Ich habe das Buch besorgt in dem Glauben, es würde ein rassistisches Thema behandeln. Tut es nicht. In einer Szene regt sich der Protagonist auf und spricht das N-Wort aus, aber das ist ein Ausbruch, der aus Bitterkeit, Wut und Verzweiflung hervorkommt mit der Absicht, sich selbst über ihn zu stellen. Was ihm nicht gelingt. Und bei der Figur merkt man sofort, dass er kein Rassist ist.
Die Autorin hat sich für den schrecklichen Du-Stil entschieden, was sie aber nicht gleich zeigt (ich hätte wahrscheinlich das Buch sofort abgebrochen), sondern sich mehrere Seiten nimmt, bis ich von der Geschichte gefesselt wurde. Normalerweise lese ich Bücher mit dem Du-Stil nicht, weil sie nicht funktionieren, aber hier funktioniert er überraschend.
Ich glaube, das liegt daran, dass die Autorin den Leser nicht anspricht, sondern wirklich dafür sorgt, dass man im DU den Mann sieht, diesen Mörder, der eine ganze Familie ausgelöscht hat und das nur wegen 8000 Euro.
8000 Euro ist nicht gerade wenig, aber auch nicht genug. Sogar dem Mörder, der vor Gericht steht, wird das klar, aber es war eine Affekthandlung, die aus einer aufgestauten Wut entstanden ist und auch durch die Art, wie die Betrüger ihn nach dem Betrug behandelten, sorgte dafür, dass er aus sich herausbrach und einen Mord beging, den er selbst nicht mehr nachvollziehen konnte.
Das war gut, das war fesselnd. Ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen und musste es unbedingt fertiglesen. Und es enttäuscht nicht. Die Mutter, die die Geschichte erzählt, wird so gut portraitiert, dass ich sie vor Augen hatte, ihren Schmerz fühlte, ihre Verzweiflung, ihre eigene Wut. Die Autorin schafft es, den Figuren alles zu geben, was sie brauchen und das mit einer Leidenschaft, die mir bis unter die Haut gefahren ist.
Natürlich verstehe ich den Aspekt mit dem Rassismus nicht. Wieso musste der Betrüger Schwarz sein, während alle anderen Figuren Weiß sind. Die Hautfarbe hat hier gar keine Rolle gespielt, nicht einen winzigen Moment lang und doch ist sie da, wird von der Autorin auf das Auge des Lesers gedrückt, was ich nicht nachvollziehen kann. Auch wenn die Geschichte auf wahre Begebenheiten beruht, hätte sie das mit der Hautfarbe aus der Geschichte halten sollen.