Sarit Yishai-Levi

 4,5 Sterne bei 49 Bewertungen

Lebenslauf

Sarit Yishai-Levi wurde 1947 in Jerusalem in eine seit Generationen dort ansässige sephardische Familie geboren. Sie studierte im Nissan Nativ Acting Studio und an der Tel Aviv Universität. Sie war als Schauspielerin, Journalistin, Korrespondentin und Moderatorin tätig. Nach vier Sachbüchern eroberte sie mit ihrem ersten Roman „Die Schönheitskönigin von Jerusalem“ die israelischen Bestsellerlisten.

Alle Bücher von Sarit Yishai-Levi

Cover des Buches Die Schönheitskönigin von Jerusalem (ISBN: 9783746633459)

Die Schönheitskönigin von Jerusalem

 (45)
Erschienen am 18.08.2017
Cover des Buches Das Meeresblau von Tel Aviv (ISBN: 9783351038229)

Das Meeresblau von Tel Aviv

 (4)
Erschienen am 15.03.2021

Neue Rezensionen zu Sarit Yishai-Levi

Cover des Buches Das Meeresblau von Tel Aviv (ISBN: 9783351038229)
Dreamworxs avatar

Rezension zu "Das Meeresblau von Tel Aviv" von Sarit Yishai-Levi

Wenn die Vergangenheit das Leben bestimmt
Dreamworxvor 3 Jahren

Elija ist mit einem berühmten Schriftsteller verheiratet, der momentan in Paris weilt. Da sie immer schon nach Paris wollte, steigt sie in Tel Aviv ins Flugzeug, um ihren Mann in der französischen Metropole zu besuchen. Doch die Freude auf das Wiedersehen weicht schnell der schmerzlichen Ernüchterung, denn der Schuft hat sie durch eine andere ersetzt. Zurück in Israel nistet sich Elija bei ihren Eltern ein, um sich dort trösten zu lassen. Doch gerade ihre Mutter Lily ist nur zu wenigen Gefühlsregungen fähig, was Elija dazu veranlasst, in der Vergangenheit ihrer Familie zu bohren. Ans Licht kommt die traurige Geschichte eines Kindes, das seine Mutter niemals kennenlernte. Elijas Tatendrang ist geweckt und sie macht sich auf, ihre Großmutter Rachel zu finden…

Sarit Yishai-Levi hat nach ihrem erfolgreichen Debütroman „Die Schönheitskönigin von Jerusalem“ ihren zweiten Roman „Das Meeresblau von Tel Aviv“ vorgelegt. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch und wurden nicht enttäuscht. Mit flüssigem, gefühlvollem und teils melancholischem Erzählstil webt die Autorin eine tiefgründige Geschichte über den Schmerz des Verlassenwerdens, ob durch einen Ehemann oder die eigene Mutter. Während Elija durch ihren Ehemann verletzt und sitzengelassen wurde, ist es gerade die Geschichte ihrer Mutter Lilly, die den Leser anrührt. Als Baby von der eigenen Mutter ausgesetzt, hat sie nie das Band der Mutterliebe erfahren. Vielleicht rührt gerade daher ihre Distanz zur eigenen Tochter Elija, die mit Lillys unterkühlter Art aufgewachsen ist. Interessant ist vor allem, dass Elija das distanzierte Wesen ihrer Mutter nicht übernommen hat, sondern wohltuend gefühlvoll wie verständnisvoll wirkt, aber auch neugierig auf ihre eigene Familiengeschichte ist und sich dem Projekt widmet, so viel wie möglich herauszufinden, vor allem aber ihre Großmutter aufzuspüren, um die näheren Umstände von damals zu erfahren. Levi versteht es auf besondere Art, dem Leser einen guten Einblick in jüdische Traditionen und Werte sowie in das tägliche Leben in Tel Aviv zu vermitteln, während sie ihre Handlung webt. Auch in dieser Geschichte spielt das Judentum dabei wieder eine große Rolle.

Die Charaktere sind realistisch gezeichnet und in Szene gesetzt, menschliche Eigenheiten machen sie für den Leser nahbar, so dass er sich voller Neugier an ihre Fersen heftet, um gemeinsam mit Elija die Vergangenheit ihrer Mutter auszugraben. Elija ist eine impulsive Frau, die ins Elternnest kriecht, um ihre Wunden zu lecken, die ihr untreuer Ehemann ihr zugefügt hat. Die fehlende Wärme ihrer Mutter lässt Elija nicht kalt, sondern spornt sie an, endlich den Grund dafür herauszufinden. Lilly ist eine kontrollierte Frau, die nach außen gefühlskalt wirkt, jedoch im Innern total unsicher ist. Sie hat eine Mauer um sich errichtet, um nicht mehr verletzt zu werden, zu tief sind die Wunden aus ihrer Vergangenheit. Deshalb ist sie auch nicht fähig, Elija Wärme und Verständnis entgegen zu bringen.

