Samuel Graydon

 5 Sterne bei 4 Bewertungen
Autor*in von Einstein.

Lebenslauf

Samuel Graydon ist der Wissenschaftsredakteur des Times Literary Supplement. Er hat Kurzgeschichten veröffentlicht und war nominiert für das Alpine Fellowship. Er lebt mit seiner Familie in Bath. Dies ist sein erstes Buch.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Samuel Graydon

Cover des Buches Einstein (ISBN: 9783426278772)

Einstein

(4)
Erschienen am 02.10.2023

Neue Rezensionen zu Samuel Graydon

Cover des Buches Einstein (ISBN: 9783426278772)
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Rezension zu "Einstein" von Samuel Graydon

HansDurrer
Ein Schatz voller erhellender Anekdoten

Unter einem gekrümmten Raum habe ich mir bisher so ziemlich gar nichts vorstellen können, doch als ich jetzt lese, „dass das Licht der Sterne im Zentrum des Sternbilds Stier, die 153 Lichtjahre entfernt sind, seine Bahn ändert, wenn es in die Nähe der Sonne gelangt, und die Sterne damit nicht mehr in ihrer üblichen Himmelsposition erscheinen“ und es dafür nur eine plausible Erklärung geben kann: „Die Sonne bewirkte eine Krümmung des Raums.“, kann ich mir etwas darunter vorstellen.

Autor Samuel Graydon, Wissenschaftsredakteur des Times Literary Supplement, ist ein begabter Schreiber, der Einstein nicht nur als allergisch gegenüber Autoritäten und Dogmen schildert, sondern auch als einen Mann, der früh die Erfahrung machte, dass ihm der Garten, der zum Haus der Familie in München gehörte, „eine Art paradiesische Freude schenkte“. Dabei wurde er sich auch bewusst über „die Nichtigkeit des Hoffens und Strebens (...), das die meisten Menschen rastlos durchs Leben jagt.“

Nach dem nicht gerade glänzenden Abschluss seines Physikstudiums an der ETH Zürich, war ihm eine Universitätsanstellung verwehrt. Er musste schliesslich froh sein, schliesslich hatte er Frau und Kind zu ernähren, eine Anstellung beim Patentamt in Bern zu finden. In dieser Zeit schrieb er auch seine bahnbrechenden Arbeiten über die Relativitätstheorie, die die Physik auf den Kopf stellte. In der Folge wurde er Privatdozent an der Universität Bern, später Professor an der Universität Zürich.

Es war ein steiniger Weg, der auch darin begründet war, dass Einsteins Naturell mit den gängigen Gepflogenheiten alles andere als konform ging.

Einstein. Ein Leben in 99 Teilchen, in 99 kurze Kapitel gegliedert, ist ein ungemein anregendes Buch, bei dem man den Menschen Einstein unmittelbar vor Augen zu haben glaubt. Etwa sein Buhlen um Frauen. Oder sein unorthodoxes Unterrichten, das den Studenten einen seltenen Einblick in einen wissenschaftlichen Denkprozess verschaffte. Oder sein Eintreten für Marie Curie. Oder für Friedrich Adler. Oder ...

Im März 2011 zog es Einstein nach Prag, wo man ihm eine ordentliche Professur angetragen hatte. Dort lernte er auch den Kafka-Vertrauten Max Brod kennen, der gerade an einer Kepler-Biografie arbeitete. „Brods Kepler ist ein Mann, der für das normale Leben nicht erreichbar ist; ein ruhiger, der Wissenschaft und der Wahrheit verpflichteter Mensch. Als der deutsche Chemiker Walther Nernst den Roman las, habe er zu Einstein gesagt, 'Dieser Kepler, das sind Sie.'“ Einstein. Ein Leben in 99 Teilchen ist reich an solch erhellenden Anekdoten.

Im Jahr darauf kam er zurück nach Zürich, ein Jahr später erreichte ihn ein sehr grosszügiges Angebot aus Berlin ... doch ich will hier nicht das Buch nacherzählen, sondern davon berichten, was dieses Werk für mich wertvoll macht: Das Nebeneinander von Einsteins Werdegang, seinen Eigenheiten, seinem liebenswürdigem Charakter, seinen Erkenntnissen sowie dem Gewahrwerden des grösseren Ganzen.

