Sari Nusseibeh

 4,6 Sterne bei 9 Bewertungen

Lebenslauf

Sari Nusseibeh, geboren 1949 in Damaskus (Syrien), studierte Islamische Philosophie in Oxford und an der Harvard University. Er ist Mitbegründer der Friedensinitiative Peoples’ Campaign for Peace and Democracy und war bis 2014 Präsident der al-Quds-Universität in Jerusalem.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sari Nusseibeh

Cover des Buches Es war einmal ein Land (ISBN: 9783518460863)

Es war einmal ein Land

 (8)
Erschienen am 21.09.2009
Cover des Buches Ein Staat für Palästina? (ISBN: 9783888977527)

Ein Staat für Palästina?

 (1)
Erschienen am 16.02.2012

Neue Rezensionen zu Sari Nusseibeh

Cover des Buches Ein Staat für Palästina? (ISBN: 9783888977527)
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Rezension zu "Ein Staat für Palästina?" von Sari Nusseibeh

Rezension zu "Ein Staat für Palästina?" von Sari Nusseibeh
WinfriedStanzickvor 12 Jahren

Zu der 2008 ebenfalls bei Kunstmann erschienenen Autobiografie des palästinensischen Philosophen Sari Nusseibeh „Es war einmal ein Land“ schrieb der jüdische Publizist Leon Wieseltier damals in der New York Times Book Review:
„Ein zutiefst bewundernswertes Buch eines zutiefst bewundernswerten Mannes. Sari Nusseibehs herausragende Qualitäten, sein Entwurf eines liberalen Nationalismus, sein Eintreten für Gewaltlosigkeit inmitten des Terrors, seine Humanität in einem inhumanen Konflikt sind etwas, was einen verzweifeln lassen könnte, weil es so selten ist.“

Und die deutsche ZEIT formulierte: „Sari Nusseibeh arbeitet Pläne aus, provoziert mit für unmöglich gehaltenen Konzepten und bleibt abseits von jeder Partei und jedem fixen ideologischen Standpunkt. Genau dies, die Frische der immer neu zu bestimmenden Wahrheit, macht seine Radikalität aus.“

Es ist deshalb nicht zu erstaunlich, dass seine Vorschläge und Gedanken vorzugsweise bei liberalen Juden in Israel und in der jüdischen Öffentlichkeit vor allem in den USA viel Gehör finden, er jedoch bei seinen eigenen Landsleuten mit viel Skepsis betrachtet wird. Selbst früher den PLO –Leitungsgremien angehörend, sprach er sich während der zweite Intifada gegen die herrschende Meinung aus, begann Selbstmordattentate zu verurteilen und einen demilitarisierten palästinensischen Staat zu fordern.

Davon ist er nun in seinem neuen Buch abgerückt, Er glaubt nicht mehr an die Verwirklichung einer Zwei-Staaten-Lösung und lässt doch nicht los, mit innovativen und radikalen Vorschlägen etwas zu tun für die Menschen in den besetzten Gebieten. Er lässt die Debatte der letzten Jahrzehnte um einen eigenen Staat für die Palästinenser Revue passieren und erteilt am Ende dieser Idee eine endgültige historische Absage. Man müsse sich, so sagt er, die existentiellen Fragen neu stellen, wenn ein historisches Projekt offensichtlich an sein Ende gelangt sei.

Und dann macht er einen ernst gemeinten Vorschlag, dessen Realisierung er zwar für unmöglich hält, mit dessen Formulierung er aber Bewegung in eine absolut festgefahrene Debatte bringen möchte:
„Als Gedankenexperiment möchte ich eine Maßnahme vorschlagen, die so anstößig ist, dass sie zu ihrer eigenen Aufhebung führen könnte (...) In diesem Sinne und als eine Möglichkeit , über den scheinbar nicht zu überwindenden Status Quo hinauszugelangen, schlage ich vor, dass Israel die besetzten Gebiete offiziell annektiert, die Palästinenser in dem so vergrößerten Staat Israel akzeptieren, dass dieser Staat jüdisch bleibt, und sie im Gegenzug sämtliche bürgerlichen, wenn auch nicht politischen Rechte erhalten.“

Es ist ein gewagtes Experiment, das mit Sicherheit von allen Seiten zunächst einmal in Bausch und Bogen verdammt werden wird. Aber das war schon früher mit intelligenten Vorschlägen so. Und doch ist oft etwas von der ursprünglichen Idee in den historischen Prozess durchgesickert und hat zu positiven Veränderungen geführt. Ich denke in diesen Zusammenhängen oft an die 1965 erschienene „Ostdenkschrift der EKD“, die damals geradezu verrissen wurde. Und was haben wir heute?

