Die Geschichte vom Frühstück bei Tiffany
Der Filmhistoriker Sam Wasson legt in seinem neuen Buch zum 50jährigen Jubiläum des Films „Frühstück bei Tiffany“, die Geschichte des Films neu vor.
Schon auf den ersten Seiten, auf denen Wasson zum Buch eine „Besetzungsliste“ in Form eines Filmnachspanns vorlegt, zeigen, dass er sorgfältig und fundiert den handelnden Personen des Films nachgeht, dies aber immer auch mit einem Augenzwinkern verbindet.
Vom „Drehbuchautor, der Sex haben wollte, um wieder geistreich zu sein“ (George Axelrodt) über den „Regisseur, der endlich mal eine anspruchsvolle Komödie für Erwachsene machen wollte“ (Blake Edwards) bis hin zum „Schriftsteller, der eine Mutter wollte“ (Truman Capote) und zum „Ehemann, der eine Frau wollte“ (Mel Ferrer) reicht die (leicht) bissige Charakterisierung des „Vorspanns“ des Buches.
Ein Buch, dass durchaus spannend zu lesen ist vom ersten Gedanken an die Geschichte (1951) über die Vision eines Films, die Annäherung an den Plan und die Umsetzung (1961), minutiös nachvollzieht, in welcher Weise die am Film handelnden Personen im Lauf der Zeit zueinander kamen, welche Wechselwirkungen untereinander bestanden und, zudem aber auch, welche Folgen der Film hatte (ganz anders war das Frauenbild des Films, in dem Audrey Hepburn jenes leichte, vor allem aber selbstständige, Mädchen Holly Golightly (nomen est omen) darstellte).
Als „Einläutung“ der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts steht der Film nicht nur filmgeschichtlich, sondern auch zeitgeschichtlich in einem wichtigen Kontext. Ein Kontext, den Sam Wasson durchaus sieht, aufnimmt und nachvollziehbar vor Augen führt. Gerade filmgeschichtlich war „Frühstück bei Tiffanys“ der Auftakt zur „romantischen Komödie“ mit einem „authentischen Frauenbild“. Frauen mit Fehlern, Sehnsüchten und Nöten lösten das bis dato eher geltende Bild weiblich-reiner „Phantasiewesen“ ab.
Dass die Zeit für diesen Film und seine Folgen reif war, davon zeugen auch die im Buch aufgenommenen Kritiken des Films nach den ersten Aufführungen. Ein Film, der aus Audrey Hepburn einen „gefestigten“ Weltstar machte (ihren ersten Oscar hatte sie ja bereits erhalten), wie sie tatsächlich Ehefrau von Mel Brooks wurde (doch diese „romantische Komödie“ war nicht von Dauer, wie Wasson ebenso treffend im Buch beschreibt).
In allen Teilen spürt man dem Buch die Sorgfalt der Recherche ab. Sowohl die beteiligten Personen als auch die Geschichte der Entstehung des Films selbst zeigen sich fundiert im Buch auf. Angenehm im Stil lässt Wassson die Geschichte des Films, seiner Darsteller, des Autoren und der Crew vor Augen auferstehen und bietet damit einen guten und interessanten „Blick hinter die Kulissen“. Nicht nur des Filmset, auch der Zeit, der Werte, der Wege, die der Film vorher ging und nachher nach sich zog.
Ein Buch, dass durchaus mit allgemeinem Interesse gelesen werden kann und nicht nur für Filmfachleute seinen Reiz ausstrahlt mit seinem blick in eine ganz andere Zeit noch der lange idealisierten Darstellung menschlichen Seins auf der großen Leinwand, die durch diesen Film deutlich geerdet wurde.