Kurzmeinung: Ich glaube das Buch ist eine Nische und trifft einen Kern an Lesenden, aber für viele könnte es einfach wirklich nichts sein. Ganz süß, zieht sich aber unendlich und das Ende hat es für mich doch zerstört.
Lange Fassung:
Ich bin echt nicht die Person, die gerne Romanzen oder New Adult oder eben auch Erotik liest. Es gibt vereinzelt Bücher, die mir in dem Genre dann doch sehr gefallen haben und ich hatte gehofft, das dieses Buch sich dort mit einreiht. Hat es aber nicht.
Der Grund warum ich diesem Buch überhaupt eine Chance gegeben habe, lag an mehreren Punkten:
- Wir bekommen Friends to Lovers (oder es wird so beworben und dargestellt)
- Ich habe tatsächlich eine leichte Schwäche für Sportromantik. Wir bekommen hier Football.
- Die Protagonistin tanzt Ballett, das ist einfach ein persönlicher Pluspunkt, weil ich tanzen so gerne mag (aber reihenweise von Büchern mit Tanzinhalt enttäuscht werde)
- Kein expliziter Sex! Ja, ihr habt das richtig gelesen. Die Autorin nennt es „closed door“, also wir bekommen es nicht richtig mit, können uns aber denken, was zwischen den Zeilen abgeht.
Inhaltlich geht es mit diesen ganzen Sachen dann um folgendes:
Bree ist Ballettlehrerin in einem kleinen Studio, nachdem sich die Karriere als Ballerina für sie im letzten Schuljahr nach einem Unfall zerschlagen hat. Ihr bester Freund aus der Schulzeit Nate ist inzwischen Profi-Footballer geworden und wie es der Zufall wollte, treffen sich beide wieder. Am Anfang des Buches sind die beiden 6 Jahre lang „beste Freunde“. Durch einen Ausrutscher von Bree gegenüber der Presse ergibt sich ein Marketing-Deal, in der beide so tun, als wären sie in einer Beziehung. Nur das „so-tun“ sich irgendwann nicht mehr danach anfühlt.
Der Einstieg in das Buch gelang richtig gut und ich war gefesselt von der Geschichte. Hier aber milder Spoiler (obwohl das schon in den ersten Kapiteln aufgeklärt wird): Denn eigentlich sind beide keine Freunde. Beide sind seit über 6 Jahren ineinander verliebt, aber haben es nie geschafft ihre Gefühle zu sagen.
Mir hat der Anfang der Story sehr gefallen. Vor allem die Geschichte um Bree und ihr Dasein als Ballettlehrerin. Wie Ballett und die ungesunde Liebe dazu ihrem Leben so stark geschadet hat, und der Unfall sie aus dieser Lethargie gerissen hat.
Zu Nate gibt es Kapitel aus seiner Sicht, und sein Team ist tatsächlich zuckersüß.
Trotzdem konnte mich das Buch nicht abholen. Ab etwa einem Drittel zog sich das Buch für mich, die Interaktionen zum Fake-Dating wurden nie richtig zu Ende gesponnen. Bree wird von einem (sehr sympathischen) Stylisten hergerichtet mit einer schieren Auswahl an Kleidern. Dann sind sie auf einem Event, Bree plumpst in eine Werbetafel und dann Schnitt – neue Szene. Und solche abgeschnittenen Szenen immer wieder, dass ich echt keine Lust mehr hatte. Der krönende Abschluss war das Ende*, was sich so unrealistisch angefühlt hat. Oh Wow. Immer perplex davon.
Nach diesem Ende habe ich mich auf anderen Seiten und gerade englischen umgesehen, ob noch jemand so frustriert war. Aber stattdessen habe ich viele andere Beschwerden verteilt wahrgenommen. Ich versuche die mal zu sammeln, um zu helfen, bei der entscheidenden Frage, ob ihr dieses Buch lesen möchtet oder eben nicht.
