Cover des Buches Throne of Glass – Die Erwählte (ISBN: 9783423716512)
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Rezension zu Throne of Glass – Die Erwählte von Sarah J. Maas

Messer, Gift und Regelschmerzen: die Leiden der jungen Celaena S.

von katiandbooks vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Polit-Krimi-Liebesroman vor historisch-royalem High Fantasy-Setting ... mit Serienmörder - ganz schön viel für den Anfang ...

Rezension

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katiandbooksvor 7 Jahren
Nach einem Jahr Zwangsarbeit in den Salzminen von Endovier erhält Celaena Sardothien ein Angebot von dem Kronprinzen Adarlans: wenn sie in einem Wettkampf gegen 22 andere als Sieger hervortritt und zum Champion seines Vaters ernannt wird, erhält sie ihre Freiheit zurück. Die junge Assassinin hat keine Wahl, denn die Sklaverei würde sie nicht mehr lange überleben. Am Hof des Königs wird sie trainiert und tritt in verschiedenen Prüfungen gegen andere Assassinen, Diebe und Soldaten an, als ein Rivale nach dem anderen brutal ermordet wird und Celaena auch um ihr Leben fürchten muss.


Kurz vor Beendigung des Buches hatte ich meinem zweijährigen Sohn sein Bilderbuch gegeben und sagte zu ihm: "Du liest jetzt dein Buch über Traktoren und ich lese meins über ... keine Ahnung was."


So war das also: bis zum Schluss hatte ich tatsächlich keinen blassen Schimmer, was eigentlich die Kernaussage dieses Buches war. Dafür hat Sarah J. Maas einfach zu viel reingesteckt, und letztendlich ist zu wenig dabei rausgekommen. Eine eigene Welt hat sie sich ausgedacht, Action hinzugefügt, Liebe natürlich auch, sogar eine Kriminalgeschichte mit einem waschechten Serienmörder, ordentlich Mysterie mit ein paar Gruselelementen, royale Politik und Intrigen, dazu noch ein paar Mädchensachen wie schöne Kleider, ein Maskenball und - äh - Regelschmerzen (habe mich noch immer nicht entschieden, ob ich das nun total bescheuert oder irgendwie cool finden soll). Passiert ist viel, aber irgendwie auch wieder doch nicht, und so wirklich spannend fand ich es ebenfalls nicht.


Der Schreibstil war gut, aber die Geschichte las sich seltsam zäh und regelrecht ermüdend. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, wie ich irgend etwas anderes tun wollte oder schlichtweg weggenickt bin. Bei keiner ihrer vielen Themen, die Sarah J. Maas in ihren Reihenauftakt gepackt hat, blieb sie konsequent dabei, außer bei den Charakteren, und das war die große Stärke von Throne of Glass - Die Erwählte.


Die Charaktere haben mir wirklich durch die Bank weg sehr gut gefallen. Was habe ich nicht für Horrorgeschichten über die arme Celaena Sardothien gehört! Ich habe sie jedoch sehr gemocht, besonders ihre maßlose Selbstüberschätzung zu Anfang. Als die beste Assassinin der Welt ging sie vor einem Jahr in die Sklaverei und kommt nun vollkommen eingerostet wieder zurück ins Kampfgeschehen und stößt permanent an ihre Grenzen, hält sich jedoch lange Zeit weiterhin für das Maß aller Dinge. Ich fand das großartig.


Der Rest der Darsteller-Riege war ebenfalls richtig gut platziert: vom lebensfrohen Mädchenschwarm-Prinzen, der sich trotz guter Vorsätze seinem Vater gegenüber nicht behaupten kann; der ehrbare Chef der Leibgarde, an dem alles hängen bleibt; der schmierige Herzog mit dem Wurstfingern und die Opiumrauchende Intrigantin, die sich den Prinzen schnappen will, egal wie - lediglich die Fae-Prinzessin aus dem besetzten Land mochte ich nicht so wirklich, und ich habe auch bis zuletzt nicht verstanden, was sie da eigentlich genau gemacht hat. Überhaupt kam mir diese ganze Politik-Intrigen-Geschichte nicht so ganz schlüssig vor.


Leider war es vor allem zu Anfang, aber auch noch in der folgenden Geschichte, auch, wenn man das bis dahin bereits durchschaut hatte, sehr verwirrend, was die Bezeichnung der Personen anging. Zum Beispiel wurde der Leibgardist des Königs, der Captain, Captain Westfall und Chaol mehrfach erwähnt - dass das alles jedoch ein und dieselbe Person sind, muss man erstmal selbst herausfinden. Auch Celaena wurde so oft im Verlauf der Geschichte als "die Assassinin" oder "Adarlans Assassinin" betitelt, dass die strenge Vermeidung, sie schlichtweg immer nur bei ihrem Namen zu nennen, ungewollt dazu führte, dass sich einfach das Wort "Assassinin" zu häufig wiederholte.


Ein paarmal sind mir auch Fehler im zeitlichen Ablauf aufgefallen. Hin und wieder vergehen mal ein bis zwei Wochen im Schnelldurchlauf, woraufhin plötzlich Dinge, die im Absatz zuvor geschehen sind, innerhalb der zwei Wochen Zeitraffer rutschten. Und ich hatte immer wieder das Gefühl, dass es noch einen Band vor dem ersten Band gibt, dessen Geschichte ich hätte kennen müssen. Außerdem kamen mir die Osterferien und die kanadische Sowieso-Pflanze in der Fantasy-Welt ein klein wenig seltsam vor (letztere kann natürlich der Übersetzung zum Opfer gefallen sein).


Fazit: Sarah J. Maas packt ordentlich Masse in den Auftakt der Throne of Glass-Reihe um die Assassinin Celaena - wirkliche Substanz hat es letztendlich jedoch nicht. Zu inkonsequent bleibt die Autorin bei ihrer eigentlichen Haupterzählung, dem Wettkampf. Dafür sind Weltenbau und Charakterzeichnung erstklassig. Weil ich weiß, dass bereits drei weitere Teile auf deutsch erhältlich sind und ich neugierig bin, was dort noch alles passiert, werde ich weiterlesen. Allein aufgrund dieses ersten Romans würde es mich jedoch nicht zu den Folgebänden ziehen, und so erhält Die Erwählte von mir 3***.
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