Ein kleines, feines Buch - um mal für einen Moment dem Alltag zu entfliehen
von Lesegenuss
Rezension
Sieben Tage Urlaub an der Nordsee, auf ihrer Insel, in ihrem „Piratennest“. Frauke und ihr 15-jähriger Sohn Keno erleben allerdings in diesem Jahr eine Überraschung, denn ihrer Vermieterin, Frau Ekkenga, ist ein schlimmer Fehler unterlaufen: Doppelbelegung. Herr Trigg und seine, etwas vorlaute, Tochter Clara waren vor ihnen angekommen und hatten das Ferienhaus schon belegt. Doch so dringend diese wiederum ihren Urlaub nötig hatte, so ungern wollte sie bleiben. Ein Ausweichquartier gab es auf der ganzen Insel nicht, alles belegt. Hauptsaison. Doch die Vier arrangieren sich und wollen zusammen die Woche miteinander im „Piratennest“ verbringen. Wie sich im Laufe der Geschichte zeigen wird, Glück für Keno, der sich schon seit geraumer Zeit von seiner Mutter abnabelt, Nähe nicht zulässt, findet in Claras Vater Henning einen verständnisvollen Gegenpart in dieser zusammengewürfelten WG. Clara hingegen, große Klappe, aber ziemlich hell im Kopf, freundet sich schnell mit Frauke an.
In kurzen Kapiteln erzählen die jeweiligen Protagonisten ihren Urlaubstag, ihren Eindruck von den anderen Charaktere, gewähren einen Blick auf sich selbst.
Sowohl Henning als auch Frauke haben ihre Probleme, mit sich selbst, ihre Ecken und Kanten, bringt die Autorin in diesem von der Seitenzahl her ungewöhnlich kurz gehaltenen Roman, der durchzogen von wunderbaren Illustrationen von Ole West, die Inselgeschichte auf den Punkt. Man kann nicht erwarten, dass es nach dieser Urlaubswoche ein Happy-End gibt, doch man trifft sich wieder.
Im nächsten Jahr, zur gleichen Zeit, im gleichen Haus, aber für zwei Wochen.
Zitat S. 76 "Frau Ekkenga schien wirklich nicht zu verstehen. Frauke war ja selbst erstaunt, wie leicht ihr die Entscheidung gefallen war, sich spätestens in einem Jahr wieder mit dem seltsamen Herrn Trigg und seiner neunmalklugen Tochter im „Piratennest“ zu treffen.“
Fazit:
„Nordseesommer“ von Sandra Lüpkes, mein erstes Buch von der Autorin. Und mal ehrlich, wer das Buch kauft, weiß, dass ihn kein dicker Wälzer erwartet. Für mich war die kleine Geschichte eine kurze Lesereise, die mir zusätzlich durch die tollen Illustrationen einen gedanklichen Abstecher fernab des Alltags erlaubten, auf einer Insel, an einem Strand an der Nordsee zu sitzen, um zu relaxen. Ich habe „Nordseesommer“ genossen, denn die Handlung rieselt nicht wie der Sand durch die Finger, es bleibt ein Nachhall zu den aufgegriffenen Alltagsthemen, des Lebens, wie hier von Clara und Keno, Henning und Frauke.