Cover des Buches Als Gott ein Kaninchen war (ISBN: 9783442377626)
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Rezension zu Als Gott ein Kaninchen war von Sarah Winman

Keine große Geschichte, aber ein großartiges Buch

von Zen-Cola vor 10 Jahren

Rezension

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Zen-Colavor 10 Jahren
Das hier ist Ellys Geschichte. Vom Aufwachsen im England der späten 60er, Seite an Seite mit ihrem Bruder, ihren Eltern, mit ihrem Nachbarn, mit ihrer wirren Freundin Jenny Penny und ihrem Kaninchen namens Gott. Und eine Geschichte vom Aufgewachsensein (1995+), von kleinen Freuden, einer kleinen Pension, Verlust und Liebe, Traurigkeit und Desorientiertheit, den unterschiedlichsten Erfahrungen und Lebenswegen, Entgleisungen, Tragödien, vom Altern, von Momenten voller Hoffnung und Schönheit ... eine wunderbare und -volle, kleine Geschichte, die anziehend und überzeugend ist, ohne dabei besonders aufwändig gestrickt zu sein. Vielmehr kommt und geht sie fast ein bisschen beiläufig, erzählt große Teile eines Lebens und hinterlässt dabei so einiges ...

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive (Elly) im Präteritum; vereinzelt werden dazu Briefe eingebunden.

Was man »Als Gott ein Kaninchen war« ankreiden könnte, ist - wie bereits geschrieben -, dass der Roman keinen konkreten Plot aufweist, also auch eher weniger so etwas wie einen wirklichen Höhepunkt. Außerdem greift die Autorin gerade im letzten Drittel zu Rahmen für die Geschichte und Handlung, die etwas pathetisch sind. Das war es dann aber auch schon an Kritik.

Die löbliche Seite ließe sich weitaus länger und ausgiebiger schildern. Hier nur die Kurzfassung. Optisch ist der Roman sehr schick aufgemacht: ein schickes Cover und ein ebenso schickes Schriftbild. Und inhaltlich ... gibt es eine sympathische Protagonistin und einen riesigen Haufen an allerlei anderen ebenso sympathischen - teils etwas wirren - und gut ausgearbeiteten Figuren. Angemerkt: die Autorin greift zwar dann und wann zu Klischee-Versatzstücken, schafft daraus aber ganz eigene Figuren; Figuren mit Charme und Substanz, von denen ich sehr gerne las. Dazu gibt es wunderbar ausgewählte Momentaufnahmen; berührende Szenen. Das alles ist schon recht hübsch zu lesen, ist dazu aber noch in eine sehr, sehr schöne, verspielte, aber nicht gekünstelte Sprache gehüllt. Leicht und angenehm zu lesen, aber häufig mit Raum zum Entdecken kleiner Sprachperlen. Von Traurigkeit über Witz zu Hach-wie-schön-Momenten.
Über dem ganzen Buch liegt irgendwie eine sehr starke Atmosphäre, die ich nicht beschreiben und gut in Worte fassen kann, die auf mich aber wirkte wie ein sepiafarbener Film.

Fazit: ein Buch, das inhaltlich zwar die eine oder andere kleine Länge aufweist, da nicht wirklich wahnsinnig viel passiert; aber auch ein Buch, das diese Längen problemlos durch seine Figuren, Atmosphäre und Sprache ausgleichen kann.

Für Liebhaber langsamerer Bücher eine absolute Empfehlung!
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