„Das Meeresblau von Tel Aviv“ ist eine Familiengeschichte voller unterdrückter Gefühle, Missverständnisse und Geheimnissen. Während im Hintergrund das Tel Aviver Leben pulsiert, geht es drei Frauen und deren Aufarbeitung der Vergangenheit. Unterhaltsam, spannend und voller Gefühl. Verdiente Leseempfehlung!

Cover des Buches Die Schönheitskönigin von Jerusalem (ISBN: 9783351036317)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Die Schönheitskönigin von Jerusalem" von Sarit Yishai-Levi

Eine anspruchsvolle Lektüre
Bellis-Perennisvor 3 Jahren

Dieser Roman, der in Jerusalem angesiedelt ist und die vier Generationen von Frauen in der Zeit ab 1920  umfasst, braucht Leserinnen, die sich auf diese komplexe Familiengeschichte einlassen. 

Wie es im Judentum üblich ist, suchen die Eltern den jeweiligen Ehepartner für ihre Kinder aus. Gegenseitiges Kennenlernen vor der Ehe oder gar Zuneigung spielen keine Rolle, sondern Abstammung (hier Aschkenasen, dort Sepharden) sowie das entsprechen Vermögen. So kommt es, dass vor allem die Frauen in unglücklichen Ehen gefangen sind, während Männer sich ungestraft Geliebte nehmen können. Und so kommt es, dass unglückliche Mütter unglückliche Söhne und Schwiegertöchter produzieren - sie kennen einfach nichts anderes. Das Durchbrechen alter Traditionen ist im jüdischen Leben nicht vorgesehen. Allerdings, wie das Beispiel von Luna (der Titelgebenden Schönheit) zeigt, ist ein selbst gewählter Ehemann auch kein Garant für eine gute Ehe. 

Doch zurück zum Roman: 

Das Drama beginnt, als sich Gabriel Ermoza auf den ersten Blick in eine aschkenasische Frau verliebt. Eine Liebe, die in den Augen seiner strenggläubigen Mutter Merkads nicht sein darf, weil die Ermozas sephardische (also spanische Juden) sind. Deshalb wird der gebildete und empfindsame Gabriel mit Rosa, einem einfachen Mädchen verheiratet. Recht schnell wird klar, dass die „Bestrafung“ Gabriels auch Merkada trifft. Denn bis zu ihrem Tod kann sie Rosa nicht ausstehen und macht ihr das Leben zur Hölle. 

Dieser Konflikt wird in die nächste Generation weitergegeben. Rosa ist kaum fähig, Gefühle für ihre Töchter aufzubringen. Gabriel kümmert sich nur um den Delikatessenladen und ignoriert Rosa einfach. Nach wie vor spukt seine große Liebe in seinem Kopf herum.  

Dieser Lebensmittelladen ist neben Reihe der unglücklichen Frauen Merkada - Rosa - Luna - Gabriela, der rote Faden dieses Romans. Die Ermozas sind eine stolze und schwierige Familie. Über Gefühle wird kaum gesprochen, Probleme schweigt man lieber tot oder züchtigt die Kinder, wenn sie sich danebenbenehmen, statt sie verstehen zu wollen.  

Gabriel übernimmt das Lebensmittelgeschäft seines Vaters in einer schweren Zeit, als die Judenverfolgung in Deutschland und der Zweite Weltkrieg die gesamte Welt erschüttern. Doch das Weltgeschehen scheint die Familie Ermoza nicht wirklich aus ihren Befindlichkeiten herauszureißen. Das ändert sich erst, als der Staat Israel unter heftigen, blutigen Geburtswehen geboren wird. Nun geht es auf’s Ganze und die Existenz steht auf dem Spiel. 

Meine Meinung: 

Die israelische Autorin Sarit Yishai-Levi legt mit ihrem Roman "Die Schönheitskönigin von Jerusalem" eine anspruchsvolle wie durchweg packende Familiengeschichte einer sephardischen Familie vor. Wir begleiten vor allem die weiblichen Mitglieder der Familie Ermoza von der Zeit des Endes der osmanischen Herrschaft in Palästina über vier Generationen hinweg - eine sehr spannende Zeit, die uns durchaus auch die Entwicklung des Staates Israel näher bringt. 

Die Autorin schafft es sehr gut, historische Ereignisse in den Roman einzubetten. Doch der Fokus der Autorin liegt auf ihren Hauptfiguren, die allesamt schwierige Charaktere sind. Heerscharen von Psychotherapeuten hätten hier viel zu tun. An manchen Stellen verdienen die Figuren durchaus mein Verständnis, Sympathien ernten sie jedoch nicht. Am meisten habe ich mich über die überaus egoistische Luna aufgeregt.  

Einfach zu lesen ist dieser Roman nicht, denn Sarit Yishai-Levi verlangt ihren LeserInnen einiges ab. Dabei sind die über 600 Seiten noch das geringste Problem. Die häufigen Perspektivenwechsel, die Icherzählerin (Gabriela) sowie die sperrigen Charaktere machen es den Leserinnen nicht leicht. 

Ich gebe zu, anfangs habe ich damit geliebäugelt, das Buch wieder wegzulegen, doch dann hat es eine Sogwirkung entwickelt, die mich weiter- und binnen zwei Tage fertig lesen hat lassen.  

Gut gefallen hat mir, dass die Spaltung innerhalb des Judentums durch die unterschiedliche Sprache (hier jiddisch dort spaniolisch) symbolisiert wird.   

Auch über die politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse und Verhältnisse kann man viel lernen. Für Leser, die mit dem jüdischen Leben nicht so vertraut sind, wäre ein Glossar hilfreich. 

Fazit: 

Keine einfache, aber eine interessante Lektüre, der ich gerne 5 Sterne gebe. 

 

Cover des Buches Das Meeresblau von Tel Aviv (ISBN: 9783351038229)
Kristall86s avatar

Rezension zu "Das Meeresblau von Tel Aviv" von Sarit Yishai-Levi

Bewegende Geschichte
Kristall86vor 3 Jahren

Klappentext:

„Elija aus Tel Aviv ist glücklich, ihren Mann, einen umschwärmten Schriftsteller, in Paris zu besuchen, nur um zu erfahren, dass er sie für eine andere sitzen lässt. Untröstlich kehrt sie nach Israel zurück und lässt sich von den Eltern in ihrem alten Kinderzimmer in Tel Aviv umsorgen. Ihre Mutter Lily kann nur wenig Nähe zulassen, und Elija findet heraus, dass ihre Mutter so kalt ist, weil sie als Baby ausgesetzt wurde und ohne Mutter aufwachsen musste. Elija beschließt, die Geschichte ihrer Familie zu erforschen und ihre Großmutter Rachel zu suchen.“


Den Hauptort Tel Aviv habe ich bislang in meinen Büchern nicht oft gefunden und da war die Neugier auf „Das Meeresblau von Tel Aviv“ von Sarit Yishai-Levi ganz besonders groß. 

Die Geschichte um Elija ist schon eine besondere, vor allem eine gefühlvolle und emotionale. Da reist die Gute nach Paris um ihren Mann zu besuchen und was findet sie vor? Der Gatte betrügt sie....na Danke auch. Und genau dann erleben wir eine Elija wie sie in uns allen steckt, sie flüchtet und rettet sich in das schützende Nest der Eltern. Das aber dieses Nest nicht unbedingt die größte Nestwärme bietet, merkt Elija dann auch wieder und geht der Sache auf den Grund. Ihre Mutter ist eh und je unterkühlt...aber warum? Wo sitzt bei ihr der Schmerz? Die Autorin hat hier wirklich tiefsinnig eine Schiene getroffen, die wir Leser wohl alle kennen, wenn wir verletzt wurden. Die Flucht zurück in genau das Zuhause was einem alles bedeutet....nicht jeder lässt es zu, einige trauen sich nicht, andere finden es kindisch oder gar bescheuert. Elija konnte nicht anders und ich konnte sie verstehen. Als dann aber auch die Geschichte ihrer Mutter ins Spiel kommt, dreht sich ein wenig das Bild. Die aufkeimende Geschichte die dann um ihre Mutter entsteht, nimmt der Story zwar die Luft raus, fügt aber eine andere hinzu. Dieser Spagat war spannend zu lesen und machte neugierig auf die wahre Familiengeschichte. Wenn man Seite um Seite sich neu erliest, erfährt der Leser Dinge, die man selten gelesen hat.

Als Leser erfahren wir aber noch so viel mehr: das Leben in Israel, bildhafte Beschreibungen aber dafür fein akzentuiert und einen wunderbaren, runden Schreibstil, der fesselt und eine gute Spannung inne hat. 

Ich vergebe 4 von 5 meeresblaue Sterne.

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Zusätzliche Informationen

Sarit Yishai-Levi wurde am 01. Januar 1947 in Jerusalem (Israel) geboren.

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