Rezension zu "Nackte Gewalt" von Sandra B. Row
„Nackte Gewalt“ von Sandra B. Raw erschien im Juni 2018 im Verlag Independently published.
Das Cover deutet mehr auf einen Erotik Roman und ist etwas verwirrend, denn der Roman ist ein Kriminalroman.
Temporeich beginnt die Geschichte mit einem SEK – Einsatz von Peter Fechter und seinen Kollegen, bei dem er versehentlich den Hund von Valeria erschießt. Valeria und Peter begegnen sich bei ihrem Einzug in ein Mietshaus wieder, denn auch er wohnt da. Zu Unrecht gerät er ins Visier des „Blauen Clubs“, die Sexualstraftäter mit Kastrationen unschädlich machen. Valeria rettet Peter in letzter Sekunde vor dem „Blauen Club“. Daraufhin beginnt Peter auf eigene Faust gegen den „Blauen Club“ zu ermitteln, da er eine undichte Stelle bei der Polizei vermutet. Valeria hilft ihm, anfangs widerwillig, so kommen sie den Täterinnen immer näher.......
Der Krimi befasst sich mit dem Thema Selbstjustiz und wie weit gehen die Mitglieder des „Blauen Clubs“?
Was steht auf ihrer Agenda und wird sie immer befolgt, von allen Mitgliedern? Die Akzeptanz der Taten in der Bevölkerung, die in den sozialen Netzwerken beschrieben wird, so kann sehr schnell auch ein Unschuldiger ins Visier geraten, nur weil ihn jemand zu Unrecht beschuldigt. Das alles hat die Autorin sehr gut beschrieben, ich war total gefangen von den Ereignissen wurde förmlich mitten ins Geschehen gezogen. Gut und Böse kamen für mich ins Wanken und landeten in einer Grauzone. Denn auch Peter Fechter, der verzweifelt versucht die die Mitglieder des „Blauen Clubs“ zu enttarnen, greift zu unlauteren Mitteln, das ist moralisch gesehen genauso verwerflich, macht ihn andererseits sehr menschlich. Dabei vergisst die Autorin den Humor nicht, denn es ergibt sich die ein oder andere lustige Situation zwischen Peter und Valeria. Gut getroffen und beschrieben sind die Erotikszenen die dem Kriminalroman die besondere Würze verleihen.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, wirken authentisch und lebendig. Peter der so tough wirkende SEK – Beamte, dessen Leben einen gehörigen Knick bekommt, sein Selbstbewusstsein am Boden liegt und er hat in letzter Zeit viel Pech. Nachvollziehbar für mich, dass er nicht sofort eine Beziehung mit Valeria eingeht.
Valeria ist eine selbstbewusste junge Frau, sie war mir sofort sympathisch, durch den Tod ihres Hundes war sie mir ans Herz gewachsen. Anfangs widerwillig hilft sie Peter bei seinen Ermittlungen und wächst über sich hinaus. Auch die Nebencharaktere werden gut beleuchtet und bekommen ein Gesicht.
Der Schreibstil der Autorin ist temporeich und sehr flüssig zu lesen. Erzählt wird in der Ich – Perspektive des jeweiligen Protagonisten, so befand ich mich immer mitten im Geschehen.
Fazit: Für mich ein gelungener Kriminalroman, der durch die Anziehung der beiden Hauptprotagonisten die besondere Würze bekommt. Die Frage nach Gut und Böse und moralischer Gerechtigkeit, oder wie weit darf man gehen wurden für mich nachvollziehbar präsentiert, mit einer Prise Humor und einem ordentlichen Schuss Erotik gewürzt. Ich wurde sehr gut unterhalten und gebe meine absolute Leseempfehlung.