Cover des Buches Als Gott ein Kaninchen war (ISBN: 9783809026129)
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Rezension zu Als Gott ein Kaninchen war von Sarah Winman

Rezension zu "Als Gott ein Kaninchen war" von Sarah Winman

von rumble-bee vor 12 Jahren

Rezension

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rumble-beevor 12 Jahren
Ich hatte mich so gefreut auf dieses Buch! Mal ganz abgesehen von der wirklich hübschen Aufmachung, ließ mich der Klappentext auf eine spannende Schwester-/Bruder-Geschichte hoffen, die sich durch ein ganzes Leben zieht. Und auf das Kaninchen freute ich mich selbstredend auch. Doch diese Erwartung wurde höchstens im Ansatz erfüllt. Ich kann das ganze Buch nur als überaus "bemüht" beschreiben, ich empfand die Lektüre oft als anstrengend, im letzten Drittel sogar als quälend. Dabei möchte ich noch nicht einmal sagen, dass die Autorin "schlecht" geschrieben hat - doch was mir hier vorliegt, hat mich einfach nicht erreicht. Ich kann nur raten, was die Dame sich beim Schreiben gedacht hat - konsequent oder überzeugend ausgeführt hat sie es jedenfalls nicht. Mir scheint, sie hat zu viele moderne amerikanische sogenannte "Klassiker" gelesen, die zu Unrecht zu Kultbüchern ausgerufen wurden. Bei diesen Werken, beispielsweise einem J. R. Moehringer oder - sorry! - einem Jonathan Safran Foer kann ich die vielfach beschworene Größe einfach nicht entdecken. Auch diese Bücher empfand ich als überaus quälend, und einfach nur sterbenslangweilig. Man nehme möglichst viel skurrile Personen, zahlreiche Episoden, die nicht näher miteinander verknüpft zu sein brauchen, springe fleißig in der Zeit hin und her - und fertig ist ein gutes Buch? Bei mir leider nicht. Den Klappentext empfinde ich im Nachhinein regelrecht als Ärgernis. Denn er entspricht auch nicht im Ansatz dem, was ich dann vorfand. Nur ganz zu Anfang des Buches, und ganz gegen Ende, geht es vertieft um Elly und ihren Bruder Joe. Zwischendrin kommt dann so viel, ja, zu viel Anderes. Mal auf diese, mal auf jene Person wird der Scheinwerfer der Aufmerksamkeit gelenkt, alles taucht auf, und verschwindet dann auch wieder. Ich kann leider keinen roten Faden erkennen. Selbst das Kaninchen aus dem Titel führt im Buch nur die Existenz eines Streiflichts! Ärgerlich! Besonders frustriert war ich von der zu Beginn so mystifizierten Beziehung zu der Jugendfreundin "Jenny Penny", deren Namen ich als ausgesprochen künstlich empfand. Die Beziehung versandet über das Buch hinweg einfach, und wird für mich nicht logisch gelöst. Die Stirne gerunzelt habe ich auch ob der Tatsache, dass hier die Sexualität in allen möglichen Spielarten vorkommt. Wohlgemerkt, ich habe nichts dagegen, in welcher Weise auch immer jemand sich sexuell ausdrückt! Aber das hier war einfach zu viel des Guten; ich kann beim besten Willen nicht annehmen, dass sich all das in einer Familie ereignet haben soll. Dann hätte man das Buch gleich zu einer Groteske oder Satire machen sollen. Die Hauptperson Elly kam mir auch überhaupt nicht nahe. Sie fungiert das ganze Buch über mehr oder weniger als Kamera, sie beschreibt eine Unmenge an Schnipseln, die sie erlebt haben will. Aber ihre Gefühle, ihre ureigene Persönlichkeit teilte sich mir überhaupt nicht mit. Zudem fand ich den Sprung von 20 Jahren, von 1968 in die 90er Jahre hinein, erzähltechnisch nicht nachvollziehbar. Danach geht alles in der gleichen quälenden Schreibweise weiter wie zuvor. Und mir bleibt einfach schleierhaft, was Elly mit ihrem Leben in der Zwischenzeit gemacht hat. Sie beschreibt es jedenfalls nicht. Und ich habe auch nicht verstanden, warum ihr Leben "verpfuscht" sein soll. Nein, dieses Buch hat für mich einfach keinen greifbaren Kern, nichts, was sich mir als Botschaft oder Sinn erschlossen hätte. Ich würde der Autorin zwei mögliche Ratschläge mit auf den Weg geben wollen. Erstens: Sie sollte sich vielleicht lieber an Kurzformen versuchen, ähnlich einer Alice Munro. Dann wäre die poetische Ziellosigkeit, die dieses Buch kennzeichnete, leichter zu ertragen. Zweite Möglichkeit: Sie könnte sich auch an Gedichten versuchen, denn Spuren davon finden sich in ihrer Sprache durchaus. Kurze oder mittellange Gedichte, die dann zwar jeder mag, aber keiner versteht. Das könnte sie sicher gut.
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