Meine Meinung
Wir befinden uns in Cornwall, in einem kleinen idyllischen Ort und in einem Haus nah an der Küste. In diesem Haus begegnen wir Martha und Fred, die beide am Ende ihres Lebens stehen und von ihrem Sohn Barney und seiner Nichte gepflegt werden. Martha leider unter Alzheimer und kann sich immer schwerer daran erinnern, wer die Menschen sind, die sie umgeben. Fred seinerseits ist wie immer besorgt um Martha und selbst doch auch schwer krank. Eines Tages findet Lucy Papiere auf dem Dachboden, die belegen, dass die Lebensgeschichte die Martha ihnen allen immer erzählt hat nicht der Wahrheit entspricht. Es stellt sich heraus, dass sie als junges jüdisches Mädchen nicht vor den Nazis in Sicherheit gebracht wurde, sondern die gesamte Palette an Gräueltaten miterleben musste. Nach der Befreiung aus Ausschwitz sank sie dann halbtot Fred in die Arme, der sie nicht nur wieder aufpäppelte sondern schließlich auch heiratete und dafür von seiner eigenen Familie verstoßen wurde.
Das Buch beginnt zu Beginn mit einer sehr beklemmenden Stimmung, da Fred und Martha sehr krank sind und offensichtlich dem Ende ihres Lebens entgegenblicken. Ihr Sohn Barney versucht seinen Eltern einen Lebensabend in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen, gerät aber in dieser Frage mit seiner Schwester Anna aneinander. Sie möchte ihre Eltern lieber in einem Heim unterbringen. Anna ist ein sehr interessanter Charakter in dieser Geschichte. Sie ist undurchschaubar, weil sie sich selbst nicht versteht. Sie wird immer wieder von schrecklichen Flashbacks gequält, die sie nicht einordnen kann. Ihren Eltern gegenüber verhält sie sich sehr distanziert auch wenn es im Laufe der Geschichte offensichtlich wird, dass sie ihr eine möglichst liebevolle Kindheit geschenkt haben.
Wie erleben Marthas Geschichte in vielen Flashbacks. Wir sehen sie als junges Mädchen, dass als Tochter eines Arztes wohlbehütet aufwächst. Wir lernen die junge Frau kennen, die schon unter der Naziherrschaft unglaubliches Leid erfahren muss und wir bekommen sogar Einblicke in ihr Leben als junge Mutter. Dabei erzählt Sara MacDonald die Geschichte mit viel Gefühl und die Sprache ist darauf ausgelegt beim Leser Emotionen zu wecken. Manchmal war mir dies etwas zu zugespitzt und ich hätte mir an der ein oder anderen Stelle etwas weniger Pathos gewünscht. Auch die eingeschoben wirkende Liebesgeschichte zwischen Barney und der jungen Aussteigerin Kate, passt meiner Meinung nicht zum eigentlichen Handlungsverlauf und hätte gut weggelassen werden können.
Interessant zu lesen waren die unterschiedlichsten Verabeitungsmechanismen der Charaktere als sie Stück für Stück Marthas Lebensgeschichte erfahren und damit auch ihre eigenen Wurzeln entdecken. Jeder Charakter des Buches Barney, Lucy und Anna geht anders und doch sehr nachvollziehbar mit dem Enthüllungen um. Besonders interessant war auch der Charakter von Marthas Jugendfreund Kurt, der schließlich zu den Nazis übergelaufen ist und damit seine beste Freundin verraten hat. Die Geschehnisse des Krieges und seine Rolle darin haben ihn zeitlebens nicht mehr losgelassen und ihm ein glückliches Leben versagt. Auf der anderen Seite steht Martha, die trotz der erduldeten Leids glücklich war.
Fazit
"Was längst vergessen schien" von Sara Macdonald ist ein tieftrauriges und erschütterndes Buch, dass an den Grundfesten des erträglichen rüttelt. Trotzdem schenkt die Geschichte Hoffnung in dem sie aufzeigt, dass im Endeffekt jeder Mensch für sein Glück selbst verantwortlich ist und es nur ergreifen muss. Mir hat die Geschichte gut gefallen auch wenn mir der sprachliche Pathos und die gezwungene Liebesgeschichte dann doch etwas zuviel waren. Insgesamt vergebe ich für dieses Buch dreieinhalb Sterne!
Sara MacDonald
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Sara MacDonald
Was längst vergessen schien
Wo bitte geht's hier zur Erleuchtung?
Jenseits des Sommers
Hör mich rufen
Was einst aus Liebe geschah
Wohin die Liebe dich auch führt
Jenseits des Sommers
Was längst vergessen schien
Neue Rezensionen zu Sara MacDonald
Inhalt
Singapur, 1970: Ein attraktiver Offizier verliebt sich in die Tochter seines Chefs. Fleur, die eigentlich Balletttänzerin werden wollte, erwidert Davids Gefühle und wird seine Frau. Nach ein paar glücklichen Jahren stirbt David bei einem tragischen Flugzeugabsturz und lässt Fleur mit ihren beiden Töchtern, den Zwillingen Nikki und Saffie, zurück. Vor ihrer geplanten Rückkehr nach England verschwindet Saffie plötzlich spurlos. Für immer. Nikki hat auch heute noch nicht den Verlust ihrer Schwester verwunden. Als sie sich endlich mit ihrer Mutter versöhnen will und nach Singapur fliegt, werden ihre schlimmsten Alpträume war. Und es dringen Familiengeheimnisse ans Licht, die plötzlich alles verändern.
SchreibstilDie Autorin hat einen sehr bildhaften, emotionalen Schreibstil, bei dem insbesondere Gefühle der Protagonisten gut zur Geltung kommen. Ebenso hält die Geschichte einige Überraschungen bereit. Von Nachteil sind allerdings die häufigen Sprünge zwischen den einzelnen Zeiten und Erlebnissen, sie verlangen große Aufmerksamkeit vom Leser.
Fazit
Mir hat das Buch gut gefallen, jedoch wirken die häufigen Wechsel relativ störend. Sollte ich noch einmal etwas von der Autorin lesen, muss das Thema absolut meins sein
Meine Meinung:
Ein wunderschönes Buch von Sara MacDonald. Wer auf Bücher á la "Der verborgene Garten" steht, sollte dieses Buch unbedingt lesen!
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