Sandra Reichert

 4,7 Sterne bei 11 Bewertungen
Autorenbild von Sandra Reichert (©Sjoerd Yedema)

Lebenslauf

Geboren 1979 in Nauen, lebt seit 1984 in West-Berlin. Studium der Philosophie, u. a. bei Peter Bieri, auch bekannt als Pascal Mercier. Abschlüsse in der Anglistik, Germanistik sowie Amerikanistik. Leidenschaftlich beim suchenden Fragen, erst recht, wo es schmerzt ... 

Für das Manuskript "Wenn dich der Himmel nicht will, versuch’s in der Hölle" erhielt sie im Herbst 2021 ein Literaturrecherche-Stipendium der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Im Februar 2022 gewann sie damit den Literaturwettbewerb "Wir lesen uns die Münder wund", eine Kooperation von MARK Salzburg, erostepost und Literaturhaus Salzburg. Kurz darauf klopfte der Müry Salzmann Verlag mit Interesse an die Tür. Der Rest ist Geschichte in Form des Debüts - und Lebenstraum: "Der Himmel muss warten". 

Botschaft an meine Leser

"Gruppensitzungen, Übungen, Dialoge, Begegnungen, Alltägliches werden geschildert: kurzweilig, präzise, fallbeispielhaft, monologisch – und sehr tröstlich. Denn wo über den Tod gesprochen wird, ist auch das Leben nicht weit: als Erinnerung, als Ziel, als Gedanke, als Tat, als Erfahrung, als Verlust, als Schmerz, als Glück.

[Der] Roman wird die Leser:innen finden, die Schmerz, Kraft, Trost, Heilung und Verzeihen kennen oder erwünschen und trägt damit seinen Teil dazu bei, Depressionen als geläufige Krankheit mit vielen, weil individuellen, Facetten Raum zu geben."

FHartwig: Die gute Seite Berlin 

Alle Bücher von Sandra Reichert

Cover des Buches Der Himmel muss warten (ISBN: 9783990142318)

Der Himmel muss warten

(11)
Erschienen am 01.09.2022

Neue Rezensionen zu Sandra Reichert

Cover des Buches Der Himmel muss warten (ISBN: 9783990142318)
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Rezension zu "Der Himmel muss warten" von Sandra Reichert

ancla_books4life
Brilliant: Schwarfsinnig und mit Tiefgang!

**** Worum geht es? ****

Ja, der Himmel muss warten, in diesem Buch lernt die Protagonistin den Sinn des Lebens kennen und wie man diesen wieder findet, wenn man sich selbst völlig aus den Augen verloren hat. Marie’s letzter Weg ist in die Klinik, wenn das nicht hilft will sie sterben. Durch intensive Gespräche mit Mitpatienten und Therapeuten findet Marie ihren Weg und gibt dabei auch so einiges zurück. Ihre Augen werden letztlich durch Julie und Jan geöffnet. Wer das sind und wie sie das schaffen ist eine Reise wert.


**** Mein Eindruck ****

Die Geschichte ist keine leichte Kost, die Szenen mitten aus dem Leben gegriffen und zutiefst erschütternd, aber das Buch gibt einem so viele Ansätze und Interpretationsmöglichkeiten, dass ich mich als Leserin vollständig aufgehoben gefühlt habe. Ich habe mit Marie und den anderen Charakteren mitgefühlt und den Weg der Heilung mit allen Hürden nachvollziehen können. Dem Schreibstil der Autorin konnte ich leicht folgen und die Struktur hat mich gut durch die Geschichte geleitet.


**** Empfehlung? ****

Alleine wegen der vielen zitierwürdigen Stellen empfehle ich dieses Buch. Die Geschichte ist so berührend, ich empfehle es besonders jedem, der sich mit dem Thema Depression in Romanform auseinander setzen möchte.

Cover des Buches Der Himmel muss warten (ISBN: 9783990142318)
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Rezension zu "Der Himmel muss warten" von Sandra Reichert

franzosenleser
Packende Schreibkunst, die einerseits präzise und andererseits leichtfüßig ist

Maria Parker ist des Lebens überdrüssig, sie möchte sterben. Und das ist gar nicht so leicht, wie sie festgestellt hat. Auch von ihrem Arzt kann sie keine Hilfe erwarten. Doch der schlägt ihr einen Deal vor:


»Gehen Sie in diese Reha, bleiben Sie die vier Wochen dort. Und wenn Sie wiederkommen, gewinnen Sie mich dafür, Sie beim Suizid zu begleiten.« 

