Sanne Jellings

 4 Sterne bei 36 Bewertungen
Autor*in von Ein dänischer Winter, Weihnachten im Alten Land und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Sanne Jellings wurde in Süddeutschland geboren und hat während des Studiums ihre Liebe zu Isak Dinesen alias Karen Blixen-Finecke entdeckt. Mit Anfang zwanzig besuchte sie erstmals deren Geburtshaus  Rungstedlund am Oresund. Seitdem ist der alte Hof mit dem großen Park für sie ein ganz besonderer Ort. Sanne Jellings arbeitet als Lektorin und Übersetzerin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sanne Jellings

Cover des Buches Ein dänischer Winter (ISBN: 9783499001642)

Ein dänischer Winter

 (21)
Erschienen am 13.10.2020
Cover des Buches Weihnachten im Alten Land (ISBN: 9783499275913)

Weihnachten im Alten Land

 (12)
Erschienen am 23.10.2018
Cover des Buches Helenes Stimme (ISBN: 9783463000411)

Helenes Stimme

 (3)
Erschienen am 14.02.2023

Neue Rezensionen zu Sanne Jellings

Cover des Buches Helenes Stimme (ISBN: 9783463000411)
Lia48s avatar

Rezension zu "Helenes Stimme" von Sanne Jellings

Helene Lange im Kampf für Gleichberechtigung der Frau & bessere Bildungschancen
Lia48vor einem Jahr

„,Es müsste eine Schule für ältere Mädchen geben‘, sagte Marie nachdenklich. ,Eine Schule, in der mehr gelehrt wird als ein bisschen Rechnen und Schreiben und Französisch und Zeichnen.‘“


INHALT:
Eningen unter Achalm, 1864: Die 16-jährige Helene Lange wird nach dem Tod ihres Vaters für ein Jahr als dritte Pensionatstochter bei der Familie von Pfarrer Eifert untergebracht.
Marie, die 18-jährige, pflichtbewusste Tochter des Hauses, soll sich dem äußerst wissbegierigen Mädchen annehmen – beide teilen sich von nun an ein Zimmer.
Doch die Neue ist nicht auf den Kopf gefallen und muss schon bald feststellen, dass in dem Dorf bei Reutlingen, am Fuße der Schwäbischen Alb, strenge Regeln und Pflichten gelten, besonders für Frauen, die sich den Männern unterordnen sollen.
Dabei interessiert sich Helene brennend für Literatur und Politik! Wie gerne würde sie mehr darüber lernen und sich mit den Männern austauschen! Doch Frauen haben bei den Gesprächsrunden mit den Gästen im Pfarrhaus zu schweigen. „Sie sollten abhängig bleiben, nicht zu viel fragen, nicht zu viel wissen.“
„,Du darfst nichts sagen!‘, zischte sie ihr zu. ,Frauen sprechen nicht, wenn Männer reden, Vater wird sonst ungehalten.‘
Helene blieb stehen und sah sie verblüfft an. ,Warum nicht?‘
Nun war es an Marie, verblüfft zu sein. ,Die Frau schweige in der Gemeinde, sagt Paulus.‘“


Die Bildungsmöglichkeiten sind für Frauen noch nicht weit vorangeschritten. Und spätestens, wenn sie heiraten, haben sie ihren Platz am Herd.
Helene möchte das so nicht hinnehmen. Und auch Marie fühlt sich gefangen in ihrer Position: Sie soll bei den Eltern bleiben und für diese sorgen.
„Du sollst deinen Mitmenschen dort dienen, wohin dich der Herr gestellt hat. Du wirst uns doch nicht damit enttäuschen, dass du zuerst an dich selbst denkst,“ entgegnet ihr der Vater.
Marie muss erkennen, dass für sie kein eigenständiges Leben vorgesehen ist, nach dem sie sich so sehr sehnt …
„,Vater hat es ja gesagt: Ich bin hier, um Mutter zu helfen. Wie es mir dabei geht, interessiert ihn gar nicht. Man fragt eine Kuh ja auch nicht, ob sie gerne Milch gibt. Ich bin nicht dazu ausersehen, eine eigene Meinung und eigene Wünsche zu haben. Ich habe aber Wünsche! Das ist mir klar geworden.‘“


Denn plötzlich ist da noch Ludwig, der Studienkollege ihres Bruders Max aus Tübingen, der Marie den Kopf verdreht. Gemeinsam verbringen die jungen Leute viel Zeit an den Wochenenden, bis zu einem unschönen Vorfall, welcher das Leben der vier schlagartig für immer auf den Kopf stellen wird … 




MEINUNG:
Helene Lange war mir bisher nur daher ein Begriff, da einige Schulen nach der Frauenrechtlerin benannt wurden.
Da ich gerne Romane mit starken Frauenfiguren lese und ich die Gegend kenne, in der das Buch überwiegend spielt, war für mich klar, dass ich das Buch lesen muss! 


Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, wobei Helenes Pensionatsjahr in Eningen klar im Mittelpunkt der Geschichte steht.
Auf einer späteren zeitlichen Ebene, bekommen Lesende einen groben Einblick, was sich anschließend im Leben von Helene und Marie ereignet hat.
Diese Herangehensweise hat mir gut gefallen, auch wenn es für mich gerne ein paar Zeitenwechsel weniger hätten sein können.


Sehr bewegend geschildert fand ich die damaligen beengten Verhältnisse, denen Frauen überwiegend ausgesetzt waren. Sie konnten kaum eigene Entscheidungen fällen, mussten sich den Männern unterordnen, hatten sich zurückzuhalten, konnten sich kaum Bildung aneignen und hatten ihre Aufgaben als Hausfrau, Ehefrau und Mutter zu erfüllen.
Da kann einem beim Lesen schon mal der Kragen platzen, da warne ich euch besser vor! Ich konnte sehr mit Helene und Marie mitfühlen. Man spürt beim Lesen die Enge, die sich wie eine Schlinge um den Hals immer weiter zuzieht und Marie die Luft zum Atmen raubt. Sie soll sich um die Eltern kümmern und ja nicht an sich selbst und ihre Zukunft denken. Bis sie keine Perspektive mehr sieht …


Das Buch ist dadurch immer wieder sehr bedrückend, gleichzeitig aber auch sehr eindrücklich. Es zeigt, wie wichtig es damals war, dass etwas in Sachen Frauenrechte und Bildungsmöglichkeiten bei Frauen in Bewegung gebracht wurde von Menschen, wie Helene Lange!


Einen dicken, persönlichen Bonus bekommt das Buch von mir für die Ortsbezogenheit. Ich mag Romane, die in Gegenden spielen, die ich kenne, und die lebendig in die Geschichte einbezogen werden. Das macht die Geschichte noch authentischer.
Nicht-Schwaben könnten bei einzelnen schwäbischen Sätzen Verständnisprobleme haben – ich persönlich fand sie sehr charmant!


Etwas schade ist, dass das meiste von der Handlung in Eningen, der Fantasie der Autorin entspringt. Gleichzeitig habe ich dafür aber auch Verständnis, da die Quellen aus dieser Zeit begrenzt sind.
Fest steht jedoch, dass Helene besagte Zeit scheinbar als mögliche „Geburtsstunde der ,Frauenrechtlerin‘“ in ihr bezeichnet hat. Daher war die Geschichte durchaus vorstellbar.


Insgesamt bin ich aber sehr begeistert von diesem Buch, ich habe es recht zügig gelesen und mir viele Zeilen daraus notiert.


FAZIT: Ein eindrücklicher Roman über die spätere Frauenrechtlerin Helene Lange und ihre möglichen Erlebnisse im Pensionatsjahr in Eningen bei einer Pfarrersfamilie. Helene Lange war eine bewundernswerte Frau, die sich für Gleichberechtigung und bessere Bildungs- und Berufschancen für Frauen einsetzte und das Bildungswesen für Frauen reformierte. Ein eindrucksvolles Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe. Es klingt noch immer in mir nach … 4,5/5 Sterne und eine Empfehlung von mir!


(CN: Depressionen, Sexuelle Gewalt, Unterdrückung von Frauen)

Cover des Buches Helenes Stimme (ISBN: 9783463000411)
PatriciaJanzens avatar

Rezension zu "Helenes Stimme" von Sanne Jellings

Helene Lange - eine Mutter der Emanzipation. 🤍
PatriciaJanzenvor einem Jahr

In ihrer Romanbiografie widmet sich Sanne Jellings einer historischen Persönlichkeit, die vieles für die Frauen erwirkt hat, über deren privates Leben allerdings nur sehr wenig bekannt ist. 

Wir lernen Helene als 16-jährige Waise im Sommer 1864 kennen. Gerade erst musste sie ihren Vater zu Grabe tragen und ihr Zuhause für immer verlassen. Eine vorübergehende Heimat findet Helene bei der Pfarrersfamilie Eifert, in der sie auch die zwei Jahre ältere Marie kennenlernt. Die beiden Mädchen - könnten sie auch nicht verschiedener sein - verbindet schon bald eine enge Freundschaft. Beide träumen von einem selbstbestimmten Leben, doch ihre Wege dorthin sind verschieden. Marie hofft, ihre Freiheit durch eine glückliche Eheschließung zu finden, während Helene auf Bildung setzt. Zwei Lebenswege, auf dem die eine scheitern und die andere in die Geschichte eingehen wird.