Letzteres meint insbesondere, dass im frühen 20. Jahrhundert die Astronomen keine Ahnung davon hatten, dass das Universum grösser als die Milchstrasse ist. „Es war Konsens unter den Physikern der Zeit, inklusive Einstein, dass der Kosmos statisch und ohne Anfang und Ende ist.“ Doch dann entdeckte 1924 der Astronom Edwin Hubble eine Galaxie ausserhalb der Milchstrasse: Andromeda. Und unser Weltbild veränderte sich. Wir wissen heute: Das Universum weitet sich aus, jede Galaxie zieht die andere an. Und wir wissen auch, dass wir immer noch vor vielen Rätseln stehen.

Einstein. Ein Leben in 99 Teilchen lehrt einen Verblüffendes, etwa dass Einstein gerade mal 26 Jahre alt war, als er die Spezielle Relativitätstheorie, und erst 36 Jahre alt, als er die Allgemeine Relativitätstheorie entdeckte. Und dass er in späteren Jahren weniger als Physiker, denn als für den Frieden engagiert in Erscheinung trat, was ihn unter anderem dem FBI verdächtig machte, der ein umfängliches Dossier über ihn anlegte. Liest man Auszüge daraus, wundert man sich wieder einmal, was für Hohlköpfe bei den Geheimdiensten beschäftigt sind.

Samuel Graydon macht nicht zuletzt deutlich, dass „die Unverständlichkeit der Relativitätstheorie einen gewichtigen Teil ihrer Faszination“ ausmacht. So berichtet er etwa vom polnischen Physiker Ludwik Silberstein, der 1914 ein wichtiges Buch zur Relativitätstheorie verfasst hatte, und anlässlich einer Tagung zum Astronomen Arthur Stanley Eddington sagte, er dürfte einer von den weltweit drei Menschen sein, der die allgemeine Relativitätstheorie verstünde. Als Eddington abwiegelte, insistierte Silverstein: „Seien Sie nicht bescheiden, Eddington.“ „Im Gegenteil“, antwortete dieser. „Ich überlege, wer der dritte ist.“

Besonders faszinierend an diesem Werk ist, dass man quasi im Vorbeigehen mit Heisenbergs Unschärferelation, Baruch de Spinozas Gottesbegriff sowie Niels Bohrs Scharfsinn bekannt gemacht wird. Mit anderen Worten: Samuel Graydon nimmt uns auch mit auf eine Zeitreise, bringt uns das Ringen um Erkenntnis und Wahrheit näher, wobei sich zeigt, dass auch die hellsten Köpfe von Voreingenommenheiten geleitet werden. Als Einstein behauptete: „Gott würfelt nicht.“, hielt ihm Bohr entgegen: „Einstein, hören Sie auf, Gott zu sagen, was er tun soll.“

Zu meinen liebsten Anekdoten gehört die Begegnung Einsteins mit dem jungen Dramatiker Jerome Weidman. Dieser verfügte, seiner eigenen Einschätzung gemäss, über kein Musikgehör. Einstein wollte dies nicht akzeptieren und bemühte sich, den jungen Mann an die Musik heranzuführen, wobei er den grössten Teil eines Konzerts verpasste, was er gegenüber der Gastgeberin dahingehend begründete, dass er und sein junger Freund mit dem Grössten beschäftigt gewesen seien, wozu der Mensch fähig sei: „Die Grenze zur Schönheit ein klein wenig zu öffnen.“

Fazit: Smart, spannend, unterhaltsam und lehrreich.

Cover des Buches Einstein (ISBN: 9783426278772)
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Rezension zu "Einstein" von Samuel Graydon

Thomas_Lawall
Gedankenblitz

Es sind eigentlich mehr als "99 Teilchen", in diesem Fall also Geschichten, die Samuel Graydon zu erzählen weiß, denn in seiner elf Seiten starken Einleitung befinden sich bereits einige, teils sehr bemerkenswerte Anekdoten. Es soll sich beispielsweise zugetragen haben, dass sich zwei amerikanische Schüler etwas Besonderes ausgedacht haben. Sie wollten Einsteins Ruhm testen und schlossen eine Wette ab, ob es wohl reichen würde, wenn man auf einem Brief an ihn lediglich die Adresse "Albert Einstein, Europe" angeben würde. Wie das ausgegangen ist und wie Albert Einstein dies kommentierte, ist in jener Einleitung nachzulesen.

Der Autor und Wissenschaftsredakteur des "Times Literary Supplement" betritt in seinem ersten Buch gleich ein großes Parkett. Sein Anliegen war aber offenbar nicht, eine Biografie im herkömmlichen Sinn zu schreiben. Er nennt seine Aufzählung der 99 kurzen Kapitel, und die unterschiedliche Gestaltung derselben, ein "Mosaik".

"Zusammen sollen die Einzelteile ein Portrait zeichnen, das auf seine Weise nicht minder repräsentativ ist als eine herkömmliche Biografie."

Und jene gibt es in Hülle und Fülle. Samuel Graydon konnte also sozusagen aus dem Vollen schöpfen, wobei es bereits eine großartige Leistung ist, alle (bisher erschienenen) Schriften, die sich mit Einsteins Arbeit und Leben beschäftigen, gelesen zu haben, und die er im Verzeichnis seiner Quellen im einzelnen aufzählt. Die Betonung liegt hier auf "bisher", denn der sechzehnte Band der "Collected Papers of Albert Einstein", herausgegeben von der Princeton University Press, vervollständigt Einsteins Schriften (der erste Band erschien vor 36 Jahren) nunmehr erst bis 1929.

Samuel Graydon möchte in seinen "Teilchen" nicht nur dem unzweifelhaften Genie Einsteins huldigen, sondern auch den einen oder anderen Schatten nicht unerwähnt lassen, wobei das eine oder andere Persönlichkeitsmerkmal nicht einseitig "herausgearbeitet" werden soll. Einige Ambivalenzen verschiedenster Art scheint es in seinem Privatleben dennoch gegeben zu haben, auch was "rassistische Ansichten" (Asienreise/Reisetagebuch 1922) oder seinen Umgang mit Frauen betraf.

Bevor der Autor jedoch auf ein falsches Gleis gerät, dreht er ab, indem er Einsteins Gelingen bescheinigt, "liebenswert zu bleiben", was wohl auch die große Mehrzahl seiner Zeitgenossinnen und Zeitgenossen bestätigt. Diese Charaktereigenschaft belegt nebenbei auch die nicht gerade alltägliche Fähigkeit, die eigenen Fehler gnadenlos aufzudecken und zu akzeptieren. So musste er beispielsweise seine Theorie über die "einheitliche Feldtheorie" aufgeben.

"Das war, wie sich herausstellen sollte, Unsinn."

Der Quantenphysiker Wolfgang Pauli sagte ihm die Aufgabe seiner dahingehenden Denkweise voraus, und er sollte recht behalten. Es sollte jedoch eineinhalb Jahre dauern, bis ihn ein Brief Einsteins erreichte:

"Sie haben also recht gehabt, Sie Spitzbube."

Das schlaglichtartige Eintauchen in Einsteins Privatleben sowie den Streifzug durch seinen Werdegang als Wissenschaftler, seinem Leben VOR und NACH der Relativitätstheorie, fasziniert nachhaltig, lässt einen aber fast vergessen, dass es neben all den Erkenntnissen und Fehlschlägen, den zahlreichen Reisen, Umzügen oder Kontakten zu berühmten Persönlichkeiten auch einen, immer lästiger werdenden, politischen Hintergrund gab, der ihn 1933 schließlich dazu zwang, Deutschland und Europa für immer zu verlassen ...

Die ebenso informative wie unterhaltsame Lektüre wird am Ende des Buches durch ein Register vervollständigt sowie durch ein ausführliches Quellenverzeichnis komplettiert. Hier findet man (auch) Zugang zu wissenschaftlichen Abhandlungen über die spezielle Relativitätstheorie, die zur berühmtesten Gleichung der Wissenschaft führte: E = mc². Sie

"ergab sich einfach aus Einsteins Arbeit, ein nachträglicher Gedankenblitz..."

Nicht wenige werden sich nach der Lektüre dennoch fragen, so wie der Rezensent übrigens auch, ob sie die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie (endlich) wirklich verstanden haben. Vielleicht sollte man dies in diversen Kapiteln, oder an anderer Stelle, noch einmal ganz langsam nachlesen...

Immerhin ist man nach "Einstein - Ein Leben in 99 Teilchen" einem der größten Wissenschaftler der Geschichte ein wenig näher gekommen. Das ist nicht alles und doch (relativ) viel.

Cover des Buches Einstein (ISBN: 9783426278772)
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Rezension zu "Einstein" von Samuel Graydon

Kristall86
Kurzweilig und äußerst interessant!

Klappentext:

„Einstein beeindruckt bis heute – er wird verehrt als »Ingenieur des Universums« und »Physiker des Jahrhunderts« und ist vielen ein Vorbild als Humanist und Pazifist.


In dieser aktuellen Mosaik-Biografie präsentiert der britische Wissenschafts-Journalist Samuel Graydon die Lebensgeschichte des größten Genies des 20. Jahrhunderts auf leicht zugängliche Weise: In 99 Teilchen lässt er das Leben des großen Naturwissenschaftlers Revue passieren.


Natürlich geht es dabei um Physik – aber auch um Politisches und Privates, um seine Liebe zur Musik, seinen Gefängnisaufenthalt, die Beziehung zum Wissenschaftsbetrieb, die Haltung zur Religion, das Leben in den USA und die Beziehung zu seiner Frau Mileva Maric und zu seinen Söhnen Hans Albert und Eduard. Somit ist Graydons vielschichtige Einstein-Biografie die umfassende zeitgemäße Antwort auf die klassische Lebensbeschreibung und lädt zum kurzweiligen Schmökern, Stöbern und Staunen ein.


Für Leser*innen von Stephen Hawking und Harald Lesch ist diese Einstein-Biografie ein absolutes Muss!“


Autor Samuel Graydon zeigt anhand dieses Sachbuches, wie herrlich unterhaltsam und kurzweilig eine Biografie sein kann. In seinem aktuellen Buch „Einstein - ein Leben in 99 Teilchen“ nimmt er uns mit in die Zeit als Einstein das Licht der Welt erblickte und dann eben jener Mensch aus ihm wurde, den wir heute noch so sehr verehren und  so viel verdanken! Es scheint wie eine kleine Zeitreise, denn Graydons Schreibstil und Ausdruck (hierbei sei auch die Übersetzung sehr gelobt!) sind eindringlich, nehmen einen sofort ein und ja, sie fesseln einen an das Buch. Wir Leser werden behutsam durch das Leben Einsteins geführt und es scheint alles wie von einem anderen Stern, denn in dieser Zeit lebte ja schließlich nicht nur Albert Einstein als Forscher und Entdecker sondern eben noch viele andere Persönlichkeiten! Graydon umgarnt gekonnt die Leserschaft ohne dabei irgendwo den Leser zu ermüden oder gar zu langweilen! Er ist stets kurzweilig im Text sowie erhellend im Ton! Selbstredend werden auch Einsteins wichtigste Forschungs-Erkenntnisse benannt aber auch sein Leben eben mal ohne den „Forscher“ werden beleuchtet. Fest steht jedenfalls, wir können vieles nur aus Berichten etc. erahnen, ob es wirklich so wahr war, bleibt nicht nur bei Einstein ein Mythos und genau das zeigt Graydon wirklich perfekt auf. Untermalt werden Graydons Erzählungen mit kleinen und großen Fotografien des Forschers. Dadurch wird nicht nur das Geschriebene an sich aufgelockert, es wird aufgewertet und als Leser erhält man einfach einen besseren Eindruck, ein besseres Bild von diesem Genie! 

Fazit: Kurzweilig und mit wirklich fesselndem Schreibstil wurde hier Einsteins Leben niedergeschrieben. Selten eine Biografie so genossen! 5 Sterne!

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