Cover des Buches Ice - Hüter des Nordens (ISBN: 9783802586026)
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Rezension zu Ice - Hüter des Nordens von Sarah Beth Durst

Ein Roman vom Ort östlich der Sonne und westlich des Mondes

von Loki_Laufeyson vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Der Anfang hat mir gar nicht gefallen, doch die großartigen Abenteuer und die mutige Heldin bringen das Buch zu einem fulminanten Abschluss!

Rezension

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Loki_Laufeysonvor 8 Jahren

Hallo!


-Keine Garantie auf eine vollkommen spoilerfreie Rezension!-

Der Anfang des Buches hat mir sofort gefallen, ich konnte gleich in die Geschichte einsteigen. Der Schreibstil ist einfach nur märchenhaft - und das ist diese Geschichte ja: Ein Märchen aus der heutigen Zeit. Aber definitiv nicht aus unserer Welt(ebene?).
Leider auch eine Liebesgeschichte. Und ich hasse Liebesgeschichten! Doch als ich den Klappentext gelesen habe, der einfach nur absurd klang, da musste ich das Buch einfach lesen - aus purer Neugier.

Das Cover ist sofort ansprechend. Viel Eis, Kälte, eine Eisrose und ein Bär. Eis und Kälte - das birgt soviel Mystery. Das Cover sticht hervor. Es ist nicht dunkel und/oder schlicht, aber es ist auch nicht fröhlich. Es ist detailliert, aber nicht billig oder kitschig. Es ist anders - geheimnisvoll. Magisch. Und es passt perfekt zu der Geschichte.

Und wovon handelt die Geschichte? Vorab ein Auszug aus der Geschichte:

"Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da sagte der Nordwind zum König der Eisbären: 'Stehle mir eine Tochter, und wenn sie herangewachsen ist, soll sie deine Braut sein.' "
Cassie, vier Jahre alt, blickte unverwandt auf ihre Großmutter. Dad war heute Abend nicht da. Er hatte außerhalb der Station zu tun. Das bedeutete, Cassie würde die Geschichte hören. Denn ihre Großmutter erzählte sie niemals, wenn er zu Hause war. Und es war die einzige Geschichte, die sie überhaupt jemals erzählte.
"Und so kam es, dass der König der Eisbären ein Menschenkind entführte und es dem Nordwind brachte. Von da an lebte es bei ihm. Der Nordwind war sein Vater, und der Westwind, der Südwind und der Ostwind waren seine Onkel. Es wuchs zu einer wunderschönen, aber sehr einsamen Frau heran. Eines Tages, als die Winde nicht da waren, was oft geschah, traf sie einen Menschen, einen Mann. Sie freundete sich mit ihm an und schließlich verliebten sie sich ineinander.
Als nun der König der Eisbären erschien, um seine Braut einzufordern, wies sie ihn ab. 'Ich will keine Braut, die nur aus Zwang die Meine wird', sagte er zu ihr. 'Aber dein Vater hat mir ein Versprechen gegeben.'
Die Tochter des Nordwinds wusste um die Macht magischer Versprechen, und so versuchte sie, dem ihres Vaters eins entgegenzusetzen: 'Dann werde ich dir etwas versprechen', erwiderte sie. 'Bring mich zu meinem Liebsten, und verstecke uns vor meinem Vater, und wenn ich eine Tochter bekomme, dann soll sie deine Braut sein.'
Und so brachte der König der Eisbären die Tochter des Nordwinds zu ihrem Menschenmann und versteckte die beiden im ewigen Eis.
Voller Zorn fegte der Nordwind über Himmel, Land und Meer. Aber er konnte sie nirgends finden. Und so waren die Tochter des Nordwinds und ihr Mann lange miteinander glücklich.
Nach der üblichen Zeit bekam die Frau ein Kind. Der Westwind, der gerade zufällig vorbeiflog, hörte die Geburt und eilte zum Nordwind, um ihm zu sagen, wo er seine Tochter finden könne. Da stürzte der Nordwind mit der Kraft von tausend Schneestürmen hinunter auf das Haus, in dem seine Tochter, ihr Mann und das Neugeborene lebten. Beinahe hätte er es in tausend Stücke zerfetzt, aber die Frau rannte zu ihm. 'Nimm mich mit dir!', rief sie weinend, 'aber verschone meinen Liebsten!'
Und der Nordwind blies sie weit fort, bis zu der Festung hinter dem Ende der Welt. Dort stürzte sie zu Boden und Trolle nahmen sie gefangen.
Es heißt, wenn der Wind aus dem Norden heult, weint er um seine verlorene Tochter."

Diese traurige Geschichte bekommt die junge Cassie immer wieder zu hören, bis ihr Vater das herausfindet und ihrer Großmutter untersagt, sie ihr je wieder zu erzählen. Und mehr ist diese Geschichte auch nicht: Ein trauriges Märchen. Cassie wächst auf einer Forschungsstation, mitten in der Arktis, auf. Ihre Mutter kam in einem Schneesturm um, als Cassie noch ein Kleinkind war.
Cassie kennt die Welt außerhalb der Arktis nicht. Sie hat noch nie eine normale Schule besucht, mit Gleichaltrigen gespielt oder gar eine richtige Stadt kennengelernt. Sie liebt das Eis. Sie kann sich gar nicht vorstellen, ein 'normales' Leben zu führen. Das ist ja verständlich, wenn man es nicht anders kennt. So bricht für sie eine Welt zusammen, als ihr Vater sie kurz vor ihrem 18 Geburtstag, völlig unerwartet und keinen Widerspruch duldend - von einem Tag auf den anderen - zum Studieren wegschicken möchte.
Sie flieht: In das ewige Eis. Sie möchte beweisen, dass sie auf der Station gebraucht wird und möchte einen Eisbären markieren, der ihr letztens entwischt ist und sie deshalb in Schwierigkeiten geraten ist. Vielleicht ist ihr Vater ja enttäuscht von ihr - deswegen. Dass kann sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie weiß, dass es dumm und töricht ist - doch das ist ihr im Moment egal.
Aber so weit kommt sie nicht. Sie trifft auf den Eisbären, den sie markieren wollte, direkt vor der Station. Es ist kein normaler Eisbär: er ist groß - viel größer als normale Eisbären. Er ist schneller, als der Schall. Und... er kann sprechen! Dazu kommt noch, dass er sie entführt. Eher indirekt, aber ihr bleibt keine Wahl. Während sie glaubt, in einem absurden Traum gefangen zu sein, transportiert er sie in ein Schloss aus Eis, dass locker mit dem von Elsa aus 'Die Eiskönigin' konkurrieren könnte.
Und dort erfährt sie die grausame Wahrheit: Das alles ist kein Traum und die Geschichte ihrer Großmutter die reine Wahrheit. Ihre Mutter lebt noch, gefangen von Trollen, an einem Ort, den kein Lebender eigentlich sehen dürfte. Und sie muss dass Versprechen, welches ihre Mutter einst gab, einlösen und die Frau des Eisbären werden. Andernfalls wird ihre Mutter nie mehr freikommen. Cassie würde sich für ewig schuldig fühlen, auch wenn sie diese Frau nicht einmal kennt - so stimmt sie de Eid zu.
Doch dies löst eine Flut von Ereignissen aus, die unfassbar sind. Kann sie dem Eisbären trauen? Wieso darf sie ihn nicht in seiner menschlichen Gestalt sehen? Denn er ist kein Eisbär, sondern ein höheres Wesen, ein Munaqsri. Sie tritt in eine Welt ein, die normalen Sterblichen eigentlich für ewig verborgen bleiben sollte. Und vielleicht wäre es besser so.
Denn sie begeht einen fatalen Fehler. Einen Fehler, den um ihn wiedergutzumachen, sie sich auf eine lebensgefährliche Reise begeben muss. Andernfalls werden nicht nur viele Unschuldige sterben, sondern das Gleichgewicht der gesamten Welt, wie wir sie kennen, auseinander geraten.

