Cover des Buches Das Affenhaus (ISBN: 9783499256196)
Rezension zu Das Affenhaus von Sara Gruen

Das Affenhaus von Sara Gruen.

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Isabel ist Sprachforscherin und arbeitet in einem Labor mit besonders sprachbegabten Bonobos. Nach einem Bombenanschlag auf besagtes Labor, bei den Isabel verletzt wird, verschwinden die Bonobos. Jedoch nur, um in einer Big Brother ähnlichen Show im Pay-TV wieder aufzutauchen. Nun versucht Isabel mit Hilfe ihrer Laborassistentin und des Affen-interessierten Journalisten John, ihre Bonobos zurück zu kriegen.
Bevor ich dieses (Hör)Buch zur Hand nahm hatte ich nur gutes von der Geschichte um Isabel und John gehört. Und mich daher entsprechend auf die Lektüre gefreut. Ich muss all den anderen Rezensenten in der Blogger-Community vorbehaltlos zustimmen. Dies ist ein wirklich schönes Buch.
Es ist keiner von diesen romantischen Höhenflügen, Bücher die sich über den Lesenden erheben zu etwas, dass größer ist als die Geschichte selbst. Nein, dieses Buch ist fest verankert in der alltäglichen Realität, es steht quasi mit beiden Beinen auf dem Boden, hat sich geerdet und erzählt mir nun davon, wie eine Horde sprachbegabter Bonobos von einem Fernsehsender gekidnappt und ausgebeutet wird.
Ich war von Anfang an ganz verliebt in die Affen, die mit Hilfe von Gebärdensprache ihre Wünsche, aber auch Gefühle äußern konnten. Ihre unterschiedlichen Charakterzüge, die dabei zum Vorschein kamen, faszinierten mich besonders. Umso ungehaltener war ich, als sich heraus kristallisierte, dass die menschlichen Figuren im Buch den Bonobos nicht immer den gleichen Respekt entgegen kommen ließen. Was habe ich den Laborleiter, den Fernsehproduzenten und selbst den Leiter der Universität, an der die Affen studiert wurden, verteufelt. Isabel, Celia und John waren in diesen Hörmomenten meine einzige Hoffnung auf ein Happy End.
Der Klappentext ist wie so oft fehlerhaft, da dort der Eindruck erweckt wird Isabel und John würden sich ineinander verlieben, was sie nicht tun, da John glücklich verheiratet ist. Doch diese Romanze ist gar nicht nötig um der Geschichte Tiefgang und Gefühl zu verleihen. Mir reichte die liebevoll familiäre Beziehung zwischen Isabel und ihren Bonobos völlig aus um mich beim Hören angenehm geborgen zu fühlen.
Der Verlauf der Geschichte erinnert anfangs fast an einen Kriminalroman, in dem Isabel und Celia verzweifelt versuchen, die Affen wieder zu finden. Dann allerdings wechselt das Genre und wird offen sozial kritisch, da die Affen sich in einem Big Brother Haus auffinden, welches von einem Porno Produzenten unterhalten wird. Den Blicken des zahlenden Publikums ausgesetzt, einzig und alleine, da Bonobos die Konflikte innerhalb ihrer Gruppe mit Sex lösen. Im Roman geifern die Menschen geradezu danach Affensex mitanzusehen, was mir das ein ums andere Mal groteske Schauer über den Rücken jagte.So scheinen die Sympathien der Autorin ganz klar bei den Affen und Tierschützern.
Einen kleinen Haken hat die Sache, und zwar, dass hier eine differenzierte Sichtweise auf das Thema fehlt. Radikale Tierschutz Gruppen schrecken oft nicht vor Verbrechen zurück, daher finde ich es etwas einseitig, dass dieses Buch sie als barmherzige Samariter darstellt. Dies ist allerdings der einzige Beanstandungspunkt, welchen dieser Roman für mich hat. Denn ansonsten ist es eine wunderschöne, spannende, kritische Geschichte über das Verhältnis von Mensch und Tier und Menschen untereinander.

Sehr lesens-, bzw. hörenswert, besonders für Tierfreunde.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks