Rezension zu "Lion: A Long Way Home" von Saroo Brierley
Fast unglaublich erscheint einem Saroos Schicksal: Als kleiner Junge aus einer bitterarmen Familie in Indien besteigt er nachts alleine einen Zug, weil er seinen großen Bruder sucht. Der Zug bringt ihn in eine Stadt, die er noch nie gesehen hat. Den Weg zurück zu finden, ist für den Kleinen unmöglich - und Vertrauen in die Polizei hat er als Kind einer armen Familie nicht. So lebt er auf der Straße mit all ihren Gefahren, bis er schließlich aufgegriffen wird, zur Adoption nach Austrialien freigegeben wird und zu einem jungen australischen Mann heranwächst... der sich dann auf die Suche nach seiner Herkunftsfamilie begibt.
Man kann kaum fassen, dass all das wirklich passiert ist und vor gar nicht mal allzu langer Zeit, denn Saroo ist auch heute noch ein junger Mann.
Die Geschichte berührt nicht nur als Lebenserzählung eines Einzelnen, sondern auch als Abbild von der Diskrepanz zwischen dem Leben reicher und armer Familien, reicher und armer Länder. Es zeigt auf, wie viel im Leben vom Zufall bestimmt ist und von dem Glück - oder Pech - wann und wo man geboren wird.
Das spannende Leben kombiniert mit einigem schriftstellerischen Talent führen dazu, dass man das Buch kaum weglegen kann. Daher eine absolute Empfehlung! Doch in meinen Augen ist es nicht nur spannende Lektüre, sondern bewegt den Leser auch zu mehr Demut und Dankbarkeit, was das eigene Leben anbelangt. Denn in Sicherheit, bei der eigenen Familie und mit ausreichend Nahrung aufwachsen zu können ist eben doch keine Selbstverständlichkeit!