Sanam Mahloudji

 3,5 Sterne bei 39 Bewertungen

Lebenslauf

Sanam Mahloudji wurde in Teheran geboren und wuchs in Los Angeles auf, nachdem sie während der iranischen Revolution in die USA geflohen war. Sie veröffentlichte zahlreiche Essays und Kurzgeschichten u.a. in McSweeney’s Quarterly Concern, im Kenyon Review, Idaho Review, Passages North und anderen literarischen Zeitschriften. 2018 war ihre erste Kurzgeschichte für den PEN/Robert J. Dau Short Story Prize for Emerging Writers nominiert. Eins ihrer Essays fand Eingang in die Anthologie Mothers Before: Stories and Portraits of Our Mothers as We Never Saw Them. Sie lebt heute mit ihrer Familie in London.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sanam Mahloudji

Cover des Buches Die Perserinnen (ISBN: 9783492322508)

Die Perserinnen

(37)
Erscheint am 29.08.2025
Cover des Buches Die Perserinnen (ISBN: 9783844938296)

Die Perserinnen

(2)
Erschienen am 31.05.2024

Neue Rezensionen zu Sanam Mahloudji

Cover des Buches Die Perserinnen (ISBN: 9783492072267)
leseleas avatar

Rezension zu "Die Perserinnen" von Sanam Mahloudji

leselea
Jenseits von Teheran

Wir sind nicht für ein besseres Leben hierhergekommen. Das bessere Leben haben wir zurückgelassen. (S. 116)

In Teheran waren die Valitats noch wer. Jeder kannte ihren Namen, wusste um ihren Reichtum, bewunderte oder fürchtete sie für ihren Vorfahren, den großen Krieger. Doch mit der islamischen Revolution wurde all der Ruhm und Glanz weggefegt. Geblieben ist nur noch das Geld, das den Validats zwar half, ein angenehmes Leben im amerikanischen Exil aufzubauen, nicht jedoch, sich wirklich zu integrieren, geschweige denn die Tür zur feinen amerikanischen Gesellschaft zu öffnen. Und so führen sie ein Leben, das vielen Amerikanern sauer aufstößt, vor allem, wenn es ihnen so demonstrativ vorgelebt wird wie von Shirin: Lautstark und wortreich gibt sie sich dem Alkohol, gutem Essen, wilden Partys und der ein oder anderen Droge hin – bis sie dieser Lebensstil vor ein amerikanisches Gericht bringt. Die Anklage: Versuchte Prostitution. Die ganze Familie schlägt Alarm, allen voran Shirins Nichte Bita, die Tochter ihrer verstorbenen Schwester Sima. Doch auch die im Iran gebliebene Verwandtschaft ist besorgt –  so sehr, dass sich Matriarchin Elizabeth tatsächlich mit ihrer Enkelin Niaz (Shirins Tochter) ins Flugzeug nach Amerika begibt. Doch es ist nicht nur die Sorge um Shirin, die Elizabeth nach Amerika treibt, sondern auch die Tatsache, dass ihre Jugendliebe Ali Luft seit kurzem verwitwet ist. Auf amerikanischem Boden wird schließlich so manches Geheimnis gelüftet, das in Teheran seinen Anfang nahm.

Nach Lesen des Klappentextes hatte ich mich auf eine Geschichte mit hochaktuellem Kern gefreut, die die Frauen des Irans in den Vordergrund stellt und anhand ihrer verschiedenen Lebenswege seit der iranischen Revolution 1979 die Frage nach Heimat und Identität verhandelt. Und tatsächlich schimmern all diese Themen – die politischen und kulturellen Umwälzungen im Iran, der Stolz auf die historische Nation Persien, die Diskrepanz zwischen östlichem und westlichem Lebensstil, das Aufwachsen in der Diaspora, die Trennung einer Familie – in Die Perserinnen immer wieder durch, gehen aber leider im Getöse der Hauptfigur Shirin erzähltechnisch unter.

Shirin ist – so wird es schon in der Zusammenfassung oben deutlich – eine herausfordernde Figur, an der zumindest ich gescheitert bin und die mir die Lust am Roman deutlich verleitet hat. Sie ist laut, vulgär, unbedacht, fordernd und stellt sich und ihr Schicksal immer wieder in dem Mittelpunkt. Dieses dreht sich zur Beginn des Romans (und auch zum Schluss) um eben die Anklage wegen versuchter Prostitution und bringt den Großteil der anderen Frauenfiguren (Elizabeth, Niaz und Binta) zum Handeln. Ihre eigenen Geschichten, die durchaus interessanter wären – vor allem Niaz‘ Leben als zurückgelassene Tochter im autoritären, frauenfeindlichen Regime bietet so viel Potential – werden dabei von der Autorin immer wieder zurückgestellt. Völlig ratlos bleibt man vor dem Erzählstrang um Sima zurück, die als Geist rückblickend ihr Leben erzählt und zwar so einige blinde Flecken der Familiengeschichte schließt, deren Perspektive sich aber nur schwer in das Gesamtkonstrukt einfügen lässt.

