Rezension zu Fallensteller von Saša Stanišić
Genial
von franzzi
Kurzmeinung: Großartig. Wie Stanisic schreibt, wie er erzählt, das ist die Magie. Er zerlegt die Sprache, er seziert die Gesellschaft ganz eigensinnig.
Rezension
franzzivor 7 Jahren
Was lässt sich groß sagen über dieses Buch außer: großartig?!
Wenig. Denn das trifft es. Sasa Stanisic, seines Zeichen völlig zurecht Preisträger des Preises der Leipziger Buchmesse für seinen Roman "Vor dem Fest", schreibt von Kleinigkeiten, Nichtigkeiten, Unerhörtheiten, vom Reisen, vom Suchen und vom Beisammensein. "Fallensteller" heißt die Sammlung aus Kurzgeschichten und Erzählungen, in denen Figuren und Erzählstränge wiederkehren - und die sogar im Ganzen irgendwie ein Bild ergeben, obwohl sie so unterschiedlich sind.
Damit schafft Stanisic es, den Leser am Buch zu halten, als wäre es ein Page-Turner-Roman. Zu sehr will man wissen, welche Spielerei ihm als nächstes einfällt. Beim Lesen wandelt man zwischen Staunen (das einem so etwas einfallen und man es dann auch noch so ausdrücken kann) und Kichern (über die Komischkeit der Anekdoten). Vielmehr lässt sich nicht sagen. Man muss es selbst lesen, sich selbst mitnehmen lassen, entführen nach Brasilien, Stockholm und in die Brandenburger Provinz. Ich kann nicht einmal sagen, welche Geschichte ich am liebsten mochte. Sie sind alle großartig. Geschichten zum Lesen und Immerwiederlesen, zum Sichselbstertapptfühlen und zum Spracheanstaunen. Wunderbar.
So klingt es zum Beispiel:
"Schreiber, dröhnt der Russe auf mich nieder, dass ich zucke und nach vorn kippe, dem großen Mann in die Umarmung, mein Kinn an seiner Brusttasche, in der etwas Scharfes steckt: sein Herz."
Oder: "Wir wollen den Steg nicht nehmen, weil uns Stege daran erinnern, dass wir nicht übers Wasser laufen können. Also ziehen wir Schuhe und Socken aus, krempeln die Hosenbeine hoch und waten durch den schönen tragischen blöden glückseligen Fluss und das erinnert uns daran, dass wir nicht übers Wasser laufen können."
Oder: "Weil er entführt wurde. Verwechselt. Weil er sich so gern verwechseln und entführen ließ. Weil er als der, der er dann war, nicht mehr dorthin musste, wohin er als der, der er gewesen war, gemusst hätte."
Wenig. Denn das trifft es. Sasa Stanisic, seines Zeichen völlig zurecht Preisträger des Preises der Leipziger Buchmesse für seinen Roman "Vor dem Fest", schreibt von Kleinigkeiten, Nichtigkeiten, Unerhörtheiten, vom Reisen, vom Suchen und vom Beisammensein. "Fallensteller" heißt die Sammlung aus Kurzgeschichten und Erzählungen, in denen Figuren und Erzählstränge wiederkehren - und die sogar im Ganzen irgendwie ein Bild ergeben, obwohl sie so unterschiedlich sind.
Damit schafft Stanisic es, den Leser am Buch zu halten, als wäre es ein Page-Turner-Roman. Zu sehr will man wissen, welche Spielerei ihm als nächstes einfällt. Beim Lesen wandelt man zwischen Staunen (das einem so etwas einfallen und man es dann auch noch so ausdrücken kann) und Kichern (über die Komischkeit der Anekdoten). Vielmehr lässt sich nicht sagen. Man muss es selbst lesen, sich selbst mitnehmen lassen, entführen nach Brasilien, Stockholm und in die Brandenburger Provinz. Ich kann nicht einmal sagen, welche Geschichte ich am liebsten mochte. Sie sind alle großartig. Geschichten zum Lesen und Immerwiederlesen, zum Sichselbstertapptfühlen und zum Spracheanstaunen. Wunderbar.
So klingt es zum Beispiel:
"Schreiber, dröhnt der Russe auf mich nieder, dass ich zucke und nach vorn kippe, dem großen Mann in die Umarmung, mein Kinn an seiner Brusttasche, in der etwas Scharfes steckt: sein Herz."
Oder: "Wir wollen den Steg nicht nehmen, weil uns Stege daran erinnern, dass wir nicht übers Wasser laufen können. Also ziehen wir Schuhe und Socken aus, krempeln die Hosenbeine hoch und waten durch den schönen tragischen blöden glückseligen Fluss und das erinnert uns daran, dass wir nicht übers Wasser laufen können."
Oder: "Weil er entführt wurde. Verwechselt. Weil er sich so gern verwechseln und entführen ließ. Weil er als der, der er dann war, nicht mehr dorthin musste, wohin er als der, der er gewesen war, gemusst hätte."