Als ich den Klappentext zu diesem Buch gelesen habe, war ich mir sicher, dass dies ein Buch exakt für mich ist. Ich bin selber Lehrerin und hoffe, meinen Schülern ein bisschen davon mit auf den Weg zu geben, was auch Miss Hempel in ihren Schülern sieht.
Nachdem ich den etwas holprigen und abrupten Anfang in die Geschichte überwunden habe, kam ein Abschnitt des Buches, den ich wirklich sehr genossen habe. Ich mag den Umgang von Miss Hempel mit den Jugendlichen, ich mag, welche Gedanken sie sich macht und wie begeisterungsfähig sie ist.
Ihre Behandlung und Beschreibung des Romans „This Boy’s Life“ hat mich eben diesen auf meine Wunschliste setzen lassen.
Zitate wie diese hier habe ich geliebt:
„[Ms Hempel erklärt:] ‚Jeder tut als Kind interessante Dinge.’
‚Und schlechte Dinge – wie Toby“’
‚Und schlechte Dinge. Wie wir alle – auch wenn es nicht alle zugeben.’
Die Kinder warteten kurz, als müssten sie der Höflichkeit halber so tun, als verdauten sie die Information erst.
‚Haben Sie schlechte Dinge getan, Ms Hempel?’
Das hätte sie kommen sehen müssen.
‚Nun. Denkt logisch. schließt mich mit ein, oder nicht?’
_Gierig beugten sich die Kinder vor: ‚Welche schlechten Dinge denn?’ Die Hinterbeine ihrer Stühle hoben sich.“ (S. 50)
Doch Miss Hempel unterstützt nicht nur die Jugendlichen im Erwachsenwerden, sondern muss sich auch selber noch damit auseinander setzen. Und genauso wie Miss Hempel schwebt auch die Handlung – wenn man denn überhaupt von einer solchen sprechen kann – in der Luft: es war mir oft unklar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln sollte und würde. Die unterschiedlichsten Themen wurden angesprochen und dies zumindest für mein Dafürhalten zu zusammenhangslos. Einige Themen haben mich kaum bis gar nicht interessiert.
Vielleicht habe ich das Buch auch nicht in seiner vollen Komplexität verstanden, denn es ist doch mehr „höhere Literatur“ als ich sonst lese.
Im Großen und Ganzen stehe ich dem Buch nach dem Lesen sehr zwiegespalten gegenüber: In den Passagen, in denen es um die Lehrerin Miss Hempel und ihr Verhältnis zu ihren Schülern ging, habe ich das Buch förmlich in mich aufgesogen, musste schmunzeln und habe einmal fast meine Haltestelle in der Bahn verpasst. Der Rest des Buches konnte mich allerdings so gar nicht begeistern und hat mich streckenweise sogar gelangweilt. Und so vergebe ich 5 von 10 Sternen.