Selten habe ich erlebt, dass eine Figur so sehr einen Text dominiert. Da Shirin schrill und substanzlos daherkommt, man nicht wirklich versteht, wieso sie von der Autorin Sanam Mahloudji so angelegt wurde, kommt einem auch Die Perserinnen überzogen und inhaltsarm vor. Iran und Persertum verkommen zur bloßen Rahmenhandlung, die Familiengeschichte mit ihren Geheimnissen ist vorhersehbar und altbekannt. Auf knapp 440 Seiten verliert einen die Geschichte immer mehr, bis man sie schließlich erleichtert zur Seite legen kann. Was man jenseits von „Früher war alles besser“ und „Wir sind schließlich wer“ mitnehmen kann, ist mager. Ein Kennenlernen und Verständnis der iranischen Geschichte und Kultur wird lediglich im ersten Drittel des Romans ermöglicht, danach fokussiert sich die Geschichte auf die stereotype Darstellung neureicher Exiliraner. Für mich insgesamt eine Enttäuschung. 2 Sterne!

Cover des Buches Die Perserinnen (ISBN: 9783492072267)
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Rezension zu "Die Perserinnen" von Sanam Mahloudji

HarleyQ
Bereichernde Familiengeschichte

Sanam Mahloudji schreibt in ihrem Debütroman über die Frauen einer iranischen Familie, die zu Zeiten des Shahs von Bedeutung waren. Doch nach der islamische Revolution und der Flucht nach Amerika (von den meisten Frauen) bleibt ihnen nur noch ihr Geld.

Für den deutschsprachigen Raum ist dieser Roman besonders wichtig, da er eine neue Perspektive bietet, eine neue "Erfahrungswelt". Den Leser:innen wir eine neue Welt präsentiert, die den meisten vermutlich komplett unbekannt ist. Man kann die Welt der "Exil-Perserinnen" kennenlernen und die derer, die aus diversen Gründen im Iran zurückgeblieben sind und deren Leben sich durch die islamische Revolution komplett geändert hat.

Der Roman ist komplex und braucht stellenweiße doch große Aufmerksamkeit, denn viel kultureller Kontext wird nicht erklärt. Viel Wissen über die islamische Revolution und den Kulturwechsel im Iran wird vorausgesetzt, eine kurze Recherche vorab wird also empfohlen. Dann kann der Roman sehr bereichernd sein und einem die Augen öffnen.

Ab und zu wird es anstrengend, da sehr viele Namen (für deutschsprachige Leser:innen fremde Namen) vorkommen und man leicht den Überblick verlieren kann, wer mit wem wie verwandt ist. Eine kleine Übersicht am Anfang oder Ende hätte hier sehr geholfen.

Es hat zwar etwas gebraucht, bis mich das Buch überzeugen konnte, am Ende bin ich aber froh, es gelesen zu haben.

Cover des Buches Die Perserinnen (ISBN: 9783492072267)
P

Rezension zu "Die Perserinnen" von Sanam Mahloudji

pawlodar
Sozialstudien in rüdem Ton

Die politischen Verhältnisse in der Iranischen Republik sind ein Dauerthema in der Nachrichtenwelt, doch dieser Roman richtet zum ersten Mal den Blick auf die Auswirkungen der islamischen Revolution auf die Menschen des persischen Volkes, demonstriert an fünf Frauen einer Familie, die man getrost der früheren Elite zurechnen darf.
Abschreckend jedoch die Porträts der einzelnen Figuren, die an Kaltherzigkeit, innerer Leere, Langeweile kaum zu überbieten sind, präsentiert in zeitweise recht rüder Sprache, ohne dass die Notwendigkeit dieses Idioms wirklich ersichtlich wird.
Was der Klappentext als großes Familiengeheimnis verkauft, ist eine verwandtschaftliche Konstellation, wie sie in jedem Groschenroman vorkommen könnte.
Die Protagonistinnen verteilen sich auf drei Generationen, zwei von ihnen sind in Persien zurückgeblieben, während die anderen, begünstigt durch den immensen Reichtum ihrer Familie, ihr Heil in der Flucht nach Amerika suchten. Es wäre für den Leser überaus reizvoll gewesen, detailliertere Informationen über die historischen Entwicklungen zu erhalten, dargestellt an den handelnden Figuren. Doch die Charaktere bleiben holzschnittartig, die Geschichte des Landes schemenhaft. Außer ihrem sagenhaften Vermögen und den Spielarten ihrer diversen Neurosen haben diese Frauen wenig zu bieten.
Insgesamt stellt die Lektüre dieses Romans leider eine ziemliche Enttäuschung dar.

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