Sarah Spiekermann

 4,6 Sterne bei 5 Bewertungen
Autor*in von Digitale Ethik.

Lebenslauf

Sarah Spiekermann ist Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU-Wien), wo sie dem Institut für BWL und Wirtschaftsinformatik vorsteht und 2016 das „Privacy and Sustainable Computing Lab“ gegründet hat. Ihre berufliche Karriere begann beim Silicon-Valley-Unternehmen Openwave Systems, von wo aus sie zur Strategieberatung A.T. Kearney wechselte. Danach leitete sie das Forschungszentrum Internetökonomie an der Humboldt Universität Berlin. Sarah Spiekermann hat sich aufgrund ihrer langjährigen Forschungen zu einer profilierten Kritikerin der IT-Branche und ihres Menschenbildes entwickelt. Im Sommer 2016 ist sie von dem weltweit größten und ältesten Ingenieursverband IEEE damit betraut worden, den historisch ersten Standardisierungsprozess zu leiten, der sich mit ethischer Technikgestaltung beschäftigt. Sarah Spiekermann ist eine vielgefragte Keynote-Speakerin und Gesprächspartnerin der Medien; für das Handelsblatt schreibt sie die Kolumne "Homo Oeconomicus".

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sarah Spiekermann

Cover des Buches Digitale Ethik (ISBN: 9783426301470)

Digitale Ethik

 (5)
Erschienen am 01.09.2021

Neue Rezensionen zu Sarah Spiekermann

Cover des Buches Digitale Ethik (ISBN: 9783426301470)
S

Rezension zu "Digitale Ethik" von Sarah Spiekermann

Technik- und gesellschaftskritische Auseinandersetzung
Sternenstaeubchenvor 3 Jahren

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer Pandemie greift die Digitalisierung in immer weitere Felder unserer Wirtschaft, aber auch unseres Lebens ein. Da wäre es gut, sich darauf „verlassen“ zu können, wenn dies zum Nutzen der Menschheit erfolgte.

 

Wir leben in einer Welt, in der Technik eine immer größere Rolle spielt: von Online-Shops (naja, besser schon Portale, quasi die Einkaufscenter des Digitalen) über Dating-Apps, Videokonferenzen, „Soziale Medien“ bis zum Kühlschrank, der KI-basiert den Joghurt in nicht allzu ferner Zukunft selbst bestellen wird. Dass das was mit unserem Leben macht, ist klar, aber dadurch ändern sich ja auch unsere Vorstellungen von „Moral“, Ethik, Werten … wo wird das denn mal thematisiert? Nun, zumindest in Sarah Spiekermanns Buch: Hier geht es um genau jene evtl. negativen Folgen. Und die haben manche „da draußen“ schon erleben müssen, angefangen bei Respektlosigkeit, zunehmender Verrohung, Egoismus („Ich-Haftigkeit“ wäre wohl noch treffender: jeder glaubt, seine Bedürfnisse stünden über denen aller anderen und das sogar berechtigt), „Hüllen-Dasein“ (ein bisschen wie in Science-Fiction filmen, in denen Avatare unser Leben leben, befeuert durch Social Media, wo es ausschließlich um Darstellung geht – Authentizität? Fehlanzeige) und das sind nur einige. Beim Erkennen dieser nennen wir es „Fehlstellungen“ hilft das Buch in erster Linie. In zweiter auch dabei, sich zu „wehren“. Spiekermann zeigt auf, wo wir uns aus Bequemlichkeit Entscheidungen abnehmen lassen. Doch in dem Moment, wo wir das akzeptieren, berauben wir uns selbst unserer Freiheiten, der Fähigkeit, auf Neues offen zuzugehen (und das ist in gesellschaftlicher Hinsicht sicher ein großes Problem unserer Zeit, das auch andere Probleme zu erklären vermag). Statt dessen plädiert Spiekermann für eine Technik, die uns (wieder) dient – und nicht umgekehrt – sowie für eine Ethik, die dem Umstand zugrunde liegen müsste. 

