Cover des Buches So rot wie Blut (ISBN: 9783942587822)
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Rezension zu So rot wie Blut von Salla Simukka

Rezension zu "So rot wie Blut" von Salla Simukka

von kathrineverdeen vor 9 Jahren

Rezension

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kathrineverdeenvor 9 Jahren
3,5 Sterne

Unser Leben wird oft beeinflusst von schwierigen Ereignissen und Erlebnissen, die uns prägen und unseren Charakter formen. Manchmal entwickeln sich daraus besondere Eigenarten, die es unserem Gegenüber sehr schwer machen uns zu durchschauen. Was im normalen Alltag zu einigen Schwierigkeiten im sozialen Leben führen kann, ist in der Welt der Literatur sehr unterhaltsam. Für mich sind es besonders die undurchsichtigen literarischen Figuren, die einer Geschichte das gewisse Etwas verleihen. Wie Lumikki, die 17-jährige Hauptprotagonistin aus dem Jugendthriller „So rot wie Blut“ von Salla Simukka. Sie ist eine Einzelgängerin, die gerne ein unsichtbarer Schatten in der Gesellschaft wäre. Als sie eines Tages tropfnasse Geldscheine, die Restbestände von Blut aufweisen auf einer Wäscheleine entdeckt, ist es mit ihrem Schattendasein vorbei und sie befindet sich unmittelbar in einer gefährlichen Geschichte wieder. Was für ihre Mitschüler als dummer Streich begann, entwickelt sich schnell zu einer Hetzjagd durch eine ihr völlig fremde Welt, die von Gewalt und Drogen geprägt werden.

Lumikki ist ein sehr widersprüchlicher und zugleich reizvoller Charakter, weil sie für den Leser sehr strittig ist und ihn oft grübeln lässt. Sie lebt zurückgezogen und lässt grundsätzlich niemanden an sich heran. Wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegt, agiert sie sehr vorsichtig und sieht in vielen Situationen lauernde Gefahren. Im Verlauf der Handlung durchbricht sie ihre Verhaltensmuster und handelt häufig sehr unüberlegt. Die sonst so defensive Lumikki begibt sich oft und völlig unerwartet, meist ohne große Umschweife in große Gefahr. Sie wirkt besonders in diesen Szenen abgeklärt und kaltschnäuzig. Es gibt viele Passagen, in denen ich mich gefragt habe, warum sie so ist, wie sie ist. Was hat sie in ihrer Vergangenheit erlebt, dass sie für sich ein isoliertes Leben gewählt hat. Einige Rückblicke, die immer wieder in der fortlaufenden Handlung aufgegriffen werden, zeigen uns kurze Sequenzen aus Lumikkis Vergangenheit, die uns Leser jedoch fast bis zum Schluss Weiterrätseln lassen. Man stellt immer neue Theorien über die Protagonistin auf, die aber nie länger Bestand haben und am Ende völlig zusammenbrechen.

In einigen Passagen bedient sich die Autorin einer sehr poetischen Sprache und bildet damit einen schönen Kontrast zum spannenden Geschehen. Hinzu kommt, dass Salla Simukka einige Elemente aus verschiedenen Märchen mit einfließen lässt. Dessen ungeachtet wirkt die Handlung aber nicht zu märchenhaft. Gleichwohl sich abgebrühte Thriller-Fans womöglich ein etwas überraschenderes und komplexeres Geschehen wünschen, konnte mich die Geschichte gut unterhalten. Die einzelnen Szenen sind, der Altersempfehlung entsprechend, nicht zu brutal und blutig gestaltet worden. Die verschiedenen Charaktere, die uns Leser durch diese Geschichte begleiten, wurden anschaulich gestaltet und dennoch konnte ich mit keinem wirklich sympathisieren.

Hörbücher können meiner Meinung nach, die Handlung einer Geschichte deutlich aufwerten. Wenn die Person, die es spricht, gut mit ihrer Stimme umgehen und in ihren Tonlagen variabel und passend zum Szenario sprechen kann. Nina Petri beweist in dem Hörbuch zu „So rot wie Blut“, dass sie stimmlich mit den verschieden gestalteten Kapiteln gut umgehen kann. Durch ihre ausdrucksstarke Erzählweise umrahmt sie das Geschehen und hebt auf sehr eindringliche Weise die gesamten Emotionen der literarischen Figuren deutlich hervor. Manchmal wurden die Wechsel der verschiedenen Erzählperspektiven jedoch zu flüssig und ohne Pausen gesprochen, sodass der Zuhörer Schwierigkeiten mit der Zuordnung hatte.

Obwohl „So rot wie Blut“ der Auftakt zu einer Trilogie ist, wirkt das Ende in sich abgeschlossen. Wer dennoch sehnsüchtig auf beide Folgebände wartet, muss sich bis zum Frühjahr bzw. Herbst 2015 gedulden. Die Titel dieser beiden Bände kann man auch jetzt schon erahnen, wenn man sich gut mit dem Märchen „Schneewittchen“ auskennt.


www.kathrineverdeen.blogspot.de
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