Cover des Buches Klar ist es Liebe (ISBN: 9783839847091)
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Rezension zu Klar ist es Liebe von Sandy Hall

Wunderbare Sprecher, fade Story

von katha_dbno vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Das Hörbuch ist gegenüber der Druckversion die bessere Wahl, denn die Sprecher hauchen den Erzählern erst Leben ein.

Rezension

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katha_dbnovor 9 Jahren
Rezension auf Svenjas BookChallenge

Cover


Ich persönlich finde das Cover ziemlich perfekt. Es ist romantisch und verspielt und bringt einen gleich in die richtige Stimmung. Silhouetten haben es mir, wie ich schon öfter angemerkt habe, einfach angetan und auch der verschnörkelte "Liebesbaum" sieht wirklich toll aus. Was will man mehr?


Meine Meinung


Zur Story

Abgesehen von der Liebesgeschichte hat mich vor allem die Tatsache geködert, dass die Annäherung von Lea und Gabe aus der Perspektive von ihren Freunden oder Menschen in ihrem Umfeld erzählt wird. Dabei kommen nicht nur Geschwister (wie Gabes Bruder Sam) oder Studienmitbewohner (wie Mirabel) zu Wort, sondern auch Bedienungen in Cafés oder Inga, die Seminarleiterin des Schreibkurses, bei dem sich Lea und Gabe überhaupt erst kennenlernen. Eine solche Herangehensweise habe ich im Ansatz schon einmal bei Liane Moriartys Roman Drei Wünsche frei erlebt und war schon damals so begeistert davon, dass ich mir ein Buch gewünscht habe, das gänzlich so aufgebaut ist. Mit Klar ist es Liebe würde dieser Wunsch endlich erfüllt.

Wie ich finde, fügt es der Geschichte (nicht nur dieser speziellen, sondern allgemein jeder Geschichte) eine besondere Note hinzu, wenn man das Geschehen aus dem Blickwinkel von Außenstehenden mitverfolgt. Man weiß dadurch nicht, was in den Köpfen der eigentlichen Hauptakteuere vorgeht (außer sie teilen es mit), und nimmt alles durch deren Filter wahr. Dabei spielt natürlich deren jeweiliger Gemütszustand, ihre Beziehung zu den Personen, ihre Persönlichkeit und dergleichen eine wesentliche Rolle, was das Ganze unglaublich abwechslungsreich macht. So ist das auch in diesem Fall. Man erlebt das „Balzverhalten“ der beiden nicht nur aus der Sicht von Leuten, die ihnen wohlgesonnen sind (also Freunden und Verwandten), sondern auch aus der Sicht von denen, die von ihrer extremen Schüchternheit (denn damit sind sie Lea und Gabe gleichermaßen gestraft) eher genervt sind. Anfangs habe ich gegen letztere eine gewisse Abneigung empfunden, da man sich ja automatisch auf die Seite der zwei Hauptpersonen stellt, aber mit der Zeit schließt man selbst sie irgendwie ins Herz. Das betrifft speziell Victor, ein Kommilitone, und Charlotte, die Barista bei Starbucks. Die beiden haben einen so trockenen Humor und sind so herrlich anti-romantisch veranlagt, dass ich irgendwann nur noch über ihre Kommentare grinsen musste. Meine Favoriten waren jedoch Casey und Sam, die mich mit ihren witzigen und coolen Sprüchen und ihrer lebensfrohen, offenen und gechillten Haltung sofort für sie eingenommen haben. Sehr einfallsreich fand ich außerdem, dass zusätzlich auch ein Eichhörnchen und eine Parkbank ihre Beobachtungen zum Besten gegeben haben. Die Länge der einzelnen Beiträge war auch immer angemessen dosiert: nicht zu kurz und nicht zu lang.

Der Nachteil dieser Erzählweise ist, dass man zu Gabe und Lea keinen richtigen Draht bekommt. Obwohl sie den Kern jeder Erzählung bilden, bleibt ihr Innenleben weitgehend unbeleuchtet. Das ist das paradoxe: die zentralen Figuren werden zu schwach skizzierten Randcharakteren, die Nebencharaktere zu ausgeformten Hauptakteuren.

Was mich außerdem gestört hat, war, dass die Handlung irgendwann stagnierte. Es ging nicht vorwärts und nicht rückwärts, an Geschehen wurde nur wenig geboten, sondern immer wieder die jeweiligen Gefühle füreinander diskutiert – allerdings immer mit Außenstehenden und nicht miteinander, da Gabe und Lea sich lediglich aus der Entfernung anhimmeln. Das war anfangs noch recht süß, weil man ja nicht immer gleich in die Vollen gehen muss, aber auf Dauer hat es mich gelangweilt. Das einzige, was mich bei der Stange gehalten hat, war Gabes Vergangenheit, über die er beharrlich schweigt. Nach deren Enthüllung habe ich allerdings die Geheimniskrämerei nicht ganz verstehen können, denn es war nichts, wofür man sich schämen müsste. Sie hat insgesamt den Fortgang der Beziehung und der Handlung nur unnötig behindert. Hätte ihr „Publikum“ nicht gemeinschaftlich darauf hingearbeitet, die zwei miteinander zu verkuppeln, dann wären jede romantischen Gefühle irgendwann im Sande verlaufen.


Zu den Sprechern

Bei der Wahl der Vorleser hingegen hat man alles richtig gemacht. Das Zuhören hat mir wirklich Freude bereitet und ich bin gar nicht mit meinen Gedanken abgedriftet, wie es mir sonst öfter bei einem Hörbuch passiert.

Jeder Erzähler hat einen anderen Sprecher bekommen, von denen die meisten auch recht bekannt sein dürften (bspw. die von Casey und dem Busfahrer). Keine der Stimmen glich der anderen, sodass man sie sehr gut voneinander unterscheiden konnte. Sie alle haben sich super in ihre Rolle eingefühlt, sodass sich in ihrer Betonung die jeweilige Persönlichkeit und die (emotionalen) Zustände wieder gespiegelt hat. Besonders die Imitation von Betrunkenen war ziemlich komisch.

Summa sumarum empfand ich alle Sprecher sehr passend und angenehm – nun ja, zumindest fast. Die Tonlage des Eichhörnchens hat mir öfter Schmerzen in den Ohren bereitet, da sie ziemlich kieksig ist, was angesichts des süßen Erzählinhalts etwas schade war, und Danny hat mir zu sehr wie der Klischee-Schwule geredet. Das war irgendwie übertrieben. Ansonsten war ich aber sehr zufrieden.


Fazit


Hätte ich die Druckversion von Klar ist es Liebe gehabt, dann wäre ich wohl ziemlich enttäuscht gewesen. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven fand ich zwar spitze, aber das tatsächliche Geschehen selbst ist von einem so geringen Umfang, dass ich es mich nicht durchgängig hätte fesseln können. Auch Gabe und Lea sind als Charaktere zu fad, als dass sie mich in ihren Bann hätten ziehen können.

Im Endeffekt hat der Roman bei meiner Einschätzung enorm von der Hörbuchversion profitiert. Auch wenn ich normalerweise lieber selber lese, so muss ich doch sagen, dass die Audiofassung hier die bessere Wahl ist. Erst die Sprecher machen die Geschichte zu etwas Besonderem, weil sie ihr das nötige Leben einhauchen. Die Vortragsweisen der Sprecher lassen automatisch Bilder der Personen im Kopf des Hörers erscheinen und verleihen dem Geschehen die nötige Würze, können aber die mäßige Handlung nicht retten.

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