Dieses Buch ist ein ganz besonderer Schatz, der besonders poetisch, empathisch und liebevoll über die schweren Phasen einer Familie berichtet.
Zoe wächst in einer ganz normalen Familie auf. Doch eines Tages ist ihr Vater weg. Sein Platz bleibt leer und nur im Fotoalbum kann Zoe ihren Vater wiedersehen. Erst später erfährt Zoe wo ihr Vater ist. Dort besucht sie auch ihren Vater und versucht auf ihre Art zu verstehen was mit ihm geschieht. So erfährt Zoe auch von der Traurigkeit ihres Vaters, doch als er eines Tages keine Besuche mehr von Zoe und ihrer Mutter, beschließt Zoe einfach allein zu fahren. Beim Warten stößt sie wieder mit Sabina zusammen. Eine Frau, die zu ihrer besten Freundin in diesem Sommer wird. Sie gibt ihr Halt und zusammen schwimmen sie im Garten bis ans Meer. Ihre Fantasie scheint keine Grenzen zu haben, bis der Sommer kommt und mit ihm auch ein Lichtblick im Leben von Zoes Vater.
Zoe ist ein ganz zauberhaftes Mädchen, die mit ihrem kindlichen Gemüt ihre Umgebung wahrnimmt und versucht zu verstehen was mit ihrem Vater und Sabina los ist. Das gelingt ihr auch teilweise. Zoe behält ihr kindliches Gemüt und nimmt ihr Umfeld auf ihre Art wahr. Das distanzierte Verhalten ihrer Mutter, lässt Zoe etwas im Dunklen tappen und erfährt sie erst spät von den Depressionen ihres Vaters. Nichtsdestotrotz hat man das Gefühl, dass sich Zoe davon selbst nicht herunterziehen lässt. Sie bleibt positiv gestimmt und wartet auf ihren Vater, bis es ihm so weit gut geht, um die Klinik verlassen zu können. Insgesamt finde ich das Buch ganz außergewöhnlich und sehr berührend. Auf fast zauberhafte, märchenhafte Art erschafft Zoe mit Sabina eine eigene Welt in der sie abdriften und einen Sommer voller Freundschaft erleben. Dazu passen auch die Illustrationen sehr gut, denn sie drücken ebenfalls eine warme, vertraute Stimmung aus.
Sara Lundberg
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Sara Lundberg
Tauchsommer
Der Vogel in mir fliegt, wohin er will
Niemand außer mir
Neue Rezensionen zu Sara Lundberg
Was für ein wundervolles Buch! Zoes Vater ist eines Tages verschwunden und Jahre später aus schildert dieses Ich-Erzählerin, wie sie sich fühlte: Also sie den Vater im Krankenhaus besucht, er sie dann nicht mehr sehen möchte und wie sie in einer Mitpatientin eine Freundin findet. Die Texte sind so einfühlsam, die Bilder trotz des schweren Themas leicht und irgendwie auch fröhlich.
„Weshalb will man nicht mehr leben, wenn es doch Hunde und Schmetterlinge gibt und den Himmel?“
Als ich die Frage auf dem Klappentext gelesen habe, befürchtete ich kurz, dass hier eine zu einfache Antwort gegeben werden könnte. Die Befürchtung war zum Glück unbegründet. „Tauchsommer“ stellt wichtige Fragen, gibt aber keine einfachen Antworten, sondern vermittelt ein tiefes Verständnis, was Depression und psychische Erkrankungen bedeuten. Für die Angehörigen und die Betroffenen gleichermaßen. Und auch Kinder, die noch nie mit psychischen Erkrankungen konfrontiert waren, können hier Empathie lernen und erfahren, dass es solche Erkrankungen gibt. Denn viele Menschen machen diese Erfahrung entweder als Angehörige oder Betroffene im Laufe ihres Lebens. Und da ist es auch heilsam zu erfahren, dass dies nicht das Ende des Welt bedeutet. Auch, wenn es Zoes Vater eine Zeitlang sehr schlecht ging.
Begeisterte 5 von 5 Sternen und eine große Empfehlung.
(C. N.: Depressionen, Suizidgedanken)
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„Es gibt Menschen, die nie ganz glücklich werden. Egal, was man auch tut, sie sind immer ein bisschen traurig. Manchmal werden sie so traurig, dass sie im Krankenhaus leben müssen (…).“
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INHALT:
Plötzlich ist Papa einfach verschwunden, sein Platz am Frühstückstisch bleibt leer. Er fehlt.
Erst nach einiger Zeit erfährt Zoe, dass er sich nun in einer psychiatrischen Klinik befindet. Er ist krank geworden.
Zusammen mit Mama besucht sie ihn.
