So tot wie das Blut
Konnte mich leider gar nicht fesseln. Die Figuren waren allesamt blutleer, ob Mensch oder Vampir. Sie blieben mir so egal wie die Geschichte selbst. Laut Beschreibung erwartete ich eine Art Krimi, doch die ersten 50 Seiten waren so grotesk, dass ich mich fragte, ob dies eine Satire sein sollte. Leider war es aber doch ernst gemeint.
Es beginnt damit, dass ein Vampir in England die extrem gut erhaltene Mumie des mongolischen Suchbaartar Khan aus einem Museum stehlen lässt, da er überzeugt ist, dass es sich hierbei um einen Vampir handelt. Er hatte recht mit der Vermutung und praktischerweise erhebt sich der Tote nach 800 Jahren Schlaf sogleich, zusammen mit seiner Pferdemumie und Fledermausmumie. Weshalb er so lange schlief, man weiß es nicht. Weshalb er englisch spricht als er fragt “wo bin ich?”, bevor er einen englischen Museumswärter aussaugt, der als Erklärung für die Sprachkenntnisse dient - man weiß es nicht. Weshalb braucht sein untotes Pferd kein Blut - man weiß es nicht. Die Veränderungen der Welt zwischen dem heutigen England und seiner Mongolei vor 800 Jahren nimmt der Khan mit einer Gelassenheit, die jeden Leser neidisch machen könnte. Die Mumien ziehen also durch die Stadt, auch tagsüber, aber niemand wundert sich. Zufällig begegnet der Khan dem Menschen Neil, der ein Verhältnis mit der Schreckschauben-Vampirin Ela hat. Wieso mag Neil die Schreckschaube? Man weiß es nicht. Wieso ist Ela so sch…. drauf, man weiß es nicht. Will man das eigentlich überhaupt wissen? Ich weiß es nicht, denn bis dahin war ich schon total entnervt.
Die Idee mit einem mongolischen Vampir finde ich im Prinzip originell, doch leider erfährt man nicht viel mehr, als dass es in der Mongolei sehr sandig ist. Schade, denn eigentlich ist das Land für seine weiten Steppen, also Grasland, bekannt, wo sich der Khan und sein Pferd doch höchstwahrscheinlich aufgehalten haben (anstatt in der Wüste). Hätte mir gewünscht, mehr über dieses Leben zu erfahren und darüber, wie der Khan und seine Tiere zu Vampiren wurden.
Im weiteren Verlauf geht es aber auch mehr um den Biochemiker Neil, der herauszufinden versucht, woran in letzter Zeit Vampire sterben. Zeitgleich trainiert der Khan vampirisches Jungvolk. Nichts davon konnte mein Interesse wecken und ich habe mich wirklich durchquälen müssen, was umso schlimmer war, da das Buch statt der angegebenen 169 Seiten auf meinem Kindle 240 Seiten lang war. Auch die Auflösung des “Kriminalfalls” und eine Entdeckung zu Neils Herkunft konnten es nicht retten.
Positiv zu bemerken ist allerdings, dass da jemand sehr gut Korrektur gelesen hat. Und dass der Autorin jede Menge Handlung gelungen ist, ohne Romantik oder Erotik als Füllmaterial einzusetzen.
Mein Fazit: Es wimmelte von Logikfehlern, der Schreibstil war aber gar nicht so schlecht. An einigen Stellen wirkte es sogar recht professionell.Wären wenigstens den zwei Hauptprotas mehr Leben eingehaucht worden, hätte ich diesem (vermutlichen Erstlings-)werk 3 Sterne gegeben. Vampirfans kann ich dieses Buch nicht empfehlen. Insgesamt war dies eine meiner seltsamsten Lese-Erfahrungen und das tut mir Leid, denn hier hat jemand sehr viel Arbeit investiert.