Cover des Buches Wachstumsschmerz (ISBN: 9783596194179)
Rezension zu Wachstumsschmerz von Sarah Kuttner

Wachstumsschmerzen von Sarah Kuttner.

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Louise ist Herrenschneiderin in Berlin, ihr Leben verläuft in geordneten Bahnen, sie ist zufrieden. Dies ist der richtige Zeitpunkt um in ihrer Beziehung den nächsten Schritt zu machen und sich eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Doch kaum sind sie und ihr Freund zusammen gezogen stellt Louise alles in Frage und der Rückschritt, welcher für beide eine letzte Konsequenz sein sollte, lässt sich nicht so unbeschadet machen, wie sie sich das gedacht hatten.

Ich bin überrascht und erfreut, nahezu beglückt. Denn dieser Roman hat nicht nur Hand und Fuß, sondern auch Herz. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich bis zuletzt nicht so wirklich mit Frau Kuttner gerechnet habe, sie mehr als Medienphänomen sah und jetzt ganz klein bin mit Hut, da ich merken musste, dieses Medienphänomen kann richtig schön schreiben. Kolleginnen aus dem Musikfernsehen, die an dieser Stelle mal ungenannt bleiben werden, wiegten mich in dem Glauben, dass Fernsehvolk nicht schreiben sollte und wenn doch, dann kommt da wenig Gutes bei raus. Trotzdem konnte ich natürlich den zweiten Roman Kuttners nicht auslassen, schließlich möchte man als Buchblogger auch auf dem neuesten Stand bleiben.

Und dann hat es mich gepackt, dort wo ihr erster Roman noch zu wünschen übrig lässt, liefert der zweite eine wahre Wucht junger deutscher Literatur, die mich vollends mitgerissen hat. Der Kuttnersche Stil, den sie damals schon im Fernsehen zur Schau stellte, bleibt ihr auch als Erzählerin erhalten und so hat der Leser das Gefühl hier wird geschrieben wie gesprochen und das ist stilistisch erst einmal ganz schlecht, aber wenn es nur einer tut und der tut es richtig gut, dann wird aus dem Schlecht ein Einzigartig und von mir ein großes vom Leserherz her rührendes Empfehlenswert. Nichts ist natürlich perfekt, auch hier nicht, aber was die Gefühle angeht schwimme ich vollends mit und das ist es gerade was die Leseerfahrung so zufriedenstellend macht, dass man eintaucht, die Charaktere mit den Armen umschließt und sie nicht wieder los lässt, selbst wenn man wieder an die Oberfläche zurück muss, wo der Alltag ruft.

Zu jedem Abschnitt gibt es einen kurzen Prolog in dem sich Hauptfigur Louise an ihren Freund richtet und diesen direkt anspricht, anklagt oder anfleht, alles auf einmal und doch zu wenig um der Geschichte ein anderes Ende zu verleihen. Diese Brüche machen die Erzählung allerdings um einiges interessanter, man ahnt das dicke Ende schon, kann es aber noch nicht ganz fassen, bis es um die Ecke kommt, einen niederwirft und man auf einmal weiß, da gibt es kein Zurück mehr. Das eine so alltägliche Geschichte nicht nur berührt sondern prächtig unterhält, das erlebe ich selten, aber hier war es definitiv der Fall.

Wenn man mich fragt ist dieses Buch noch einen Tick besser als Mängelexemplar, wieder mit frechem Erzählstil, aber auch viel Gefühl.

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