Das Buch hatte einige richtig gute Stellen. Wie bereits in der Kurzmeinung steht, machte alles, was mit Voodoo zu tun hatte einen sehr gut recherchierten Eindruck auf mich, die Sexszene war erstaunlich realistisch mit Kondom und Haarstoppeln, zudem hat das Buch ein Sensitivity Reading erhalten. Aber ausgerechnet das, was einer der wichtigsten Aspekte bei Romance, die Romance, war, zusammen mit allgemeinem Schreibhandwerk, für mich zu unausgereift.
Die Entwicklung der Beziehung der beiden verlief stufenförmig.
Stufe 1: Die beiden käbbeln sich
Stufe 2: Verliebtes anstarren
Stufe 3: Intensives verliebtes anstarren
Eine wirkliche Enwicklung von "verfeindet" zu "Liebe" war für mich nicht erkennbar. Bereits um S. 90 rum hatte Morrison seine Vorbehalte gegenüber Rosie so gut wie vollständig abgelegt. Die anfängliche Abneigung zwischen den beiden wirkte auf mich sehr erzwungen. Als liebten sie sich beide, aber zum Wohle der Story musste irgendwie nachträglich Hass reingequetscht werden. Dabei hatte ich mich gerade auf diese Entwicklung von Konfrontation/Provokation zu Vertrauen und Liebe gefreut. Und dann war das einfach 90 Seiten schon durch. Aber nicht schnell abgewickelt, sondern einfach fallen gelassen. Der Eindruck verstärkte sich noch weiter, da die Zusammenarbeit der beiden nicht wirklich auf einem soliden Grund fußte, sondern sie einfach irgendwie zusammen blieben? Wenn Morrison Rosie doch so sehr verabscheute, warum fiel es ihm dann so unglaublich leicht an ihrer Seite zu bleiben? Und wenn Rosie doch Angst vor ihm und um ihr Leben hatte, weil er ein Jäger war, der sie eigentlich töten sollte, warum setzt sie ihn dann nicht tatsächlich bei der ersten Gelegenheit in der Stadt aus? Mir fehlte da der äußere Zwang, der Grund warum sie einfach nicht anders können als zusammen zu arbeiten.
Insgesamt fand ich die Romance zum Ende hin besser als am Anfang, trotzdem war mit damit die Ausgangssituation zu unbefriedigend aufgelöst.
Schreibhandwerk. Da habe ich verschiedene Sachen zu meckern. Das Buch hat Probleme mit der Kontinuität... etwa Rosie und Morrison kommen aus dem Regen ins Haus, es wird etabliert, dass ihre Kleidung wirklich durchweicht ist, aber im Haus wird plötzlich nie wieder darauf eingegangen. An gleich zwei Stelle verbrennt Rosie sich schwer an den Armen. Zwei Minuten später knutschen sie in aller Seelenruhe rum. Als ob sich da nicht jemand gerade Verbrennungen zweiten Grades und damit starke Schmerzen zugezogen hätte. Es wurde sich nicht einmal mit superschnellen Heilungskräften herausgeredet. Es war wirklich auf der einen Seite "Rosies Arme warfen Brandblasen" auf der nächsten Seite: ...
Zum anderen fand ich den Verlauf der Story etwas zu künstlich. Wenn etwas wichtiges passieren muss, wird es von außen angestoßen. Rosie traut sich noch nicht zu diesem einen bestimmten Zauber? Surprise! Das Monster hat wieder zugeschlagen und jetzt MUSS sie. Morrison ist am wehleidigen Rumjammern? Surprise! Wie in Trance ist er zufällig an den richtigen Ort gelaufen, an dem er den letzten Hinweis erhält.
Dann ist da noch Morrison. Morrison ist vergesslich. Sehr vergesslich. So vergesslich, dass ich mich frage wie er 10 Jahre als Monsterjäger überlebt hat. Durchgängig vergisst er Sachen, die er eigentlich gelernt hat und in denen er ausgebildet wurde. Um zu zeigen, dass etwas schockieren, ungewohnt/ungewöhnlich ist wäre ein anderes Stilmittel idealer gewesen. So wirkte er jetzt auf mich als sei er sehr sehr inkompetent. Zumal im Text erzählt wurde, dass er als Kind als Wunderkind der Monsterjagd gegolten habe. Da finde ich seine spontanen Gedächtnislücken doch sehr beunruhigend.
Das Ende fand ich unglaublich unbefriedigend. Innerhalb von 5 Seiten war alles durch und ein Großteil dieser Seiten gingen noch darüber, dass Rosie dem Täter sagt, dass er es gewesen ist. Für mich hätte das Motiv noch weitaus mehr Kontext gebraucht. Der Kampf gegen das Monster hatte mehr Wumms.
Trotz der positiven Stellen gibt es von mir nur einen Stern, weil es m.M.n gerade an den wichtigsten Stellen mangelte. Gute Recherche ist schön, aber eine gute Recherche macht noch keine gute Geschichte.