Cover des Buches Das Lazarettkind (ISBN: 9783903155404)

Leserunde zu "Das Lazarettkind" von Sarah Samuel

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Liebe Lovelybooks Community,

Wir möchten hiermit eine Einladung zur Leserunde unseres Romans "Das Lazarettkind" aussprechen. Wir verlosen insgesamt 15 Bücher.

Wer sind wir!?

Hinter dem Synonym Sarah Samuel stehen Gerlinde und Harald Niederreiter, wir sind ein Autorenpaar aus dem schönen Salzburg und haben bereits zwei Romane herausgebracht, am dritten wird gerade fleissig gearbeitet. Harald ist Mathematik Wissenschaftler, Gerlinde Mitarbeiterin der UNO.


Um was geht es in Das Lazarettkind?

Eine Wiener Intellektuelle begibt sich auf eine fast lebenslange Vatersuche. Dabei stößt sie auf die Geschichte des Juden Salomon Meir, der unter skurrilen Umständen in einem Lazarett mit der Krankenschwester Emilia ein Kind zeugte - das Lazarettkind Gertrude.

Leseprobe/Kapitel 1

Kapitel 1
Wie schön es wäre, mein geliebtes Paris einfach nur als Besucherin zu genießen, wenn nicht das Grab am Ende des Weges wartete!
Paris, die Stadt der Leichtigkeit, die Stadt voller Träume. Anfang März und die Forsythien prangen bereits mit gleißendem Gold in den Gärten und Parkanlagen. Nur das schüchterne Azur des Himmels lässt ahnen, dass diese Blüten lediglich Vorboten sind, die einem farbentrunkenen Lenz freudig voraneilen. Eine tüchtige Brise treibt milde, herbsüße Luft aus den Fluren der Normandie mit sich her. Die Gesichter der Menschen beginnen, die grämliche Trübseligkeit des Winters wie zu lange getragene Trauerkleidung abzulegen. Junge Paare nehmen die neue Saison der Flirts und Liebschaften beflügelt in Besitz, Hand in Hand, flüchtige Küsse austauschend, die unfertig im Wind flattern.
Vor Kurzem noch Wien. Ein tristes, harsches, winterliches Wien. Schmutzige Schneereste befleckten die Gehsteige wie Wundmale. Dürres Geäst im Milchschaum des Nebels. Dumpfe, morose, eingefrorene Mienen. Über den Wolkenbauschen auf Schwingen dann, metallisch und glatt. Starr im eisblauen Himmel schweben und doch schwerelos im Äther vorwärts gleiten. Nach wenigen Stunden ein beseligter Wechsel der Jahreszeiten. Der Duft des aufkeimenden Frühlings im Jardin du Luxembourg. Sonnenstrahlen tanzen ausgelassen auf den Straßen. Scharen munterer Gäste auf den endlich, nach den Monaten der beharrlichen Kälte, der triefenden Nässe, der schwermütigen Düsternis, in fröhlichem Glanze wiedereröffneten Caféterrassen im Quartier Latin und auf der Ile de la Cité.
Welch einen heiteren Empfang hat Paris für meine Mission des Gedenkens vorbereitet! Eine Mission, die eher zu einem Allerseelentag passt als in eine Zeit der zu erneutem Wirken und Gestalten strebenden Natur. Eine Mission überdies, die mein Innerstes bewegen und aufwühlen wird wie keine andere meiner Unternehmungen zuvor.
Unser erster Rundgang nach der Ankunft führt unverzichtbar auch auf den Boul´ Mich´, meinen mythischen Ort, den Boulevard der Rebellion, wo noch immer die Aschenglut meiner verlorenen Ideologien glost. Die erregenden Tage der Mairevolution 1968. Und ich als Studentin in Wien, die mit brennendem Sinn den Aufruhr aus der Ferne verfolgte. Ich bewunderte die Pariser Studenten, die ihren Marx, Bakunin, Kropotkin, Trotzki und Marcuse gelesen hatten und sich auf diese Propheten beriefen, um endlich den faschistischen und autoritären Stumpfsinn der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinwegzufegen. Sie trachteten, voller Beherztheit und voller Ideale, den Geist der Aufklärung, den Geist des klaren Lichtes, nach einer langen Epoche der Unterdrückung unter den neuen Flaggen des humanistischen Existentialismus und des solidarischen Trotzkismus in Europa wiederzuerwecken. Der Hauch der Freiheit wehte durch die Welt. So wie die Rebellen erschauderte ich in ohnmächtigem Zorn vor der gewalttätigen Reaktion der Reaktionäre, mit ihren geballten paramilitärischen Sondertruppen der Polizei und ihren bezahlten Schlägerbanden auf dem Boulevard Saint-Michel, dem Hitzepol des Aufstandes.
