vor ca. 30 Jahren bei mir auf. 4 Sterne vergebe ich gerne und empfehle dieses Buch jedem, der sich für das Land und die Bewohner Israels interessiert!
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