Der Himmel muss warten Seite 12


Na gut das ist nicht nur ein Deal, der Dialog geht weiter, als Maria ihn fragt:


»Anderenfalls?«
»Soforteinweisung und Medikamententherapie wegen akuter Selbstgefährdung.«

Der Himmel muss warten Seite 12


Maria sieht ein, dass sie nicht ablehnen kann und erkennt die Chance. In der Klinik gibt es doch bestimmt Menschen, denen es genauso geht …

Der Anfang des Romans ist ironisch, witzig, fast in einem sarkastischen Ton erzählt. Das zieht einen rein. Und langsam, ganz langsam, ohne dass sich die Sprache spürbar ändert, wandelt sich der Ton, wurde gefühlvoll, manchmal fast zärtlich und teils schwer.


Tot. Für 72 Stunden legte sich die Glocke aus stummen Schreien schwer über die Klinik.

Der Himmel muss warten Seite 48


Nachvollziehbar zeigt die Autorin die Vielschichtigkeit eines Klinikaufenthaltes. Von dem Auf und Ab der Emotionen war ich gefangen, als sie mich mit ihrer treffenden Wortwahl durch Traurigkeit, Hoffnung, Freude, Ausweglosigkeit, Einsamkeit und dem Gefühl des Verstandenseins führte. Widersprüchliche Empfindungen, eine Achterbahn der Gefühle, die Sandra Reichert kunstvoll in Szene setzt.

Im Verlauf der Erzählung begegnen wir verschiedenen Charakteren. Allen voran der 17-jährige Jan, der nur noch kurz zu leben hat (aber warum ist er hier? Wir erfahren es zu gegebener Zeit). Eine Verbindung von besonderer Tiefe entdecken wir zudem zwischen Holger & Hakan und dann ist da noch Alex, dessen Schicksal mich ins Grübeln brachte, ob es wirklich diesen Platz in der Geschichte haben musste – ich finde im Nachhinein: Auf jeden Fall. Nicht zu vergessen, Julia. Sie wird uns als eine Seele beschrieben, die am eigenen Schicksal zerbricht. Dr. Grün ist der Chefarzt der Klinik – ein Mann, von dem ich mir wünschte, ihm in meinem eigenen Leben als Psychiater getroffen zu haben.

Die facettenreichen Begegnungen mit Therapeuten, Sekretärinnen und Mitpatienten führten mich tief in die menschliche Psyche und ließen mich in die Höhen und Tiefen des Klinikalltags eintauchen. Die Figuren sind in wunderbar lebendiger Art und Weise gezeichnet und ließen mich nicht mehr los. Es ist schier unmöglich, sich ihnen zu entziehen, zu starke Emotionen riefen sie in mir hervor. Doch je nach der eigenen Seelenlage kann dies ganz unterschiedliche Empfindungen auslösen.
Sandra Reichert präsentiert eine packende Schreibkunst, die einerseits präzise und andererseits leichtfüßig ist, ohne dabei jedoch die emotionalen Aspekte zu vernachlässigen. Mit ihren Worten vermag sie die tiefen Gedanken und Gefühle von Maria auf eine so authentische Weise einzufangen, dass man unweigerlich an Marias Entwicklung teilhat. Dabei bleibt die Autorin stets objektiv und vermeidet jeglichen Überschwang an Emotionalität oder ein zu mitleidiges Klangbild.

Der Erzählstil beginnt mit einer Prise Ironie und charmantem Witz, doch mit zunehmender Handlung wird er ernster und gewinnt an Hoffnung. Was anfangs von Todeswünschen dominiert wurde, verwandelt sich am Ende in einen starken Lebenswillen. Inmitten all der Schwere und Dramatik wird dieses Buch somit zu einer Hommage ans Leben: Genieße es, du hast nur das Eine!

Ihr ahnt es bestimmt schon: Ich gebe eine klare Leseempfehlung für dieses Buch ab.

Cover des Buches Der Himmel muss warten (ISBN: 9783990142318)
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Rezension zu "Der Himmel muss warten" von Sandra Reichert

mimitati_555
Gestärkt aus der Krise

Marie Parker ist müde, genauer gesagt lebensmüde. Sie mag nicht mehr und sie will es auch nicht wollen. Nach mehreren gescheiterten Suizidversuchen ist sie mit der Einweisung in eine Klinik einverstanden; dies nicht etwa, um gesund zu werden, sondern um Menschen zu finden, die mit ihr zusammen aus dem Leben scheiden. In der Klinik trifft sie auf unterschiedliche Leidensgenossen und erfährt deren Geschichten, die tief in ihr etwas berühren und auslösen.


Eigentlich wollte ich nur kurz in die Leseprobe, die keine war, weil die Autorin mir das gesamte Buch elektronisch zur Verfügung gestellt hat, reinlesen und blieb nach vierundzwanzig Seiten kleben. Der leichte Schreibstil und der immer wieder eingestreute Humor machten es mir in dieser Hinsicht leicht, sodass ich das relativ schmale Buch recht zügig und auch sehr gerne gelesen habe. Das Thema Depression und Suizid ist hier vordergründig, wie bereits ausführlich im Klappentext erwähnt, sodass ich zwar keine Triggerwarnung aussprechen, hierauf aber explizit noch einmal hinweisen muss und möchte. In der Klinik werden verschiedene Krankheiten behandelt, darüber sollten sich LeserInnen ebenfalls im Vorfeld im Klaren sein.


Aus der Kürze der Geschichte resultieren im übrigen zwei Kritikpunkte, die ich habe. Die Entwicklung, die Maria macht, passiert so blitzschnell, dass ich dies unrealistisch finde. Nun kann man das Buch natürlich nicht der Realität anpassen, aber dort die Zeit anders ablaufen lassen. Hier hätte ich mir mehr Raum für die Entwicklung gewünscht, ich glaube, dass das Leseerlebnis dann etwas intensiver geworden wäre. Womit wir beim zweiten Punkt wären. Das Buch gleicht mehr einem Ratgeber in Romanform, was ich an sich nicht schlecht finde. Die geballte Masse an Empfehlungen, Tipps und Ratschlägen allerdings hat mich stellenweise erschlagen. Hier wäre weniger mehr gewesen, weil ich ein wenig das Gefühl hatte, dass aufgrund der Kürze der Erzählung jeder Charakter so viel therapeutisch kluges wie möglich von sich geben sollte. Dass dies bei so vielen Patienten einer solchen Klinik relativ unwahrscheinlich ist, lassen wir einmal außen vor; dass dies in einer solchen Fülle erfolgt, fand ich aber schon ein wenig befremdlich. Natürlich ist dies meine persönliche Einschätzung, da es Menschen gibt, die diese Lebensweisheiten und Lebenshilfen noch nicht kennen und davon mehr profitieren könnten, als ich dies getan habe. Anmerken möchte ich in diesem Zusammenhang, dass ich die Unterhaltungen nichtsdestotrotz gut gewählt und außerordentlich nützlich finde für Menschen, die in dieser Hinsicht den Halt oder ihr Ziel aus den Augen verloren haben.


Das Ende hat leider wieder ein wenig den Kontakt zur Realität verloren. Die Reaktion von Marie auf eine bestimmte Aktion ist nicht nur indiskutabel, sondern erfüllt für mich einen Straftatbestand. Für mich nicht nachvollziehbar und ein wenig schade, denn dies hätte man anders lösen können, finde ich. Wie immer macht sich aber auch hier jede/r LeserIn am besten eine eigene Meinung.


Als Fazit kann ich sagen, dass ich froh darüber bin, dass das Buch den Weg zu mir fand. Die schweren Themen so aufgelockert in eine Erzählung zu packen, war eine gute Entscheidung. Die Krankheitsbilder verdienen mehr Aufmerksamkeit und auch die immer noch stattfindende Stigmatisierung psychischer Probleme muss endlich ein Ende haben. Wie schön, dass diese Menschen durch solche Bücher eine Stimme bekommen.

Gespräche aus der Community

"Der Roman wird die Leser:innen finden, die Schmerz, Kraft, Trost, Heilung und Verzeihen kennen oder erwünschen und trägt damit seinen Teil dazu bei, Depressionen als geläufige Krankheit mit vielen, weil individuellen, Facetten Raum zu geben." 

Wie die Autorin selbst, will auch ihr Buch verbinden und Hoffnung schenken. Damit dies gelingt, braucht das Buch unverzagte Leser:innen.

299 BeiträgeVerlosung beendet
Casaplancas avatar
Letzter Beitrag von  Casaplancavor 2 Jahren

Ich habe das Buc jetzt beendet und muss das erstmal sacken lassen. Da gibt es sehr viel zum nachdenken und reflektieren. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, Rezension folgt gleich.

Zusätzliche Informationen

Sandra Reichert im Netz:

Community-Statistik

in 17 Bibliotheken

auf 6 Merkzettel

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