 

Wer nun glaubt: Sperriges Thema, lieber nicht lesen, irrt. Zum einen ist das Buch durchaus gut lesbar und zum anderen spricht es schlicht wichtige Themen bzw. Fragen an. Warum lassen wir uns von IT-Konzernen auf Umwegen zu deren Spielbällen machen? Was machen wir denn mit der durch Technik „gewonnen Zeit“ und geht ein Essenslieferdienst nicht auch auf irgendjemandes Kosten? Sollten wir nicht lieber zu steuern versuchen als uns rumschubsen zu lassen? Vielleicht ist das ja auch der Punkt, den andere Vordenker mit „mangelnden Visionen“ thematisieren? Dass ausgerechnet eine Wirtschaftsinformatikerin diese Fragen und potentielle Antwort aufwirft, spricht schon eine deutliche Sprache und verdeutlicht, dass nicht einmal mehr die, die Technik schaffen, sie ohne Wenn und Aber als positiv empfinden. Dabei bleibt Spiekermann immer konstruktiv, auch wenn sie techni- und gesellschaftskritisch argumentiert. Alle, die sich ohnehin schon (kritisch) mit derartigen Themen befassen, werden sich bestätigt fühlen bzw. abklopfen können, wie richtig sie mit ihren Einschätzungen liegen; Thema-Einsteiger werden gute Einblicke erhalten; allen gemeinsam dürfte sein, dass sie sich nicht mit Lippenbekenntnissen abfinden sollten und selbst zu denken auf jeden Fall wertvoll ist. Insofern kann man der Süddeutschen Zeitung, die sagt, das Buch sei Pflichtlektüre, eigentlich nur beipflichten – wenngleich es auch (kleine) Schwachstellen hat, z. B. da wo auch Spiekermann der Selbstdarstellung (bzw. kleinen „Werbeblöcken“) nicht vollständig zu widerstehen vermag.

Cover des Buches Digitale Ethik (ISBN: 9783426277362)
Sikals avatar

Rezension zu "Digitale Ethik" von Sarah Spiekermann

Was macht die Digitalisierung mit uns und unserem Leben?
Sikalvor 4 Jahren

Die Digitalisierung bringt uns alle auf dem ersten Blick viele Vorteile – soziale Netzwerke, Videotelefonie oder einen ungeheuren Wissenszugang. Aber haben diese positiven Aspekte der Digitalisierung auch eine Kehrseite? Und wenn ja, was machen die negativen Werte der neuen Technologien mit uns?

 

Oberflächlichkeit oder Respektlosigkeit sind nur zwei (und bestimmt nicht die bedeutsamsten) Schattenseiten, die wir hier finden. Sucht, Vertrauensverlust bis hin zu Persönlichkeitsverlust finden wir leider ebenfalls auf dieser Seite der Digitalisierung. Und wie sich bei anderen Süchten auch zeigt, will man diese bis zuletzt nicht wahrhaben. Um diesen Aspekten der immer schneller voranschreitenden Digitalisierung entgegen zu wirken, bedarf es zu allererst, diese auch zu erkennen.

 

Sarah Spiekermann war diesen negativen Werten selbst über Jahre hinweg ausgesetzt – sie weiß also wovon sie spricht. Und das merkt man.

 

Das Buch ist ausgesprochen kurzweilig. Es mit einem Krimi zu vergleichen wäre zwar falsch, aber das es sich immerhin ausgesprochen flüssig liest und durchgängig eine Spannung erzeugt, kommt einem Krimi schon sehr nahe. Als Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Wirtschaftsuniversität Wien scheint jemand, der positive Werte wie Zufriedenheit, Gemeinschaft oder sogar Hoffnung vermitteln möchte, nicht authentisch zu sein.

 

Aber ist es wirklich so, dass die voranschreitende Digitalisierung uns immer noch schneller, noch reicher oder noch effizienter machen muss? Kann es nicht Hand in Hand gehen, schneller zu werden und dennoch zufriedener zu sein? Können wir nicht gelichzeitig ein gemeinschaftliches Denken entwickeln und effizienter werden? Wer sagt, dass das eine das andere ausschließt?

 

Die Autorin führt uns anhand eines Beispiels aus der Wirtschaft durch die Höhen und Tiefen des Wertesystems und gelichzeitig durch ein Buch, welches eine Digitale Ethik in den Vordergrund stellt, von der viele noch nicht wissen, dass es diese überhaupt gibt. Und sie macht sich stark dafür, dass sich ein positives Wertesystem in der Entwicklung und im Umgang mit digitalen Technologien verbreitet und festigt – wo sonst könnte sie das besser machen als an einer Wirtschaftsuniversität?

 

Gerne vergebe ich für dieses aufschlussreiche Buch 5 Sterne.

Cover des Buches Digitale Ethik (ISBN: 9783426277362)
M

Rezension zu "Digitale Ethik" von Sarah Spiekermann

Für eine aktive Gestaltung der „Macht“ in der digitalen Welt
M.Lehmann-Papevor 5 Jahren

Für eine aktive Gestaltung der „Macht“ in der digitalen Welt

Die entscheidende Frage, nicht nur für Sarah Spiekermann, sondern was das Thema der Digitalisierung an sich angeht, ist am Ende jene, die Spiekermann treffend formuliert:

Eine Vision davon zu erhalten, „wie wir die Kräfte der Digitalisierung nutzen können, um uns zu stärken, statt zu schwächen“.

Denn unbestritten ist ja die Gefahr einer umfassenden Digitalisierung unter immer stärker sich entfaltender KI, die „Macht über Entscheidungen“ mehr und mehr Algorithmen anzuvertrauen, mit der dazu gehörenden Gefahr, dies gar in weiten Teilen unkontrolliert geschehen zu lassen. Mit dem ebenso klar formulierten Ziel der Autorin, keine „ethischen Feigenblätter“ pro forma zu diskutieren, sondern eindeutig und faktisch in Richtung einer „Eudamonias“, eines guten und „wertvolleren“ Lebens als aktuell absehbar entgegen zu gehen.

Wofür sich, in den Augen Spiekermanns, nicht nur wünschenswerter-, sondern notwendigerweise alle kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und technischen Kräfte der Gesellschaften verbinden sollten. Denn noch wäre Zeit, all dies vorzudenken und damit vorzubereiten.

Anhand klarer und eingängiger praktischer Beispiele (z.B. eines Lieferdienstes oder auch der „Datenkraken“, die umfassend Daten erheben und sammeln, um Menschen (aktuell schon nicht nur im Marketing, sondern auch im Wahlverhalten und anderen wichtigen Momenten des Lebens zu lenken) dekliniert Spiekermann im Anschluss im Buch die zentralen Fragestellungen und Bedingungen durch, die Digitalisierung (nicht nur, was die Lieferung von Essen angeht natürlich), „im Griff“ zu halten.

Dass dazu als Ziel und Voraussetzung zugleich zentral eine „Wertebewusstsein“ vorhanden sein muss, dass auf möglichst breite Zustimmung stößt, dass klare Werte-Ziele definiert sein sollten und das hier vor allem und nicht zuletzt auch der Bereich der „privaten Gewohnheiten“ intensiv reflektiert und verändert werden müssen, das erschließt sich fundiert und überzeugend durchweg aus der Lektüre der einzelnen Schritte im Buch.

Was im Gesamten dann, im Buch selbst gar nicht als letztes genannt und doch das eigentliche Ziel sicherlich, in den Dienst einer „positiven Freiheit im digitalen Zeitalter“ tritt. Denn, und das ist wichtig bei der Lektüre, Spiekermann nimmt nicht allein die Rolle eines advocatus diaboli ein, sondern hat durchaus in positiver und konstruktiver Weise die immensen Möglichkeiten zur „Verbesserung des Lebens“ jederzeit im Blick, die sie im besten Sinne allerdings scharf abgrenzt von rein pekuniären Interessen weniger „Global Player“ und der Bequemlichkeit des „normalen Menschen“, sich eher weniger mit den Wogen zu beschäftigen, die digital auf die Gesellschaften zurollen.

Zu „sehen was ist“ im eigenen und im allgemeinen Leben ist dabei der analytische Schritt, den Spiekermann vorschlägt, anleitet und vor Augen führt, um dann in einem zweiten Schritt wichtige Werte zu klären und zu schärfen und das eigene, aber auch das gesellschaftliche Verhalten, in Richtung dieser Werte konsequent auszurichten.

So das am Ende das „menschliche bewahrt wird“ und die Technik „Diener des Menschen“ bleibt, statt sich in „transhumanen“ Gedankenspielen nicht nur einer Technik, sondern auch eines „Menschen 4.0“ voran zu bewegen.

Eine wichtige Lektüre für das eigene Denken, für eine reflektierte Prüfung dessen was man „meint zu wissen“ und eine konzentrierte Begegnung der vielfachen und sich rasant steigernden technischen Möglichkeiten der Gegenwart und der nahen Zukunft.

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 10 Bibliotheken

auf 2 Merkzettel

Worüber schreibt Sarah Spiekermann?

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks