Rezension zu "Clarissa" von Samuel Richardson
Zwei Einwände gegen den Roman
1.) Er ist viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel zu dick
2.)Die Moral von der Geschichte: egal was du erlebt hast, hauptsache du stirbst gottergeben einen christlichen Tod und hast vorher dein Testament gemacht, auf dass die Erben in keinen Rechtstreit geraten.
So, aber jetzt zu den Einzelheiten. Richardson wollte laut Vorwort zeigen, wie eine außergewöhnlich kluge und tugendhafte Frau in die Fänge eines Bösewichts gerät, wenn sie nur einen kleinen Schritt vom Wege abweicht. In Wahrheit hat er aber gezeigt, dass seine idyllische patriarchale Welt ein Verbrechen an den Frauen ist.
Clarissa, besagte tugendhafte junge Frau erweckt das Interesse des Verführers Lovelace, der sehr heftig in Clarissa verliebt ist, allerdings nur, wenn er sie nicht völlig unter seiner Kontrolle hat. Wobei Lovelace gar kein Verführer ist sondern ein Betrüger, ein Intrigant und ein Gewalttäter. Aber wegen des Patriarchats sieht Clarissa sich nur zum Teil als Opfer, sie leidet Gewissensqualen, weil sie vom Weg der Tugend abgewichen ist. Damit ist der Roman eigentlich ein glühendes Pladoyer für die Frauenemanzipation. Gehorsam ist jedenfalls keine Option, das führt in die Katastrophe,
Es handelt sich um einen Briefroman, und die Briefe werden vorgeigt, weitergegeben, gestohlen oder gefälscht, so dass es interessant ist, wer welche Information bekommt und welche nicht. Man weiß auch nie ganz genau, was in den Briefen objektiv stimmt, eine subjektive Wahrheit ist und was eine ziemlich bewusste Täuschung.
Und wie immer offenbaren die Briefschreiber viel mehr über sich, als sie eigentlich wollen, weshalb man beim Lesen ein bisschen Spürsinn anwenden kann.
Und nicht vergessen - rechtzeitig an das Testament denken.