Ich bin ziemlich gespalten über das Buch. Der Anfang hat mir gefallen, doch mit der Zeit wurde mir Cassie so unsympathisch und naiv, dass ich das Buch einfach nur weglegen wollte. Die Geschichte wurde so irrational, und damit ist nicht die ganze Magie gemeint, sondern Cassies Dummheit und ihr unglaublicher Egoismus. Sie ist mutig, dass muss man ihr lassen. Doch gottseidank macht sie später eine Entwicklung durch, die ihr zumindest etwas näher bringt, für das was richtig ist einzustehen. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie sie sich in diesen Bären verliebt hat, aber er hat versucht, sie die ganze Zeit über zu verführen, und es ist ja bekannt, dass Entführte irgendwann versuchen sich mit ihren Entführern zu identifizieren. Sie ist zwar häufig skeptisch, wischt diese Zweifel aber wieder weg und denkt nur an ihr Glück.
Ihre Mutter fand ich schon irgendwie extrem egoistisch, weil sie nicht mit dem zusammen sein will, einfach ihre Tochter dem einen zu versprechen, als wäre nichts dabei. Aber sie hat damit wohl auch das Leben ihrer Tochter gerettet, also war dass der einzige Weg. Vielleicht...
Als sich Cassie aber auf die Reise begibt, um für die, die sie liebt, zu kämpfen, wird sie wieder sympathischer. Die unterschiedlichsten Kreaturen, auf die sie trifft sind teilweise recht durchgeknallt, sympathisch oder abscheulich.
Den Bär mochte ich nicht, er erschien mir so Charakterlos, obgleich er seine Marotten hatte. Und er war so aufdringlich.

Doch muss ich den Schreibstil loben, denn auch wenn ich das Buch stellenweise weglegen wollte, weil ich es einfach nur bescheuert und kitschtriefend fand, hat mich der Schreibstil doch beigehalten, da ich immer dachte: 'Ach so schlimm kann das gar nicht sein...'
Gut so, denn die abenteuerliche Reise wurde so nett geschildert und Cassie ist mir sogar ein wenig ans Herz gewachsen. Hätte man doch nur erklärt, wieso der Bär ihr plötzlich so viel bedeutet, dass sie ihre Familie links liegen lässt, dass Buch wäre großartig. Aber nichts und niemand ist perfekt.
Man muss sich auf die Geschichte einlassen, und sich durch das zweite Viertel quälen, es lohnt sich auf jeden Fall. Aber vielleicht kann man das zweite Viertel sogar nicht beklagen, denn diese Geschichte ist ein Märchen - durch und durch. Ein Märchen, dass in der heutigen Zeit spielt und aus der ich-Perspektive einer zu Beginn etwas sehr selbstsüchtigen und starrköpfigen Protagonistin erzählt wird. Das Ende ist irgendwie rührend - ob jetzt happy oder anders, spoilere ich jetzt nicht.
Die eigentümlichen Wesen, damit muss man erst einmal klarkommen. Sie haben alle ihre eigene Hierarchie, kämpfen für ihre eigenen Ziele und sind zumeist nicht dass, was sie zu vorgeben scheinen. Dieses Buch ist anders, völlig anders. Es ist ein Fantasy Buch, dass unser Weltbild auf den Kopf stellt und definitv nicht von unserer Erde stammt, sondern von einem Land östlich der Sonne und westlich des Mondes.

Wenn man Märchen mag und sich an etwas Kitsch und einer naiven Protagonistin nicht stört, dann ist dieses Buch definitiv großartig.
Ich fand es nicht schlecht, auch wenn es definitv nicht mein Fall war. Die Idee ist toll und jetzt nicht unbedingt schlecht umgesetzt - na gut, dass zweite Viertel vielleicht schon etwas sehr, aber sonst... 3 Sterne von mir für 'Ice - Hüter des Nordens'.

Fazit:
Man muss sich darauf einlassen und nicht jede naive Entscheidung kritisieren, schließlich hat man es hier mit einem Märchen zu tun. Man kann das Buch gut oder schlecht finden. Das liegt bei jedem selbst. Es ist nicht niveaulos und der Schreibstil ist wirklich gut.

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