Ey hör mal von Gulraiz Sharif aus dem Arctis Verlag
Unbeschönigt, ehrlich und emotional.
Für Mahmoud sollte es ein entspannter Sommer werden. Er wollte mit seinem besten Freund chillen und philosophieren warum man keine Babytauben sieht, oder ob die eigene Ausscheidung für einen genauso riecht wie für andere 🤷♀️ wichtige Fragen halt.
Und dann kommt sein Onkel aus Pakistan für 2 Monate zu Besuch, und ausgerechnet er soll den Fremdenführer spielen und ihm Norwegen zeigen.
Dies alles passiert in einem Ghetto-Jugendslang. Gerade diese Sprache hat mich näher zu Mahmoud gebracht. Er kommt dadurch locker und fröhlich rüber. Aber dahinter steckt so viel mehr. Er bemüht sich dem Onkel viel beizubringen, recherchiert unermüdlich. Denn er möchte immerhin irgendwann ein norwegischer Norweger sein. Und nicht der Ausländer bleiben, obwohl er doch im selben Krankenhaus geboren wurde. Zwischen den ganzen rassistischen Sprüchen, Anpassungsschwierigkeiten, dem Blick in die Zukunft, muss er sich noch Gedanken um seinen kleinen Bruder machen. Denn dieser benimmt sich nicht so, wie dies ein gut erzogener pakistanischer Junge machen sollte. Puppen und Glitzer findet er viel reizvoller.
Die Figuren sind so nahbar, so feinfühlig, so emotional, so schockierend. Und gerade Mahmoud ist viel, aber nicht so wie gedacht. Jede vermeintlich passende Schublade sprengt er. Mahmoud und dieses Buch verdienen zu Recht jeden Literaturpreis welchen sie bekommen können.
Wunderbar feinfühlig übersetzt von Sarah Onkels und Meike Blatzheim
Sarah Onkels
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Die Sommerferien stehen vor der Tür und Mahmoud weiss nicht was er mit der Zeit anfangen soll. Onkel Ji kommt aus Pakistan zu Besuch und möchte Norwegen kennenlernen - eine Aufgabe für Mahmoud. Doch nicht nur das, auch sein Bruder Alu, der lieber mit Mädchensachen spielt, braucht seinen Rat...
"Jede Wohnung hat ihre Geschichte, also ihren Schmerz, ihre Sorgen, ihre Gerüche, Erfahrungen, ihr Leben halt! Wie kleine Schubladen." (Seite 28)
Ich bin ganz ehrlich - als ich mit diesem Buch zu lesen begonnen hatte war ich die erste Zeit nur am Lachen. Laut und von Herzen, denn Mahmoud rockt!
Genau hier wird aber das Problem für die LeserInnen sein - denn der Autor Gulraiz Sharif schreibt von der Leber weg, "Ey hör mal!" hat Slang und "Alter echt jetzt?!" Schreib und damit auch Leseweise. Und trotzdem und gerade deswegen ist dieses Buch so ehrlich und authentisch! Denn nur so kann man vieles bei Mahmoud und seiner Familie nachvollziehen.
Auch sonst sind die Kapitel nicht ewig lang, verschachtelt oder schwer zu verstehen. Sondern gerade für die jungen Leser geschaffen die vielleicht neugierig sind oder hier dich verstanden fühlen.
Mahmoud lebt mit seiner Familie in Norwegen. Denn der Vater kam nicht nach Norwegen um so zu leben wie in Pakistan. Es wird vieles und wichtiges in diesem Buch beleuchtet, den hier treffen nun mal auch zwei Kulturen aufeinander. Also - wie damit umgehen?
Für seine 15 Jahre will Mahmoud vorwärts kommen. Er ist politisch interessiert, will lernen und später nicht nur als "Ausländer ' abgestempelt werden. Das beeindruckt nicht nur mich als Leserin sondern auch Onkel Ji.
Doch das Sorgenkind bleibt der jüngere Sohn Ali. Denn er mag alles was Mädchen toll finden. Aber kann Ali sich verändern, darfst das? Zwar ist man in Norwegen aber die eigene Kultur wird von den Eltern ebenso gepflegt. Hier liegt das Herzstück des Buches. Das ist keine WischiWaschi Auflösung oder einfach was dahin geschrieben, nein, trotz der wenigen Seiten versteht der Autor das Problem auf den Punkt anzuschneiden und es zum Mittelpunkt zu machen.
