Der 2012 auf der Longlist des Man Booker Prize gelandete Roman ist ein rein esoterischer Roman, machen wir uns darüber nichts vor. Die Esoteriker suchen immer etwas, was sich nicht finden lässt und vermuten hinter allen Dingen etwas Geheimes, das sich nur Eingeweihten öffnet, wenn sie genau hinschauen. Der Autor beschreibt die esoterische Grundhaltung seines in zehn Kurzgeschichten sich präsentierenden Romans in einer der Kurzgeschichten selbst sehr treffend: „In childhood he had discovered that anything could be a signal: guano on red brick, blackberries under a concrete walkway, water swirling into the mouth of a storm-drain.“ Oder: „He felt a tingle of exitement at the sense that these rooms might carry on unfolding indefinitely, that the house might be a secret entrance to an unterground world ….“ (aus der Story: A way to leave). – Aber da ist eben nichts! Diese esoterische Weltsicht halte ich für ziemlich ungesund.
Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Alle zehn Kurzgeschichten spielen in einer fiktiven, kalkuttaähnlichen Stadt. Sie gewinnt ein Gesicht durch das Naming zahlreicher Plätze und Straßen, Autumn Palace, Belltown, Twistgate, Glory Part, the Esplanade, Impasto Street, Serelight, Metro Plaza, etc. Ein Jammer, dass keine Karte vorhanden ist!
Diese Geschichten spielen vornehmlich in der Nacht, wenn finstere Gestalten, Serienmörder oder Gespenster durch die Straßen schleichen und gute Leute sich besser in den Stuben oder Bars der Stadt aufhalten, meistens heruntergekommene Leute an heruntergekommenen Plätzen. Sie erzählen von Einsamkeit und Verlorenheit, vom Verlust des Realitätssinns oder geben eine Antwort auf die Lebensfrage: was soll das alles? Antwort: no idea oder: Suche und du wirst nichts finden.
Die Stories sind in so schöner Sprache geschrieben, dass mein Nacht-Citygefühl, entweder lähmende Hitze oder schimmlige Wände und endlose Regennächte, ganz lebendig geworden ist, wenn ich auch in den esoterischen Geschichten so gut wie keinen Sinn entdecken kann und der Esoterik mit ihrem ständigen Vermuten einer zweiten und dritten Realität hinter den Dingen, wenig abgewinnn kann.
Fazit: Atmosphärisch und stilistisch große Klasse, inhaltlich Banane.
Kategorie: Anspruchsvoller Roman (?)
Auf der Longlist Man Booker Prize 2012
Verlag: Harper Collins, TB, 2013K