1) Es hat kein Sex.
Ehrlich gesagt kann ich den Punkt sogar verstehen. Ich bin nicht mal Fan von Erotik in Büchern, aber der Plot war in der Mitte so gezogen, dass solche Szenen vermutlich für etwas mehr Unterhaltung hätten sorgen können.
2) Bree ist ein „Pick-Me“ Girl
Falls ihr nicht wisst, was damit gemeint ist: Ein Pick Me Girl ist im englischsprachigen Raum ein Mädchen/eine Frau, die sich von anderen Mädchen/Frauen abgrenzt und sich für positiv „anders“ hält. Ich fand Bree am Anfang gar nicht so extrem bzw. konnte ihre Gründe (sie möchte kein Geld von ihrem besten Freund annehmen) doch irgendwie verstehen. Aber irgendwann gab es doch einzelne Szenen – zum Beispiel kriegt sie ein Kompliment von ihrem Stylisten wie schön sie ist. Woraufhin sie in ein „Ich? Aber ich doch nicht, ich bin so langweilig und durchschnittlich und überhaupt“ verfällt. Bree ist 30 oder so. Nimm das Kompliment einfach an. Duh.
3) Die Charaktere – vor allem Bree – sind zu quirky
Boah. Das fand ich am schwierigsten zu beurteilen, ich bin halt auch schon Mitte 20 und habe in der Schule gedacht, wenn ich älter bin, bin ich nicht mehr so unsicher und tollpatschig und bin eleganter und eloquenter und mehr. Ich würde sagen, ich habe aus vielen Fehlern gelernt und würde meinem jugendlichen Ich schon mal gerne begegnen und auf so manches dumme Verhalten aufmerksam machen. Aber ich mag immer noch Animes, ich singe immer noch in Suppenkellen beim Kochen (bestes unechtes Mikro, gleich nach der Haarbürste) und habe irgendwie noch viele Macken, die ich nicht losgeworden bin. Ist Bree also „zu quirky“? Irgendwie ein Mittelding würde ich sagen. Sie hat Verhaltensweisen, die viele vielleicht eher bei Jugendlichen sehen, aber sie arbeitet ja auch mit denen. Dennoch hängt dieser Punkt stark vom eigenen Empfinden ab. Die Pick-Me Vibes hat Bree aber leider tatsächlich.
4) Die hatten Sex mit anderen Personen, obwohl sie ineinander verliebt waren.
Duh. Dazu muss ich glaube nicht viel sagen. Stört euch daran oder eben nicht. Mich hat es nicht gestört, weil Liebe und Erotik nicht unbedingt für mich zwangsläufig zusammengehören. Aber wenn’s manche stört, hier die Warnung.
Fazit: 3 Sterne. Aber auch nur knapp. Buch zog sich, Szenen fühlten sich nicht abgerundet an und die Nebencharaktere haben mir alle besser gefallen. Das Ende war an Kitsch und Unglaubwürdigkeit für mich kaum zu übertreffen.
*Das Ende (Achtung Spoiler ahead. Lesen auf eigene Gefahr!):
Dieses gesamte Buch hat glaube einen Zeitraum von vielleicht 4 Wochen. Am Ende dieser 4 Wochen sind die beiden verheiratet. Ohne Witz. Nach dem Super-Bowl fragt Nate sie, ob sie ihn gleich heute sofort heiraten möchte. Sie sagt ja, er hat natürlich alles vorbereitet, ein Kleid organisiert, Freunde und Familie eingeladen und auch schon eingeflogen. Dann sind sie Mann und Frau und haben das erste Mal Sex. Sollte das religiös sein, ohne es explizit zu sagen? Sollte ich das süß finden, das Nate sie sofort heiraten möchte? Soll die Aussage, „sie lieben sich ja schon über 6 Jahre“ den Fakt übertünchen, dass die erst offiziell eine Woche zusammen sind und nie als Paar vorher gelebt haben? Ich weißauch nicht.