Cover des Buches Die Schönheitskönigin von Jerusalem (ISBN: 9783351036317)
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Rezension zu Die Schönheitskönigin von Jerusalem von Sarit Yishai-Levi

Fluch der Tradition

von sursulapitschi vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein schönes Buch, das anhand einer dramatischen Familiengeschichte sehr originell die Geschichte Israels erzählt.

Rezension

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sursulapitschivor 8 Jahren
Dieses Buch hat was, ganz unbedingt.
Eine jüdische Familie in Jerusalem im Wandel der Zeiten.

Als Oma Rosa, gesund soll sie sein, behauptet, ein Fluch würde auf den Frauen der Familie Ermoza liegen, ist Gabrielas Neugierde geweckt. Ein Fluch? Keine Frau der Familie wurde von ihrem Ehemann geliebt. Das war schon so bei Rosas Schwiegermutter Mercada, sie ruhe in Frieden, auch Rosas Ehe stand unter keinem guten Stern und auch Luna, Gabrielas Mutter, die erklärte Schönheitskönigin von Jerusalem, hatte kein Glück in der Liebe. Und so erzählt Oma Rosa von der Zeit als sie ein junges Mädchen war und Jerusalem noch von den Ingländern, ausgelöscht sei ihr Name und Andenken, beherrscht wurde.

Rosas Geschichte ist erstaunlich und auch ein wenig befremdlich. Man muss sich zunächst einleben in diese jüdische Welt, die in Traditionen verwurzelt ist, die auch ein gutes Maß an abergläubischen Elementen enthält, wo durchaus Teufel, Dämonen und Hexen einen Stellenwert haben. Auch ein ausgefeilter Standesdünkel ist zu beachten. Selbst Juden untereinander sind sich nicht grün, Spaniolen und Aschkenasen bleiben strikt getrennt.

Das Lesen macht großen Spaß. Die Sprache ist schön und authentisch. Die Blickwinkel wechseln gleitend von einem Familienmitglied zum anderen. Auch zeitlich geht die Geschichte bunt durcheinander, bis sich die Episoden zu einem Bild zusammensetzen.

Den Grundstein allen Übels hat Urgroßvater Raffael gelegt, als er sich unsterblich in eine wunderschöne Aschkenasin verliebte und pflichtschuldigst die spaniolische Mercada heiratete. Damit beginnt ein Teufelkreis: Ungeliebte Ehefrau wird zum Drachen, der ungeliebte Kinder großzieht, die beziehungsunfähig sind und sich wieder in die falschen Partner verlieben. Das ist anfangs spannend und dramatisch. Nur spätestens wenn in der dritten Generation Lunas frischgebackener Ehemann feststellt, dass er eine heißblütige Italienerin nicht vergessen kann, fängt man an, die Stirn zu runzeln. Klar, es liegt ein Fluch auf der Familie, aber trotzdem könnte doch mal irgendjemand Vernunft walten lassen.

Bis dahin fand ich, es ist ein schönes Buch, das anhand einer dramatischen Familiengeschichte sehr originell die Geschichte Israels erzählt. Immerhin ist man bei der Staatsgründung dabei und landet mitten im Befreiungskrieg Jerusalems. Die Spur zu viel Dramatik konnte ich tolerieren. Leider kommt es zum Ende hin dann ziemlich dick. Drama, Verzweiflung, ein Wunder am Grab der Mutter und obendrauf noch eine gehörige Portion Pathos.

Ich habe ein wenig überlegen müssen, wie ich das bewerte. Letztendlich vergebe ich 4 Sterne für den sehr guten Gesamteindruck und die tolle Idee, aber der vierte Stern wackelt ein bisschen.





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