Mit Humor, mit Gefühl, Verständnis und Unverständnis aber auch viel Unsicherheit.
Ich persönlich mag dieses Buch sehr gerne empfehlen weil es einfach den Nerv der Zeit und wichtige Themen anspricht und beleuchtet.
Erster Eindruck:
Ey hör Mal! klang von Anfang an irgendwie anders. Ein Pakistani-Junge, der mit seiner Familie in Norwegen lebt und Besuch aus seinem Heimatland bekommt. Ein völlig anderes Setting, dass mich direkt gereizt und neugierig gemacht hat. Nicht-Norweger, Ausländer, Migranten, Fremde – die sich in Norwegen integrieren wollen. Vorallem, weil Skandinavien in so vielen Punkten eine Vorreiterstellung hat. Wie ergeht es Migranten dort? Und wie erleben Kinder diese Situation? Genau das hat mich an diesem Buch sehr gereizt.
Schreibstil:
Gulraiz Sharif’s Schreibstil ist außergewöhnlich und an dieser Stelle spreche ich ein riesges Lob für die Arbeit der Übersetzerinnen Meike Blatzheim und Sarah Onkels aus. Die Art und Weise wie sie den tief verwurzelten Slang, den unverkennbaren Witz und die kindliche Sichtweise von Mahmoud eingefangen haben ist, ist wahrlich grandios. Ich bin mir sicher, dass dies an vielen Stellen alles andere als einfach war, aber die Unverwechselbarkeit dieser Geschichte liegt zweifelsohne in der Art wie dieses Buch geschrieben ist. Mahmoud erzählt aus der Ich-Perspektive und das Buch ist quasi so geschrieben, wie ein fünfzehnjähriger Junge erzählen würde. Er flucht und meckert, diskutiert mit seiner Mutter und frotzelt mit seinem Bruder. Zuerst war es ganz schön ungewohnt und manchmal auch etwas anstrengend, aber je weiter man liest, desto mehr gewöhnt man sich an Mahmoud und an seine Sicht der Dinge. Man versteht das Leben, das er lebt, man lernt seine Familie kennen und irgendwann entwickelt dieser Slang dann doch auch einen gewissen Charme. Mir persönlich war es stellenweise einen Tick „too much“, aber das ist und bleibt letztlich absolute Geschmackssache. Fakt ist und bleibt aber – dass der Schreibstil dieser Geschichte etwas ganz Besonderes ist.
Inhalt (SPOILERWARNUNG):
Die Geschichte selbst besticht durch eine sehr wichtige, intime Thematik, die ganz wundervoll dargestellt wird. Mahmouds kleiner Bruder Ali möchte nämlich viel lieber ein Mädchen, statt eines Jungen sein und als Onkel Ji in den Ferien zu Besuch kommt, vertraut Ali sich seinem großen Bruder an. Doch dieser ist Anfangs völlig verwirrt – und weiß auch nicht so recht, was er von dieser Aussage halten soll. Was ich jedoch unfassbar toll und großartig fand war die Reaktion von Mahmoud – er stößt seinen kleinen Bruder nicht weg, oder tut das Gesagte als Hirngespinst ab. Stattdessen sagt er ihm, dass er ihn lieb hat und macht sich seh viele Gedanken über seinen Bruder. Er macht sich Sorgen, wie seine Eltern und Onkel Ji reagieren werden, wenn sie von Alis „Geheimnis“ erfahren und rät seinem Bruder erstmal dazu, die Sache für sich zu behalten. Obwohl das Buch recht wenig Seiten hat, steckt unglaublich viel Inhalt zwischen diesen Seiten. Die Botschaft, dass man jeden Menschen so akzeptieren sollte, wie er ist, kann einfach nicht oft genug erzählt werden. Vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich.
Fazit:
Ey hör mal! erzählt eine ganz besondere und athentische Geschichte. Der jugendliche Schreibstil trifft den Nerv der Zeit und ist nicht nur für junge Leser geeinget.