Cover des Buches Schlaflos (ISBN: 9783866481770)
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Rezension zu Schlaflos von Sarah Moss

Kinder und Karriere

von Sinik vor 11 Jahren

Rezension

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Sinikvor 11 Jahren
"Ich kann das nicht, Mutter sein. Ich hätte keine Kinder bekommen sollen."
(Anna auf Seite 115, „Schlaflos“ von Sarah Moss)

Anna, die Ich-Erzählerin, lebt mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern auf einer einsamen, schottischen Insel. Völlig überlastet, ihren zwei Kindern gerecht zu werden und gleichzeitig ihre Abhandlung über Kindheit im 18. Jahrhundert zu schreiben, leidet sie unter dem Schlafentzug, da ihr zweijähriges Kind jede Nacht aufwacht und herumgetragen werden möchte.

Der zweite Handlungsstrang sind Briefe aus dem Jahr 1878, die von der gleichen Insel kommen.

Dann findet Anna beim Einpflanzen von Apfelbäumen die Knochen eines Babys...

Zentrales Thema ist die der innere Konflikt einer Mutter sich selbst, ihrem Ehemann, ihrer Arbeit und den Kindern gerecht zu werden. Im Rahmen ihres Textes über Kindheit im 18. Jahrhundert wird z.B. immer wieder Anna Freud zitiert. Sie beschreibt, was wichtig für die seelische Gesundheit des Kindes ist. Anna fühlt sich schuldig, weil sie erkennt, zwischen Theorie und Praxis klafft eine Lücke. Unter ständigem Schlafmangel ist es nicht möglich, die Aufmerksamkeit und Fürsorge zu geben, die ihre Kinder brauchen. Die Isolation auf der Insel ohne Freunde und Familie verstärkt dieses Problem.

Mir gefallen die ironisch-sarkastischen Schilderungen ihres Alltags und ihre bildhaften Vergleiche sehr gut. Das Buch wird gerade durch die Sprache sehr lebendig. Es ist ja kein Action-Thriller, es passiert nicht sehr viel, doch gerade durch die Art der Schilderungen wird alles sehr lebendig und auch der beschriebene Alltag liest sich keineswegs langweilig oder langatmig.

Wer Action oder blutige Krimis mag, für den ist dieser Roman sicherlich nichts. Wer sich mit dem Spagat zwischen Kindern und Karriere beschäftigt, oder ein intelligentes Buch über den "Sumpf von Windeln und ausgespuckten Keksen"- nämlich die Schattenseite von Kindern (ja, die gibt es...)- lesen möchte, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Es ist schonungslos ehrlich weil das Tabu der unglücklichen Mutter thematisiert wird. Ich konnte mich sehr gut in die Protagonistin einfühlen, sie spricht aus, was sicherlich viele Mütter von Kleinkindern fühlen und denken.
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