In der Klinik wird Papa von „Engeln“ in Weiß versorgt, die auf ihn achtgeben, dass er nicht „davonfliegt“. Dabei hat er gar keine Flügel.
Ob er je wieder gesund wird, ist ungewiss. Papa weiß gerade auch nicht, ob er überhaupt wieder nach Hause kommen mag. Denn er ist so traurig, dass er eigentlich gar nicht mehr leben möchte.
Für Zoe ist das schwer nachzuvollziehen, schließlich gibt es so viel Schönes auf der Welt.
Manche Dinge sind schwer zu begreifen, auch dass Papa sie eines Tages gar nicht mehr sehen und allein sein möchte.
Doch sie fährt trotzdem weiter zu ihm in die Klinik und wartet auf ihn. Sie muss lange warten.
Dabei freundet sie sich mit Schwimmerin Sabina an, die auch in der Klinik lebt und immer einen roten Badeanzug unter ihrem blauen Bademantel trägt. Gemeinsam schwelgen sie in ihrer Fantasie und treffen sich jeden Tag zum „Schwimmen“ …
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MEINUNG:
An Bilderbüchern schätze ich besonders, dass man Kindern auf niederschwellige Weise auch schwere Themen nahebringen kann, für die uns Erwachsene im Alltag manchmal die Worte fehlen.
Leidet ein Elternteil unter Depressionen, ist das gerade auch für Kinder häufig schwer zu verstehen.
Umso schöner, dass es mittlerweile Bilderbücher wie dieses gibt, die Kindern dieses Krankheitsbild und deren mögliche Auswirkungen einfühlsam vor Augen führen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Zoe erzählt.
Ich denke, das Buch ist vor allem für Kinder geeignet, die selbst ein an Depressionen erkrankten Elternteil haben.
Denn es greift gekonnt mögliche Gefühle und Gedanken auf, die bei diesen Kindern entstehen können: Wo ist Papa? Was ist los mit ihm? Warum möchte er nicht nach Hause kommen? Wie kann er nicht mehr leben wollen? Wie kann er mich nicht sehen wollen?
Protagonistin Zoe, die eine starke Resilienz aufweist, macht Kindern durch ihre Geschichte deutlich, dass sie nicht allein mit dieser Situation sind, auch wenn es ihnen vielleicht gerade so erscheint. Und dass es nicht für alle Fragen eine Antwort gibt. Aber auch das ist okay.
Die Figur von Sabina zeigt, dass Fantasie ein hilfreicher Weg sein kann, um mit schweren Zeiten umzugehen und gibt Kindern diese als Bewältigungsstrategie mit an die Hand.
Zudem ist es für Kinder in solchen Situationen wichtig, Bezugspersonen zu haben. Im Buch wird die erwachsene Sabina zu einer Freundin und hilft dem Mädchen, die schwere Zeit zu überstehen.
Für Kinder, die noch nicht mit Erwachsenen in ihrer Umgebung in Berührung gekommen sind, die an Depressionen leiden, könnte das Buch vielleicht etwas zu abstrakt wirken und die Erkrankung noch weniger greifbar.
So oder so sind bei dieser Thematik Bezugspersonen hilfreich, mit denen sich Kinder bei der Bilderbuchbetrachtung austauschen und denen sie Fragen stellen können.
Die Illustrationen sind in Aquarell-Optik gehalten und fangen die Gefühlswelt der Protagonistin gut ein. Der Schnee spiegelt zu Beginn die Trauer wider. Vor allem gegen Ende, als es Sommer wird, werden die Farben kräftiger, strahlender und schenken Hoffnung.
Beim Text ist manches im übertragenen Sinn zu verstehen, z. B. die „Engel“ (Ärzte) oder, „dass er nicht davonfliegt“ (sein Leben nicht beendet). Vor allem Letzteres dürfte für jüngere Kinder noch schwer verständlich sein. Trotzdem finde ich die gefundenen sprachlichen Bilder sehr gelungen und berührend.
Das Buch wird vom Verlag für Kinder ab 5 Jahren empfehlen. Früher würde ich es auch nicht einsetzen. Ich denke, man muss hier individuell schauen. Ausgesprochen gut kann ich es mir auch in der Grundschule vorstellen, um gemeinsam über das Thema Depression zu sprechen.
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FAZIT: Ein äußerst berührendes Bilderbuch, das auf einfühlsame Weise die Gefühls- und Gedankenwelt eines Kindes beschreibt, dessen Vater an Depressionen erkrankt ist. Es zeigt vor allem betroffenen Kindern ab ca. 5 Jahren auf, dass sie nicht allein sind, dass es gut ist, auch in schweren Zeiten Freunde/ Bezugspersonen zu haben und, dass Fantasie eine geeignete Bewältigungsstrategie in solchen Situationen darstellen kann.
Eine klare Empfehlung und 5/5 Sterne!