Cover des Buches Das Geheimnis des Felskojoten (ISBN: 9783548285146)
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Rezension zu Das Geheimnis des Felskojoten von Sanna Seven Deers

Auf keiner Linie überzeugend

von Chimiko vor 10 Jahren

Rezension

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Chimikovor 10 Jahren
Ich bin ja nicht der Coverkäufer, sondern orientiere mich eher an Titeln. Aber dieses Cover gefällt mir gar nicht: Die indianische Zeichnung, die natürlich perfekt zum Inhalt passt, gefällt mir an sich sehr gut, wenn ich sie jedoch im Gesamtbild betrachte, finde ich das ganze Cover einfach nur komplett überkitscht. Der rosa Hintergrund, der idyllische, sich spiegelnde Hintergrund, dazu noch die Zeichnung und der Titel.... das ist mir persönlich viel zu viel und viel zu kitschig. So ein Buch würde ich normalerweise nicht kaufen und es mit einem Blick links liegen lassen.

Aber nun zum eigentlichen Inhalt des Buches: Wie man an Titel und Cover ja schon sieht, ist das Leitmotiv des Buches der Kojote. Leider ist dieser für mich zu offensichtlich eingebaut. Stellenweise war es auch nicht passend, wirkte sehr gewollt, aber weniger gekonnt. Die Grundidee des Kojoten, seines indianischen Hintergrundes und der Vergleich zur Einstellung von uns Weißen, finde ich eigentlich sehr interessant. Die Umsetzung von ihm als indianischem Leitgeist eher misslungen. Zu offensichtlich, zu gewollt, zu viel.

Vielleicht liegt das auch an mir und meinem Büchergeschmack, aber grundsätzlich fand ich den Stil und viele Gespräche etwas zu pathetisch formuliert. Sehr hochtrabend, sehr übertrieben. Ich denke, indianisch-philosophisch war hier der Ansatz, welcher aber eben auch nur ein Ansatz bleibt. Trotz scheinbar tiefgehender Themen bleibt der Roman sehr oberflächlich und die wundervollen Diskussionansätze, die Kontroversen zwischen zwei so verschiedenen Kulturen werden sofort ausgemerzt, indem Protagonistin Serena praktisch zur Indianerin wird - vom Aussehen, vom Denken, vom Verhalten. Mögliche Streitpunkte, die diese Unterschiede und auch Spannungen hätten super darstellen können (und dabei dem Buch definitiv mehr Würze verliehen hätten), werden durch Serenas Verhalten einfach sofort entschärft.

Das bringt mich zu den Protagonisten: Ich habe sie auf 395 Seiten begleitet, wobei sie allerdings immer oberflächlich blieben und kaum Tiefe gezeigt haben. Die familiären Hintergründe der drei Protagonisten waren spannend, aber die Charaktere verdammt flach. Nach Beenden des Buches weiß ich kaum etwas über die drei, dass nicht einfachen, niedergeschriebenen Tatsachen entspricht.
Die Beziehung, die hier entsteht, ist ja von vornherein vorbestimmt und sehr offensichtlich. Dieses langsame Aneinandergewöhnen und Verlieben auf einer sehr intensiven Reise und Suche ist durchaus eine Liebesgeschichte, die ich sehr schätze, vor allen Dingen, weil die beiden nicht schon nach fünfzig Seiten keuchend irgendwo an einer heiligen Stätte im Moos liegen und sich gerade von erschöpfenden Tätigkeiten erholen. Doch durch die mangelnde Beziehung meinerseits zu den Charakteren blieb auch dies einfach eher langweilig und nicht berührend.
Einziger Charakter, den ich wirklich genial finde: Tiger. Einfach super, ehrlich! Immer wenn er dabei war, musste ich wenigstens etwas Schmunzeln und hatte somit zumindest eine Gefühlsregung beim Lesen.

Der Kriminalteil der Geschichte war zu kurz. Er war schlicht und einfach zu kurz. Einen Großteil des Buches verbringen Serena und Shane mit der Suche nach Fabian und mit der Deutung von Zeichen der Geistern. Und dann, urplötzlich lösen sie plötzlich alles und treten zu dritt gegen ein unglaublich gut ausgerüstetes Unternehmen an, schleichen sich dort mehr oder minder problemlos ein. Ja... das ist dann einer dieser Punkte, die ich immer wieder absolut blöd finde. Ja, ihr habt richtig gelesen: blöd. Anders kann ich es nicht ausdrücken, denn es ist so unrealistisch, dass drei Leute eine derartige Organisation hochgehen lassen und diese Dinge vollbringen, die sich in dem Buch schaffen. Mal abgesehen davon, dass es viel zu schnell geht.
Grundsätzlich war das Krimigrundthema auf einer spannenden Frage aufgebaut, die es definitiv wert ist, dass man sich damit beschäftigt. Allerdings habe ich mir doch mehr davon erhofft. Man weiß zwei Drittel des Buches nicht, warum Fabian überhaupt auf der Flucht ist und im letzten Drittel wird dann alles überstürzt abgehandelt.
Und die drei Antagonisten, die Serena und Shane verfolgen, sollten witzig geschrieben sein, das gelingt allerdings überhaupt nicht. Ich empfand sie als nervig und überzogen und auch ziemlich unnötig. Zugleich sind das die einzigen Antagonisten, die man wirklich kennen lernt. Ein Kopf der Organisation oder zumindest die Person, die den dreien ihre Anweisungen gibt, ist nicht vorhanden - eindeutig auszubauen.

Fazit

Wieder ein Buch, das seine durchaus guten Ansätze ziemlich seicht und oberflächlich behandelt. Eigentlich hatte ich mich gerade auf die Indianerthematik sehr gefreut, wurde dann aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückversetzt. Auch der Krimiteil blieb sehr unterdurchschnittlich trotz der - ich wiederhole mich gerne - fantastischen Grundgedanken, die dahinter stecken.
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