Rezension zu "Drehtage" von Sam Shepard
Zwei kranke Seelen unterhielten sich. Sie hieß Leserin, er hieß Autor.
"Erzählst du mir was von Amerika? Das Land lieb' ich so!", sagte sie.
"Klar. Hab' mich da ja mit den verschiedensten Leuten aus Film und Literatur rumgetrieben. Wie hättest du's denn gerne?", erwiderte er.
"Na, crazy wie wir!"
Und das tat er dann. In coolster, ganz eigener Stimme sprudelten die seltsamsten Geschichten aus ihm heraus. Mal kürzer, mal länger.
Bei manchen hatte sie Probleme, zu verstehen, was genau er ihr damit sagen wollte ... Andere brachten ihr Gehirn zum Staunen! Von einem Mann, der sich von der Last (s)eines Kopfes befreien wollte, hörte sie. Einem, dessen Familie seit Generationen immer mehr in der Illusion "Gesellschaft" verschwunden war, so dass er nicht mehr wusste, ob er oder die Rolle, die er gleich zu spielen hatte, realer sei ... Und von vielem, vielem mehr ...
Eines aber war all seinen Geschichten gemeinsam: sie fassten den Geist Amerikas in sich, machten es ihr so greifbar, dass Leserin fast glaubte, sie wäre dort!
Nur dass nicht immer alles einen Sinn für sie ergeben wollte ... Sie sich fragte: warum diese Worte jetzt? Das quälte sie ein bisschen ...
Aber trotzdem hatte sie Autor nach diesem Zeilen-Roadtrip auf ihre Weise lieb gewonnen.