Cover des Buches Die Stadt der Toten (ISBN: 9783426510162)
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Rezension zu Die Stadt der Toten von Sara Gran

Die Wunden von Katrina.

von Gulan vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Die "beste Detektivin der Welt" ermittelt im verwüsteten New Orleans. Starke Atmosphäre, der Fall rückt aber manchmal in den Hintergrund.

Rezension

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Gulanvor 7 Jahren
„Er roch anders. Heute roch er nach Hasch und Gipsstaub und Rauch und Schimmel. Er roch wie die Traurigkeit. Wie New Orleans.“ (S.98)

Claire DeWitt reist für einen Auftrag in das von Hurrikan Katrina verwüstete New Orleans. Ihr Auftraggeber Leon ist der Erbe seines Onkels und Staatsanwalts Vic Willing. Dieser ist seit Katrina verschollen und wurde nun für tot erklärt. Claire soll aber dennoch noch mal einen Versuch unternehmen, aufzuklären, was mit ihm passiert ist. Dabei bringen Claires Ermittlungen den Leumund des Verschollenen in Verruf.

Sara Gran war/ist ja so etwas wie ein Shooting Star der Krimiszene. Gerade mit diesem ersten Teil der Reihe um Claire DeWitt war sie in aller Munde und gewann 2013 den Deutschen Krimi Preis. Ihre Protagonistin ist aber definitiv ungewöhnlich und schillernd. Claire bezeichnet sich selbst unbescheiden als „beste Detektivin der Welt“. Sie ist taff und unerschrocken, dabei aber mit teilweise schrägen Methoden unterwegs. So betreibt sie Traumdeutung, wirft I-Ging-Münzen und hält sich nach den kryptischen Anweisungen des ominösen Detektivhandbuchs „Détection“.

Claire schleppt aber auch einigen, inneren Ballast mit sich herum, der große Teile des Buches beherrscht, aber zum Glück nicht völlig. So birgt der Vermisstenfall eine besondere, tragische Komponente, der mit einer sensiblen Behutsamkeit ans Licht gebracht wird.

Das Großartige an „Die Stadt der Toten“ ist jedoch sein Schauplatz: New Orleans. „The Big Easy“ war schon immer etwas verrufen, aber nun, mehr als ein Jahr nach Katrina, ist die Stadt von Schneisen der Verwüstung durchzogen, klaffen Wunden im Stadtraum, liegt in Teilen der Stadt die Stromversorgung immer noch brach und es werden immer noch viele Menschen vermisst, die wohl nie gefunden werden. Diese Atmosphäre bringt die Autorin sehr überzeugend herüber und verbindet sie mit dem Zustand ihrer Hauptfigur, so dass man die teilweise Vernachlässigung des eigentlichen Falls als Leser verschmerzen kann.

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