"Helenes Stimme" ist ein historischer Roman mit Blick in die Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen. Ich empfand ihn als sehr bewegend und aktuell, er war mitreißend erzählt, wenn dabei vielleicht auch ein wenig plakativ. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen, jeweils aus den Perspektiven von Helene und Marie. Beide treffen wir als junge Mädchen in den Jahren 1864/65 sowie als ältere Damen in jeweils gänzlich verschiedenen Lebenssituationen. 

Mit seinen gerade einmal 200 Seiten ist dieser Roman kurzweilig genug, um ihn in einer kurzen Zeit durchzulesen, gleichzeitig aber auch so bewegend, dass man ihn zwar schnell liest, aber sicher lange nicht vergisst! 

Für mich war dieses Buch sehr lesenswert und ich bin ganz gespannt, noch weitere Werke der Autorin entdecken zu können 😊

Cover des Buches Helenes Stimme (ISBN: 9783463000411)
sommerleses avatar

Rezension zu "Helenes Stimme" von Sanne Jellings

Ein bewegender und einnehmender Roman über Helene Lange
sommerlesevor 2 Jahren

Bei Rowohlt Kindler erscheint Sanne Jellings biografischer Roman "Helenes Stimme".

Eningen, Schwäbische Alb, Sommer 1864: Im Pfarrhaus der Familie Eifert verbringt die 16-jährige Waise Helene Lange mit zwei weiteren jungen Frauen ein Pensionatsjahr. Dort geht es weltoffen zu, es wird mit Gästen über Politik, Literatur und Philosophie diskutiert, Frauen haben jedoch in diesen Runden kein Mitspracherecht, das empört Helene, denn sie hat einen wachen Geist und möchte mitreden. Sie freundet sich mit der sensiblen Pfarrerstochter Marie an, die sich als Frau bisher nur ein Leben in der Familie und im Haushalt vorstellen kann. Aber Helene will mehr und weckt auch in Marie den Wunsch nach einem selbstbestimmteren Leben. Gemeinsam mit Maries Bruder Max und dessen Studienfreund Ludwig unternehmen Marie und Helene etwas an den Wochenenden. Ludwig und Marie verstehen sich gut, Ludwig ermuntert Marie, Geschichten zu schreiben. Doch dann verändert ein Verrat das Leben der vier Freunde jäh.

Als Helene in die Pfarrfamilie kommt, freundet sie sich mit Marie an, der Helenes Art imponiert. Denn Helene ist ganz anders als die bisherigen jungen Frauen, die hier als Pensionsgäste auf ihre Ehe vorbereitet werden. Sie ist intelligent, hat eine eigene Meinung, liebt es zu diskutieren und findet es ungerecht, dass Mädchen häufig die Schulbildung verwehrt wird, sie selbst träumt von einem Zugang von Frauen an den Universitäten und möchten diesen ungleichen Zustand verändern.

Die sprachliche Umsetzung ist Sanne Jellings besonders authentisch gelungen, sie verfasst die Dialoge im der Zeit angepassten Sprachgebrauch und stellt auch die Umgangsformen und die Unterwürfigkeit der Frauen deutlich dar. Man erlebt in der Handlung sehr anschaulich wie die gängigen Konventionen in Bezug auf Alltagsgeschäfte, Religion und die Rolle der Frau in der Zeit gelebt wurden.

Bei dieser Romanidee verschmelzen reale Gegebenheiten und Personen mit dem fiktiven Part rund um Maries berührende Geschichte und die schwäbischen Sagengeschichten zu einem runden Ganzen. Gebannt habe ich die Handlung von Anfang an verfolgt und es ist gut möglich, dass die Vorgänge im Pensionatsjahr in Eningen Helenes Entschluss reifen ließen, um Lehrerin zu werden und sich für Frauenrechte und Bildungschancen für Mädchen stark zu machen. 

Es ist gut vorstellbar, dass das ergreifend geschilderte Schicksal Maries, die sich aus den engen Vorstellungen ihrer Familie befreien will, von Helenes Bildungswillen ermutigt und dabei zum Spielball männlicher Macht das "schuldige" Opfer wird. Die Männer sind in ihrem Verhalten immer frei von Schuld. Sanne Jellings beschreibt in ihrem Roman sehr klar die Unterwürfigkeit und Abhängigkeit von Frauen und macht deutlich, dass Helene anders ist und den Frauen den Weg zur Unabhängigkeit freimachen möchte. Das ist ihr später auch gelungen!

Ein bewegender Roman über die junge Helene Lange, eine treibende Kraft der deutschen Emanzipation, die das Bildungswesen für Mädchen reformierte.  

 


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