Wie so oft übernachten wir in einem jener anheimelnden, im klassizistischen Stil erbauten Hotels im fünften Arrondissement, die meist von Vietnamesen geführt werden und den Charme einer Pariser Herberge des 19. Jahrhunderts wie ein Kleinod behütet haben. Vielleicht sind schon Figuren aus Romanen Balzacs oder Erzählungen Maupassants in solchen Etablissements abgestiegen, als sie in die Hauptstadt kamen, um Erbschaftsangelegenheiten zu regeln oder la vie parisienne kennenzulernen.
Das Viertel um das Hotel besitzt Flair und Atmosphäre. Altmodische Buchläden, Antiquariate und Kunstgalerien. Coole Jazzlokale. Traditionsreiche Bäckereien und Kaffeehäuser. Chinesische, vietnamesische, indische und italienische Restaurants. Studentenvolk der nahen Universitäten belebt die schmalen Gassen. Es revitalisiert das historische quartier immer wieder aufs Neue mit jugendlichem Geist. Ruth und mich erfüllt es mit Erstaunen, wie das Viertel vergangene Zeitalter absorbiert und bewahrt hat und das Beste davon, mit Raffinesse und Geschmack ausgewählt, in die Zukunft projiziert.
Wir wohnen in der Mansardenetage des Hotels. Das stellt sich zwar als etwas beschwerlich heraus, aber von dort aus kann man gewissermaßen als Entschädigung zumindest die obersten Abschnitte der Türme von Notre Dame erblicken, die wie zwei immerwährende Eckpfeiler des Christentums in den blassblauen Himmel ragen. Beschwerlich deswegen, weil der Aufzug seltsamerweise nur bis zur vierten Etage fährt und dieser Umstand die unangenehme Konsequenz hat, dass die Koffer über die letzte Wendeltreppe zwischen den hohen Stockwerken mit der Kraft der Arme hinaufzuschleppen sind. Und die Gäste müssen es mit ihren eigenen Armen tun, denn hilfreiche Pagen hat diese Preisklasse von Hotels schon seit Jahren nicht mehr zu bieten.
Die Einrichtung des Zimmers kommt etwas zu sehr dem Geschmack der Touristen – oder was der Besitzer dafür hält – entgegen. Prunkstück ist das große, in hygienisch sauberem Weiß erstrahlende Badezimmer, das selbst den höchsten Ansprüchen gerecht wird. Die Ästhetik des Äußeren gilt eben in Frankreich immer noch als eine bestimmende Kategorie. Willkommen ist uns auch der kleine Tisch, Pseudo-Empire oder Pseudo-Louis-Seize, wer kann das schon wissen, den wir unter ein Dachfenster schieben, um von der durch die Frühlingssonne gespendeten Helligkeit zu profitieren. Wir haben immer etwas abzufassen, eilig hinzuwerfen oder schriftlich aufzuzeichnen und festzuhalten – Ansichtskarten, Briefe, Notizen, Gedankensplitter und Reisetagebücher. Il faut écrire comme tout le monde, so wie alle Welt muss man schreiben, wie es bei Voltaire heißt.
Das breite, Wohlgefühl ausstrahlende Doppelbett gewährt uns, nach den Mühen der Reise, eine erholsame Nestgeborgenheit in der ersten Nacht in Paris. Am nächsten Morgen gehen wir durch unsere übliche Routine, mit einem zärtlichen Kuss nach dem Aufstehen und der gemeinsamen Toilette im Badezimmer. Ruth pflegt sich gerne nackt und genießt meine Blicke auf den Perlenschmelz ihres Körpers. Jede Pore ihrer Haut, jede Faser und jede Ader ihres Leibes sind mir wohlvertraut und doch auch etwas Fremdem zugehörig, bei mir beheimatet und entrückt zugleich. Ruth ist ein Teil von mir und dennoch die unergründliche Andere. Die anderen müssen nicht immer die Hölle sein, aber unfassbar und ferne bleiben sie allemal. Gut möglich, dass Sartre seinen Aphorismus gleichfalls so meinte.
Auch die sinnende Philosophin des Seins mit ihren ontologischen Betrachtungen zum Tagesanbruch braucht Nahrung.


Wie und bis wann kann man sich für unsere Leserunde bewerben?


Schreibt uns warum ihr unser Buch gerne lesen würdet. Die Auslosung der Leserunde findet am Donnerstag, den 29. März 2018 statt - wir versenden die Bücher dann so schnell wie möglich und freuen uns auf eure Rezensionen.



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