Cover des Buches suchtraum (ISBN: 9783943292282)
Flohs avatar
Rezension zu suchtraum von Sandra Stubbe

Ein kleines Buch, genauso vielseitig wie es der Titel zu deuten verspricht. SuchtRaum? SuchTraum?

von Floh vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein kleines Buch, genauso vielseitig wie es der Titel zu deuten verspricht. SuchtRaum? SuchTraum? Bewegend und Tief.

Rezension

Flohs avatar
Flohvor 9 Jahren
Dieses Buch, mit dem vielversprechenden und mehrdeutigen Titel "suchtraum", hat meine Neugier geweckt. Im Rahmen einer Leserunde zusammen mit der Autorin Sandra Stubbe habe ich nicht nur ein sehr bewegendes und tiefgründiges Buch erlebt, sondern auch Träume und Sinnfragen neu deuten dürfen. Ein Buch, dass auf eine ganz besondere Weise nachdenklich stimmt. Eine perfekt abgestimmte und wohl dosierte Mischung aus Hoffnung, Angst, Leid, Stärke, Mut und Schicksal. Vereint zu einem bezaubernden Roman, der die Leser auf eine Reise eines ganzen Lebens entführt... aber auch seine Stolpersteine besitzt.
Erschienen im Chili Verlag (http://franzis-litfass.biz/chiliverlag-ausschreibungen/)

Zum Inhalt:
""Ich betrachtete meine Gewohnheiten, meine Handlungen, meine Entscheidungen – aber ich fand ihn nicht. Diesen einen falschen Moment. Es gab nur einen langsamen und schleichenden Prozess des Selbstbetruges." Anna ist jung und seit Jahren fest liiert. Sie hat es sich im Leben eingerichtet. Aus beruflichen Gründen muss sie mit Markus eine Wochenendbeziehung führen. Ihr Leben läuft in geordneten Bahnen – bis sie herausfindet, dass Markus eine Affaire hat. Annas bisherige Welt gerät ins Wanken. Während eines schmerzhaften Prozesses muss sie erkennen, dass sie sich seit Jahren selbst betrügt. Ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie einsieht, dass nur ein Weg sie retten kann: die totale Befreiung von lähmenden Abhängigkeiten und die Übernahme von Verantwortung für sich selbst. Die Autorin Sandra Stubbe, *1971 in Düsseldorf, arbeitet seit vielen Jahren in leitender Position in der Kommunikationsbran¬che. Bücher waren stets ein wichtiger Teil ihres Lebens, Philosophie und Psychologie bilden dabei seit langem den Kern ihres literarischen Interesses. „suchtraum“ ist ihre erste Veröffentlichung, in der sie eigene Erfahrungen mit Recherchergebnissen zu einer fiktiven Erzählung über Selbsttäuschung verknüpft."

Schreibstil:
Manchmal sollte man auch den Blick von großen Bestsellern abwenden und auch den kleinen Verlagen und noch unbekannten Autoren eine Chance bieten, denn hier kann man wirklich oft einen Sensationsfund und einen Geheimtipp erstöbern. Auch hier hat sich der zweite Blick auf dieses Buch gelohnt, nicht nur wegen des interessanten Titels. Auch der gelungene Schreibstil der Autorin besticht hier in diesem emotionalen Buch sehr. Eigentlich lese ich sehr selten Romane, ich tendiere eher zu Krimi und Thriller, hier hat es sich aber definitiv gelohnt ein anderes Genre zu betreten, denn ohne diesen besonderen Schreibstil der Autorin, wäre dieser Roman keine so bewegende Geschichte geworden. Die Autorin schreibt sehr nah und dennoch routiniert und nimmt den Leser vorwiegend in der ersten Buchhälfte mit auf ein spannendes, emotionales und wortgewandtes Schicksal. Anna und ihre Beziehung zu Markus, ihre Lethargie und Drogensucht. Autorin Sandra Stubbe findet eindringliche Worte, beschwört Emotionen herauf, behandelt eine sehr dramatische Thematik, die leider viel zu oft in unserer Gesellschaft und in den Familien durchlebt werden muss. Die Worte der Autorin berühren und machen wachsam. Sie lässt all ihre Sensibilität durch ihre enorm gezeichneten Charaktere wirken und schafft Sympathie und auch Antipathie. Sandra Stubbe klärt über die (familiären) Probleme und Ängste einer Sucht auf, Freunde die die Augen verschließen, die blind sind, Eltern die den Kopf in den Sand stecken. Dann eine geschiterte Liebe, S. Stubbe verweist auf die Schwierigkeit einer solchen plötzlichen Wendung im Leben, glänzt hoffnungsvollen Worten und Passagen, spielt mit dem Schicksal, der Hoffnung und Mut. Das Besondere an diesem Roman sind die Passagen der Traumdeutung, auch hier wieder ein Wink zum Titel. Durch einen gekonnten Schachzug und schriftstellerisches Talent finden alle Handlungsstränge stets harmonisch zusammen. Auch wenn ich teilweise nicht die Meinungen und Handlungen der Charaktere vertrete, dennoch lobe ich die gefühlvollen Worte der Autorin. Die erzeugen Bilder bieten größte Emotionsvielfalt, berührendes und großartiges Kopfkino. Autorin Stubbe teilt viele Hintergrundinformationen und Wissen mit, erzeugt starke Gefühle, Entsetzen, Ungläubigkeit und Hoffnung. Der Leser befindet sich durch das schriftstellerische Geschick und dem enormen Herzblut der Autorin in einem Sog der Gefühle und wird mitten in die Welt von Anna katapultiert. Leider, gerade durch die emotionale Dramaturgie und Zusammenwirken der Zufälle, wirkt dieser Roman stellenweise überladen oder gar aufgesetzt, um in anderen Passagen wieder ganz weich und sanft zu erscheinen. Die Autorin hat eine wundervolle Gratwanderung aus bitterer Realität und hoffnungsvollen Gedanken erschaffen, die die Leser ganz nahe an das Buch bindet und sie mitnimmt.

