Cover des Buches Mein wunderbares Bücherboot (ISBN: 9783959101813)
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Rezension zu Mein wunderbares Bücherboot von Sarah Henshaw

Mit dem Bücherboot durch England

von Maggi vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Leider bleibt der Inhalt weit hinter dem zurück, was die schöne Aufmachung verheißt.

Rezension

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Maggivor 6 Jahren

Dieses Buch hat durch sein schönes Cover meine Aufmerksamkeit erlangt. Das Thema, um das es geht, nämlich Bücher, Literatur und eine ganz besondere Buchhandlung, passte ebenfalls genau in mein literarisches Beuteschema. Um so glücklicher war ich, als ich das Buch dann im Rahmen einer Leserunde lesen durfte.

Die Protagonistin Sarah hat eine innovative Idee: auf einem englischen Kanalboot eine Buchhandlung zu eröffnen und dort auch literarische Treffen, wie etwa Autorenlesungen anzubieten. Zu Beginn läuft das Geschäft auch gut, was sich aber schnell ändert. Sarah hat einfach überhaupt kein Geschäftskonzept, lebt in den Tag hinein und hofft das Beste. Dass das nur mehr schlecht als recht funktioniert, sieht sie nicht ein und ändert auch nichts an ihrer planlosen Vorgehensweise. Aber wenigstens ist sie ein innovativer Charakter und hat eine weitere ungewöhnliche Idee, sie geht mit ihrem Hausboot Joseph ein halbes Jahr auf die Reise durch Englands Flüsse und Kanäle und möchte unterwegs von ihren Buchverkäufen leben und so die weitere Reise finanzieren.

Das Buch ist eine Mischung aus Tagebuch und Reisenotizen. So kommt man Sarah nah und erlebt ihre Reise mit. Leider hat sie sich auch hier wieder schlecht bis gar nicht vorbereitet, weiß nicht, wie man eine Schleuse bedient, welche Liegegebühren anfallen oder wie man die Buchhaltung eines Ladens führt, was sie mehr als einmal in die Klemme bringt. Sie verweigert auch größtenteils, sich diese Dinge anzueignen. In einer Szene merkt sie in einer kritischen Situation erst nach Stunden, dass sie die Karte des Kanalabschnitts, in dem sie unterwegs ist, falsch herum hält.

Aus den meisten schwierigen Situationen rettet sie das Geld ihrer Eltern oder ihres Exfreundes Stu immer wieder aus der Patsche. Sarah lebt in meinen Augen ihren Selbstfindungstrip ganz klar auf anderer Leute Schultern aus. Auch macht sie in ihren Aussagen oft einen neurotischen Eindruck und steigert sich in ihre Empfindungen sehr stark hinein und trifft unüberlegt, sehr unerwachsene Entscheidungen. So kauft sie etwa einen gebrauchten alten Kinderwagen, obwohl sie noch nicht einmal weiß, wie sie ihre nächste Mahlzeit bezahlen soll. Die Differenz zwischen ihren an sich interessanten Plänen und dem guten Grundgedanken und ihrer planlosen, irritierenden Durchführung hat mir leider den Lesespaß über die weitesten Teile der Geschichte verdorben. Sarah hat mich mit ihrer verantwortungslosen, oft leider egoistischen Art aufgeregt. Ich konnte mich nicht mit Sarah identifizieren, noch ihre Beweggründe oder Enscheidungen verstehen.

Die kleinen Episoden, aus denen das Buch besteht, sind an sich ganz unterhaltsam, bleiben aber durchweg oberflächlich und konnten mich daher nicht überzeugen. Auch die Landschaftsbeschreibungen hätten viel schöner und ausführlicher ausfallen können, ich hatte mir von dem Buch eine Kopfreise erwünscht, stattdessen konnte ich nach den Beschreibungen nur eine Schleusenphobie entwickeln, da sich gefühlt 80% der Reisebeschreibungen nur auf Schleusen bezogen. Man hätte aus dieser Geschichte viel raus holen können, das Potential wurde hier jedoch nicht ausgeschöpft und es fehlte der rote Faden.

Bleibt alles in allem eher das ernüchternde Gefühl eines höchstens mittelmäßigen Leseerlebnisses.

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