Cover des Buches Mein langer Weg nach Hause (ISBN: 9783548375632)
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Rezension zu Mein langer Weg nach Hause von Saroo Brierley

Bollywood mal anders!

von sommerlese vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Die Sehnsucht nach der leiblichen Familie hört nie auf!

Rezension

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sommerlesevor 10 Jahren
"*Saroo Brierley*" beschreibt mit seinem Roman "*Mein langer Weg nach Hause*" seinen eigenen Werdegang und die Suche nach seiner leiblichen Familie in Indien. Der "*Ullstein Verlag*" hat 2014 die deutsche Übersetzung herausgegeben.

Es ist ein Tag wie jeder andere im Leben des fünfjährigen Saroo: Auf dem Bahnhof einer indischen Kleinstadt sucht er nach Münzen und Essensresten. Schließlich schläft er vor Erschöpfung in einem wartenden Zug ein. Der fährt den kleinen Jungen ans andere Ende von Indien, nach Kalkutta. Saroo kann weder lesen noch schreiben, er kennt den Namen seiner Heimatstadt nicht, nicht einmal seinen eigenen Nachnamen. Ganz allein überlebt er wochenlang auf der Straße, bevor er in einem Waisenhaus landet und so schließlich zu den Brierley gelangte, die Saroo ein neues Zuhause in Australien schenken.
Fünfundzwanzig Jahre später macht sich Saroo mit Hilfe von Google Earth auf die Suche nach seiner leiblichen Familie. Am Bildschirm fährt er Nacht für Nacht das Zugnetz von Indien ab und findet wie durch ein Wunder die Nadel im Heuhaufen, die einmal sein Zuhause war.

Mein langer Weg nach Hause ist die wahre und ergreifende Geschichte eines Jungen, der allen Widrigkeiten zum Trotz überlebte und als erwachsener Mann wieder nach Hause fand.

"*Das überreiche Beschenktwerden mit zwei Familien erfüllt Saroo mit tiefer Demut.*" Zitat Seite 253.

Diese Geschichte ist unglaublich, aber dennoch wahr, denn so sind die wahren Geschichten, die das Leben schreibt.
Saroo erzählt in einfacher Erzählsprache von seinem "Verlorengehen" und seinem Überleben in der Millionenstadt Kalkutta auf offener Straße. Diese indische Welt mit all seiner Armut, wo jeder mit seinem eigenen Überlebenskampf beschäftigt ist, wird uns hier anschaulich vor Augen geführt. Bei über 4 Millionen Einwohnern sind einzelne Schicksale den Menschen fast gleichgültig und Kindern wird häufig Gewalt angetan.

Saroo ist in absoluter Armut aufgewachsen, die Familie wurde von seinem Vater früh verlassen, aber seine Mutter arbeitet schwer, um ihn und seine drei Geschwister über Wasser zu halten. Dazu ist sie häufig mehrere Tage unterwegs und die Kinder sind sich selbst überlassen. Schulbildung ist teuer und den Kindern fremd, hier müssen die Kinder ihr tägliches Essen selbst erarbeiten und aufeinander aufpassen. Dieser enge Familienzusammenhalt und die geschwisterliche Zuneigung haben ihn früh geprägt und ihm trotz der ärmlichen Verhältnisse eine glückliche Kindheit beschert, die er nie vergisst.
Obwohl er in einer wunderbaren Familie aufgenommen wird und sich dort auch angekommen fühlt, überkommt ihn Jahre später voller Wehmut die Sehnsucht nach seiner leiblichen Familie und er beginnt in seinen Erinnerungen zu suchen und nachzuforschen.
Die Bilder aus seiner Kindheit sind in seinem Kopf tief eingebrannt und damit beginnt die intensive Suche nach der berühmten Nadel im Heu, in diesem Fall nach einem unbekannten Ort in Indien.

Fasziniert liest man Saroos Geschichte und begleitet ihn auf Schritt und Tritt, bis er dann endlich seine Mutter und Geschwister in die Arme schließen kann. Er ist an seinem Schicksal nicht verzweifelt, sondern hat mit seinem Wunsch nach Aufklärung eine zweite Familie dazu gewonnen.

Ein paar Fotos geben Einblick und veranschaulichen noch einmal dieses Personenschicksal.

Hier werden dem Leser deutlich die ärmlichen Bedingungen in Indien vor Augen geführt, ohne in eine Mitleidsschiene abzudriften. Das macht aufmerksam auf das Leid in unserer Welt und zeigt durch die Adoption einen bedeutsamen, in der Menge jedoch kleinen Schritt zur Besserung an.

Die Familiengeschichte der Brierleys wird ebenfalls ausführlich erklärt und auch in ihrer Vergangenheit waren Armut und Überlebenskampf zu finden, die später dann Motive für die Adoptionen waren.
Sehr informativ ist die Vorstellung des Adoptionshilfswerks ISSA, hier erfährt man ebenfalls einiges Hintergrundwissen.

Diese reale Familiengeschichte hat mir gut gefallen und sie ist mir sehr nahe gegangen. Hier wird ein Zeichen gesetzt für die Hoffnung und ein besseres Miteinander auf der Welt.
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