Sandra Richter

 3,5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Sandra Richter, geboren 1973, studierte Literaturwissenschaft und Politik, lehrte an Universitäten in London und Paris und ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Stuttgart. Sie veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, wurde mehrfach ausgezeichnet und schreibt u. a. für DIE ZEIT. 2019 übernimmt sie die Leitung des Literaturarchivs Marbach.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sandra Richter

Cover des Buches Lob des Optimismus (ISBN: 9783406729973)

Lob des Optimismus

 (1)
Erschienen am 06.12.2019
Cover des Buches Mensch und Markt (ISBN: 9783867741286)

Mensch und Markt

 (0)
Erschienen am 01.09.2012

Neue Rezensionen zu Sandra Richter

Cover des Buches Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur (ISBN: 9783570101513)
M

Rezension zu "Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur" von Sandra Richter

Dichter und Denker aus der Sichtweise der „Welt“ hergesehen
M.Lehmann-Papevor 7 Jahren

Dichter und Denker aus der Sichtweise der „Welt“ hergesehen

Einerseits heiß es traditionell über Deutschland, es sei „das Volk der Dichter und Denker“. Goethe, Schiller, Mann und dutzende andere Literaten gelten als „kulturelle Nationalheiligtümer“ und Vorreiter und Begründer des „Deutschen“ an sich.

Und andererseits war zu weitgehend allen Zeiten und ist es in der Gegenwart noch in viel dichterem Maße, Literatur immer auch international wirksam (man Denke nur an Stefan Zweigs Hoffnung auf „Völkerverständigung“ und „europäischen Frieden“ durch die Kultur vor Beginn des ersten Weltkrieges im Rahmen des innereuropäischen Austausches der Literaten und derer Werke).

So startet die Autorin ihren lebendigen, überaus informativen Blick auf die deutsche „Welt-Literaturgeschichte“ nicht ohne Hintergrund und treffend mit Boris Karloff als „Frankenstein“, der in einem Lederkoffer den „Werther“ entdeckt und einschneidend auf dieses Werk reagiert.

Darin liegt die Grundfrage der Autorin, der sie im Werk nachgeht:

„Warum ist sie (die deutschsprachige Literatur) außerhalb der deutschsprachigen Provinzen überhaupt von Bedeutung“ (und das zudem mit fast kultartigem, langanhaltendem Charakter in der Welt)?

Liegen in der deutschen Literatur tatsächlich „allgemeine“ ästhetische Werte oder anthropologische Konstanten, die über den engeren Bereich des Zielpublikums heraus Bestand haben?

Auf jeden Fall, und dafür liefert Richter vielfache Belege und Beispiele in ihrer opulenten „Werkschau“, „überwindet Literatur die Grenzen ihrer Sprache und Kultur“. Dieser geweiterte Blick aus nun anderer Richtung als die bisherigen Darlegungen ausgehend von einer „nationalen Angelegenheit“ kommt also eher von außen und dringt in das Innere der Wirkung deutschsprachiger Literatur vor, was im Buch als spannende, aber, dem Anspruch nach auch verständlich, auch anstrengende Lektüre vorliegt.

Aber auch eine Weite des Blickes, denn neben den Werken und deren Autoren selbst geht es ja vor allem auch um die Rezeption außerhalb des „Kern-Sprachraumes“. Um Übersetzer, Gönner, Freunde, Fans, Lektoren, um Kritiker, dann auch, bei filmischen Adaptionen, um Regisseure und Schauspieler (hier drängt sich nachgerade Marlene Dietrich in der Verfilmung von Heinrich Manns Werk „Professor Unrat“ unter dem Titel „Der blaue Engel“ als Beispiel eines Werkes auf, dass gerade wegen, vielleicht sogar nur aufgrund der Verfilmung Weltruf erlangte.

Von 1450 an bis in die Gegenwart reich dabei der zeitliche Blick der Autorin, von Beginn der „deutschen Kultursprache“ bis zu deren erster internationaler Beachtung als „heiße Ware“, 1450 bis 1700.

Schelmenroman, Aufarbeitung von Zeitgeschehen (im „Simplicissimus), Verkündigung des Glaubens in Hymnen, deutschsprachig bis ins ferne Amerika hinein, in späteren Zeitabschnitten die entdecken der Innerlichkeit in exemplarischer Äußerlichkeit der Rahmung (Nathan der Weise), gesteigert ins tiefste Gefühl als „Weltgefühl“ im „Werther“, aber auch der Idealismus in der Literatur als „Korpus einer Idee“ (ja, auch „Winnetou“ wird hier mit aufgenommen), dann über die Literatur aus Ausdruck und Begleiter einer „Welt des Umbruchs“ um die Jahrhundertwende zum 20 Jahrhundert hin, als „miefige Heimatliteratur“ im dritten Reich, da aber auch als „Kundschafter des Deutschen in der Welt“ durch die zahlreiche Literatur der Emigration, es ist ein breiter und vielfältiger Blick, den Richter in diesem Werk dem Leser öffnet.

Und in dem klar wird: „dass deutschsprachige Literatur in ein mehr oder minder globales Gespräch eingebunden ist, was uns alle angeht“. Wobei Richter eine gewisse Einengung nicht vernachlässigt, denn der „Sprachraum“ wird überwunden, aber nicht „weltweit“ unbedingt. Kulturelle gemeinsame Grundlagen bedarf es schon in nicht wenigen Fällen, um literarische Werke nicht nur der Sprache, sondern auch dem Sinngehalt nach erfolgreich „zu übersetzen“.

Aber dennoch, in durchaus besonderer Form versteht es die deutsche Literatur seit Jahrhunderten bereits, aktuelle, wichtige, zeitgeschichtliche Themen ebenso wie „Archetypen“ menschlichen Seins mit internationaler Wirkung in sich einzubinden.

Auch wenn ebenso für den eher größten Teil dieser Literatur gilt: „Jenseits der eigenen Sprache ist Nichtwahrnehmung der Regelfall“. Richter weist genügend, eigentlich eine Fülle von „Ausnahmen“ vor, die den Blick auf die deutschsprachige Literatur stark erweitern und dem Leser einen „weltweiten Blick“ ermöglichen.

Eine anregende, nicht einfache, aber lohnenswerte Lektüre.

Cover des Buches Lob des Optimismus (ISBN: 9783406591143)

Rezension zu "Lob des Optimismus" von Sandra Richter

Rezension zu "Lob des Optimismus" von Sandra Richter
Ein LovelyBooks-Nutzervor 14 Jahren

Das Buch "Lob des Optimismus" sollte eher mit "Lob der Balance" überschrieben sein. Sandra Richter befasst sich nämlich nicht nur mit optimistischen Strömungen in der Philosophie, sondern auch mit solchen, die dem Pessimismus das Wort reden, und kommt - wie mein Eindruck ist - mehrmals zum Ergebnis, dass erstrebenswert ein Gleichgewicht zwischen beiden Extremen ist. Das auch zu Recht. Uneingeschränkte Optimisten werden schließlich schon redensartlich mit Hoffnungslosigkeit in Verbindung gebracht. Die Autorin stellt ihnen ihrerseits schon "ernsthafte" Optimisten entgegen, die zwar Sympathien für Yhprums Gesetz (Alles, was funktionieren kann, wird auch funktionieren) hegen, aber auch wissen, dass es Tage gibt, die von dem Gesetz des ungleich bekannteren Murphy (Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen) regiert werden. Ja, sie behandelt in einem eigenen Kapitel sogar den "tyrannischen" Optimismus. Eine philosophische Stellungnahme zu dem brennenden Problem der Atomkraft vermisse ich in diesem Zusammenhang. Überhaupt bringt das Buch für mich mehr eine beschreibende als eine wertende Darstellung des Optimismus. Das Thema Atomkraft ist für Richter offensichtlich ein zu heißes Thema. Und auch für die Gleichsetzung von Optimismus und Liberalismus, die mir gelegentlich anklingt, habe ich kein Verständnis.
Die Art und Weise, wie die beiden widerstreitenden philosophischen Strömungen dargestellt werden, geschieht größtenteils auch für philosophische Laien und Schmalspur-Philosophen verständlich und ohne Langeweile aufkommen zu lassen.
Höchstes Lob verdient die Ausgestaltung der Umschlagvorderseite, womit ich selbstverständlich nicht Rene Magritte loben möchte; das hieße, aktuell formuliert, "Eulen in die griechische Schuldenkapitale" zu tragen. Vielmehr kann die Idee nicht genug gelobt werden, den Buchtitel (zu dem ich meine Meinung schon gesagt habe) mit Magrittes Schirm, der ein mehr als drei viertel volles und damit Optimismus ausstrahlendes Wasserglas "balanciert", zu untermalen. Die Idee, Buchtitel mit Werken großer Maler zu illustrieren, wird Nachahmer finden. Sie hat sich sicherlich auch förderlich auf den Verkauf ausgewirkt. Oder ist dieser Gedanke eventuell gar nicht neu? Selbst wenn: jedenfalls passt das Bild hervorragend zum Titel!

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