Auch Nusseibeh denkt in langen Zeiträumen. Mit seinem provokanten Buch jedoch möchte er sehr aktuell die Debatte neu entfachen. Es ist bewundernswert, wie einer seine gewaltfreie Hoffung für eine mögliche „Zivilgesellschaft in Nahost“ nicht aufgibt. Einen hohen Stellenwert räumt er der Bildung der palästinensischen Jugend ein. Er mahnt und hofft zugleich, wenn er am Ende seines Buches schreibt: „Woran es jedoch noch fehlt, eine Aufgabe, die noch bevorsteht, ist, die Menschen an ihre eigenen Kräfte zu
erinnern: die Bildung zu einem Instrument zu machen, mit dessen Hilfe die palästinensische Jugend erkennt, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen kann. Wie dies aussehen könnte, dass es auch tatsächlich geschieht und sich in der Konsequenz das palästinensische Schicksal, von Palästinensern gestaltet, zu entfalten beginnt – daran müssen die kommenden Generationen arbeiten“

Vielleicht wird man viel später einmal sagen, das hier vorliegende Buch habe damals eine entscheidende Weichenstellung im Denken über den alten Konflikt eingeleitet. Heftig umstritten sei es gewesen, habe aber endlich zu einem neuen Denken geführt. Und nun sei das gemeinsame Land zwar nicht mehr ohne Konflikte, wie auch, aber es herrsche so etwas wie Frieden und keiner schieße mehr auf den anderen. Utopie ?
Hoffentlich nicht.

Cover des Buches Es war einmal ein Land (ISBN: 9783888975103)
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Rezension zu "Es war einmal ein Land" von Sari Nusseibeh

Rezension zu "Es war einmal ein Land" von Sari Nusseibeh
Tresckowvor 15 Jahren

Der Autor Sari Nusseibeh stammt aus einer alten arabischen Familie ab, die Ihre Abkunft bis fast in die Zeit des Propheten Mohammed zurückverfolgen kann. Dies gibt ihm offensichtlich das Selbstvertrauen und die Charakterstärke sowohl auf die Israelische Machtausübung als auch die Palästinensichen Unzulänglichkeiten mit Gelassenheit und Humor zu reagieren. Angesichts der aktuellen Bilder fragt man sich natürlich, ob das die angemessen Reaktion auf den Konflikt dieser beiden Völker, die sich jetzt schon über 80 Jahre mehr oder weniger mörderisch um diesen kleinen Zipfel Land streiten. Desto mehr ich in der Autobiographie Nusseibehs lese, desto stärker bin ich der Meinung, dass das der einzige Ansatz ist, den Konflikt in neue Bahnen zu lenken. Verständnis für die andere Seite aufzubringen ohne die eigenen Interessen und Verwundungen zu vergessen. An der Empathie für den "anderen" mangelt es aber auf beiden Seiten. Nusseibeh gibt immer wieder Beispiele wie man sich mit intelligenten und friedlichen Mitteln gegen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit wehren kann. Leider sind auf beiden Seiten Menschen mit dem Hang zu einfachen militärischen Lösungen an den Schalthebln der Macht. Ein Mann wie Nusseibeh könnte an der richtigen Stelle den Unterschied machen. Ich bin zwar schon Ende der 90er angelangt und bekomme gerade sehr anschaulich in Erinenrung gerufen wie der Friedensprozeß zu einem traurigen Ende kam und welch unrühmliche Rolle die Hamas aber auch heute Verantwortliche wie Barak dabei gespielt haben.

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