Charaktere:
Die Charaktere sind hier von ganz besonderer und gegensätzlicher Natur, genau wie die packenden Hürden und Schicksale, die sie erleben und durchlaufen. Das Kernstück eines jeden Romans. Wenn man sich mit den Charakteren anfreunden kann, sie intensiv erleben und begleiten kann, dann ist ein Roman gelungen und sorgt für wunderbare Leseerlebnisse. Wir begegnen hier sehr toll formulierten Protagonisten, die unterschiedlicher und dennoch gleicher nicht sein könnten. Es sind die geprägten Charaktere, aus Familie, Freunde, Liebsten und Nebenbuhler oder gar Neider. Jeder mit seiner eigenen und persönlichen Art, die Dinge und Momente zu meistern. Anna sorgt zunächst für Unglaube. Sie wirkte auf mich anfangs zu naiv und gebogen. Später erhält sie eine sagenhafte Charakterstudie, die Sympathien und Hoffnungen für sie weckt. Markus ist nicht gut für Anna, so epfindet der Leser diesen Typ. Er geht fremd und schadet Anna in ihrer Persönlichkeit. Dennoch hat Markus viele positive Seiten, die zum Sinnieren anregen und die man nicht durch Antipathie übersehen sollte.
Autorin Sandra Stubbe bringt besondere Charaktere aus Haupt- und Nebenrollen ins Geschehen und spielt mit ganz scharfen Charakterzügen, die diesen Roman prägen werden. Für Humor und Ruheoasen im Buch sorgen neben all der Turbulenzen auch ruhigere Momente aus Liebe, Zusammenhalt und Mitgefühl, welches durch Familie und Freunde gemischt wird. Die Geschichte handelt von Sucht, Scheitern, Hoffnung, Zusammenhalt, Freundschaft, Liebe, Neid, Intrigen und das große persönliche Glück. Dieses Wirken wird durch die Autorin stimmig und authentisch auf die Charaktere übertragen und ein Roman der Gefühlswelt entsteht.

Meinung:
"suchtraum“. Dieser Titel deutet ja bereits darauf hin, dass wir Bezug auf Träume und auf Sucht und Suchen und einen eigenen Raum erleben werden. So gestaltet sich auch der Aufbau vom Roman. Der Roman zeigt sich in seinen ersten rund 90 Seiten absolut dramatisch und auswegslos, man leidet mit Anna und würde sie am liebsten packen und aufwecken. Später nimmt der Roman eine entscheidende Wendung, er baut Stärke und Hoffnung auf und wartet mit einem ganz besonderen Finale. Stark und unschlagbar facettenreich. Ein Lesevergnügen der Extraklasse auf zu wenigen Seiten. Aufgrund der wenigen Romanseiten kann jedoch mit Garantie gesagt werden, dass keinerlei Längen oder zähe Passagen das Lesevergnügen mindern könnten. Zwar erscheinen anfangs die Charaktere etwas blass, doch das wendet sich schnell. Dennoch habe ich von Anfang bis Ende mit den Figuren und Persönlichkeiten im Buche gelitten, gehofft, geschmunzelt und gelebt. In dieser Geschichte dreht sich die Thematik um die Drogensuch, die Alkoholsucht und die Abhängigkeit von einer zerstörenden Liebe. Der Weg aus der Endlosschleife zu sich zurück. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende...

Die Autorin:
„Sandra Stubbe, *1971 in Düsseldorf, arbeitet seit vielen Jahren in leitender Position in der Kommunikationsbranche. Bücher waren stets ein wichtiger Teil ihres Lebens, Philosophie und Psychologie bilden dabei seit langem den Kern ihres literarischen Interesses. "suchtraum" ist ihre erste Veröffentlichung, in der sie eigene Erfahrungen mit Recherche-Ergebnissen zu einer fiktiven Erzählung über Selbsttäuschung verknüpft.“

Cover:
Das Cover lädt zu Assoziationen ein, eine große Blase, ein geplatzter Traum, die eigene verschlossene Welt.... Das Cover ist eine tolle und stimmige Wahl, gerade auch in Bezug auf den spannenden und vielseitig interpätierbaren Titel. Es passt zum Inhalt und zum Leben der Charaktere.

Fazit:
Dieses leider doch etwas zu knappe Werk hat mich sehr begeistert, es ist nah und intensiv, hat kleinere Ecken und Kanten und macht es daher besonders interessant. Ein Buch, wie der Titel es bezeichnet: suchtraum!
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks